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Immobilien: "Mit Kollektoren kann man auf die Heizung verzichten"

Immer mehr Menschen nutzen ökologische Bautechnik bei der Einrichtung ihrer Häuser.Am Markt setzen sich vor allem Fotovoltaikzellen sowie Solarkollektoren durch, wenn sie sich auf Dächer montieren lassen.

Immer mehr Menschen nutzen ökologische Bautechnik bei der Einrichtung ihrer Häuser.Am Markt setzen sich vor allem Fotovoltaikzellen sowie Solarkollektoren durch, wenn sie sich auf Dächer montieren lassen.Zu den beachtenswertesten Berliner Anbietern solcher Technik zählt die Alligator Sunshine Technologies.Das Unternehmen erhielt 1997 für seine Produkte den Innovationspreis Berlin-Brandenburg und im Mai diesen Jahres die Auszeichnung "Gründerchampion".Mit einem der drei Geschäftsführer, Izzet Furgac, sprach Ralf Schönball.

TAGESSPIEGEL: Sie behaupten sich auf dem Markt für ökologische Bauteile.Was ist ihr wichtigstes Produkt?

FURGAC: Unser wichtigstes Produkt ist ein thermischer Solarkollektor zur Erwärmung von Wasser.Die Besonderheit unseres Kollektors liegt darin, daß das Gehäuse äußerlich die Form eines großen Dachziegels hat.Dadurch kann man ihn einfach und ohne Beeinträchtigung der Architektur in das Dach integrieren.Früher besaßen die Kollektoren einen Aluminiumkasten als Gehäuse.Den mußten Handwerker auf die Dachpfannen montieren.Unser Produkt dagegen ist kein Fremdkörper mehr, sondern ein großer Solardachziegel.

TAGESSPIEGEL: Und für Ihre Innovation finden Sie auch genügend zahlungskräftige Abnehmer?

FURGAC: Wir stellen fest, daß der Markt für diese Komponenten reif ist.Wir waren im März auf der internationalen Sanitär- und Heizungsmesse ISH in Frankfurt am Main vertreten und in der letzten Woche mit dem Berliner Baustoffhersteller Eternit zusammen auf der Dach- und Wand-Messe in Stuttgart.Die Resonanz ist so groß, daß wir derzeit kaum mit der Arbeit hinter den Aufträgen herkommen.Für unser neues Produkt nehmen wir die Produktion im Herbst diesen Jahres in Berlin auf.Schon heute, bevor die Produktion des neuen Dachziegels überhaupt angelaufen ist, zählen wir 20 Mitarbeiter.Hinzu kommen die Dienstleister von Partnerunternehmen, die flächendeckend den Vertrieb unserer Produkte übernehmen.Außerdem gehen wir neue Wege.Zusammen mit dem Berliner Baustoffhersteller Eternit beliefern wir den Großhandel im Bereich des Dachgewerkes.Das ist insofern neu, als die Solartechnik bisher die Domäne des Sanitär- und Heizungsbaus war.Wir kommen künftig aber nicht mehr nur mit den Heizungsbauern durch den Keller, sondern auch mit den Dachdeckern übers Dach ins Haus.

TAGESSPIEGEL: Bisher muß der Käufer aber für Ökotechnik tief in die Tasche greifen.Wie sieht es mit Ihren Preisen aus?

FURGAC: Die Preisdiskussion ist durch den Markt für Fotovoltaik geprägt, also mit Sonnenzellen zu Erzeugung von Strom.Wir arbeiten auf einem anderen Feld, denn unsere Kollektoren erwärmen das Brauchwasser.Diese Anwendung ist zumindest bei Ein- und Mehrfamilienhäusern viel wirtschaftlicher, denn der Ertrag liegt hier höher.Außerdem werden wir unsere neuen Produkte in Serie produzieren.Dadurch können wir die einzelnen Solardachziegel preiswerter anbieten.Eine Anlage für ein Einfamilienhaus bieten wir für 8500 DM an.Sie umfaßt neben den sechs Dachelementen einen Wasserspeicher mit einer Kapazität von 300 Litern.Enthalten sind außerdem eine Pumpenbaugruppe, denn das warme Wasser muß vom Dach in die anderen Teile des Hauses gelangen.Außerdem ist eine elektronische Regelung dabei.Sie sorgt dafür, daß die Heizung sich zuschaltet, wenn beispielsweise in den Wintermonaten die Sonne nicht lang und intensiv genug strahlt.Außerdem stellt die Elektronik sicher, daß das Brauchwasser nicht mehr als sechzig Grad warm wird.Gäbe es diese elektronische Sperre nicht, dann käme das Wasser kochendheiß aus dem Hahn.

TAGESSPIEGEL: Bei der Lagerung von erwärmten Wasser sollen oft Bakterien entstehen.Wie begegnen Sie der Gefahr, Krankheitserreger zu züchten?

FURGAC: Sie sprechen das Problem der Legionellen an.Dieses Problem war in den Anfängen der Solarthermie akut.Heute ist es gelöst.Durch die regelmäßige Erwärmung des Speichers auch in den Wintermonaten und die Dimensionierung der Anlagen können gesundheitsgefährdende Keime nicht überleben.

TAGESSPIEGEL: Im Winter bedeutet das aber höhere Energiekosten, da ja die normale Heizung Gas oder Öl verbraucht.Erringt die Solartechnik damit nicht einen Pyrrhussieg?

FURGAC: Nein, denn es kommt auf die energetische Gesamtbilanz an.Durch die Solarthermie können wir 60 Prozent des Wärmebedarfs abdecken und den damit verbundenen Energieaufwand einsparen.Da im Winter die Heizung ohnedies zur Unterstützung der Solarkollektoren laufen muß, ist eine Erwärmung des Speichers ganz beiläufig und mit geringem Aufwand möglich.Dagegen ist die Einsparung von Energie in der sogenannten Übergangszeit und natürlich im Sommer erheblich.Wer Kollektoren auf dem Dach hat, der kann getrost von Mai bis September auf eine konventionell betriebene Heizung verzichten.

TAGESSPIEGEL: Wenn die Technik nun billiger zu haben ist, dann dürfte auch die Nachfrage wachsen und natürlich die Zahl der Wettbewerber.Wie ordnen Sie sich im Markt ein?

FURGAC: Der Markt für Solarthermie verzeichnet jährliche Wachstumsraten zwischen 20 bis 30 Prozent.Wir führen gerade eine neue Generation von Solarkollektoren ein und wollen damit Marktführer in unserem Bereich werden.Derzeit gibt es eine große Zahl kleinerer Anbieter solarthermischer Anlagen und einige große Heizungshersteller mit einem kleinen Angebot.

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