zum Hauptinhalt
Gespräche unter Großen: Auf der Expo Real treffen sich Investoren, Projektentwickler, Banken und international tätige Architekturbüros. Am Berlinstand zieht man ein positives Fazit.

© Promo (Expo Real)

Expo Real Messe: In Berlin will die Branche hoch hinaus

Der Immobilienmarkt der Hauptstadt sorgt an der Isar für Furore– doch die Euphorie ist nicht grenzenlos.

Ephraim Gothe wirkt zufrieden. „Wir haben eine tolle Messe erlebt“, sagt der Staatssekretär der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung auf dem Podium des Gemeinschaftsstands von Berlin-Brandenburg auf dem Münchner Messegelände. „Und selten haben wir so viele gute Gespräche geführt.“ Gothe ist nicht allein mit seiner Einschätzung: Berlin, so hört man immer wieder im Messegetümmel, ist gefragt bei Investoren aus dem In- und Ausland.

Expo Real heißt die am Mittwoch zu Ende gegangene Messe, die jedes Jahr im Oktober die internationale Fachwelt an die Isar führt. Sie ist keine Messe für private Wohnungs- oder Hauskäufer, sondern eine Plattform für die Großen der Immobilienbranche: Investoren und Projektentwickler, Banken und Fondsgesellschaften, international tätige Architekturbüros und Berater jeder Art. Ums Kontakteknüpfen geht es, aber auch um Geschäftsabschlüsse in großem Stil. Knapp 1700 Aussteller aus 33 Ländern, 36 000 Teilnehmer, überfüllte Hallen, lange Schlangen vor dem Taxistand und Zwei- Sterne-Hotels, die für eine Nacht im Einzelzimmer 250 Euro verlangen – das prägt die drei Tage im Oktober.

Dabei trifft man nicht nur Vertreter der Immobilienwirtschaft, sondern auch jede Menge Politiker – am Berlinstand etwa Stadtentwicklungssenator Michael Müller und Senatsbaudirektorin Regula Lüscher sowie aus Potsdam Oberbürgermeister Jann Jakobs und den Baubeigeordneten Matthias Klipp. Dieser berichtete, es gebe ein großes Interesse von Investoren an Grundstücken in der historischen Mitte Potsdams und in der Speicherstadt.

Auch ansonsten war der Wohnungsmarkt der Hauptstadtregion ein beherrschendes Thema auf der Messe. Dieser sei „hoch attraktiv“, sagte beispielsweise Christoph Husmann, Vorsitzender der Geschäftsführung von Hochtief Projektentwicklung. Wie optimistisch der Markt ist, zeigt das Wohnungsmarktbarometer 2013, das die Investitionsbank Berlin (IBB) vorlegte. Demnach rechnen die meisten befragten Experten damit, dass das Wohnungsangebot in der Stadt sich weiter verknappen und die Wohnkosten steigen werden – für die Berliner Mieter eine schlechte, für Investoren aber eine gute Nachricht.

Entsprechend bleiben Wohnungen in der Hauptstadt bei Kapitalanlegern heiß begehrt. Nach Berechnungen des Maklerunternehmens CBRE entfiel in den ersten neun Monaten dieses Jahres ein Viertel des deutschen Verkaufsvolumens von Paketen mit mindestens 50 Wohnungen auf Berlin. Und weitere Transaktionen wurden zur Expo Real vermeldet: Ein ausländisches Family Office (also die Vermögensverwaltung einer reichen Familie) kaufte für rund 160 Millionen Euro 2000 Berliner Wohnungen, während sich eine Fondsgesellschaft für rund 140 Millionen Euro ein Portfolio aus 1800 Wohnungen sicherte, von denen sich rund zwei Drittel in Berlin befinden.

Geld fließt aber auch in gewerblich genutzte Immobilien. Gerade wurde der Treptowers-Büroturm an der Spree an eine Investmentgesellschaft verkauft. Insgesamt erwarben Investoren laut CBRE in den ersten neun Monaten dieses Jahres für 2,3 Milliarden Euro gewerblich genutzte Gebäude in Berlin. Als Bürostandort entwickelten sich das Mediaspree-Gebiet und die Gegend um den Hauptbahnhof besonders gut, sagte Fabian Klein, der bei CBRE das deutsche Investmentgeschäft leitet. Und am Potsdamer Platz nimmt die Fondsgesellschaft SEB Asset Management Geld in die Hand, um das bisher von Daimler Financial Services genutzte Hochhaus von Stararchitekt Renzo Piano umbauen zu lassen (der Tagesspiegel berichtete am 8. Oktober). „In den Turmgeschossen wollen wir eine neue Spitzenmiete für Berlin erzielen“, so Barbara Knoflach, die Chefin von SEB Asset Management. 26 Euro pro Quadratmeter und Monat nannte sie als Zielmarke – bisher zahlen selbst in besten Berliner Lagen Büromieter kaum mehr als 22,50 Euro.

Also alles bestens für Immobilienunternehmen? Wer auf der Expo Real genauer hinhörte, merkte, dass die Euphorie nicht grenzenlos ist. Selbst die so begehrten Eigentumswohnungen würden sich nicht mehr so schnell verkaufen wie noch vor einigen Monaten, war zu hören. Und laut Klaus Niewöhner-Pape vom bundesweit tätigen Wohnungsunternehmen Industria wird ein Anstieg der Zinsen „nicht ohne Auswirkungen bleiben, da das Preisniveau mit von den niedrigen Zinsen bestimmt ist.“ Im Klartext: Bei steigenden Zinsen wird sich der derzeitige Preisanstieg nicht fortsetzen.

Für Vorsicht plädierte auch Stefanie Frensch, Geschäftsführerin der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Howoge. Sie bekräftigte zwar deren Absicht, jährlich 300 bis 500 Mietwohnungen zu bauen, machte aber auch deutlich, dass dieses Ziel ständig überprüft werde. Wichtig sei es, auf die richtigen Lagen zu setzen und auch im Neubau eine verkraftbare Gesamtmiete einzuhalten.

Genau das ist nach Ansicht von Klaus Niewöhner-Pape das Problem: Private Unternehmen, die in Berlin Mietwohnungen bauten, benötigten fast alle eine Kaltmiete von etwa zwölf Euro pro Quadratmeter, um auf ihre Kosten zu kommen. Die Warmmiete für eine 70-Quadratmeter-Wohnung betrage dann leicht tausend Euro. „Der Bedarf ist in Berlin aber eher auf Wohnungen mit einer Warmmiete zwischen 500 und 600 Euro gerichtet.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false