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Am Tegeler Hafen baut die GBI sieben Stadtvillen mit Eigentumswohnungen.

© Rendering: GBI

Neubauprojekte in Berlin: Reif für die Insel

Der Wohnungsbau in Berlin zieht an. Neue Bezirke geraten in den Blick – und ein Trend zeichnet sich ab: Wer es sich leisten kann, wohnt gerne am Wasser.

Mögen Kritiker auch beklagen, dass der Wohnungsbau in Berlin nicht auf Touren komme: Tatsache ist, dass sich die Baukräne in einem Ausmaß drehen, wie es noch vor drei oder vier Jahren kaum jemand für möglich gehalten hätte. Etwa 7000 Wohneinheiten wurden im letzten Jahr fertiggestellt, und in den nächsten Jahren dürften es noch mehr werden – jedenfalls genehmigten die Behörden 2013 den Bau von 12 500 Wohnungen.

Dabei zeichnen sich mehrere Entwicklungen ab. Auffällig ist, dass Eigentumswohnungen nicht mehr nur innerhalb des S-Bahn-Rings entstehen, sondern auch in Lagen, um die Projektentwickler noch vor kurzem einen Bogen machten. Kondor Wessels zum Beispiel will von Mitte dieses Jahres an in der Radickestraße 22 in Adlershof eine Baulücke schließen und zehn Eigentumswohnungen mit zwei bis vier Zimmern errichten. Eine Drei-Zimmer-Wohnung mit 96 Quadratmetern Wohnfläche im Erdgeschoss kostet 289 000 Euro, was 3000 Euro pro Quadratmeter entspricht – ein Preis, für den in der Innenstadt kaum noch eine Neubauwohnung erhältlich ist.

Sehr viel größer ist das Ludwig-Hoffmann-Quartier, das im Norden der Stadt, neben dem S-Bahnhof Buch, Gestalt annimmt. Dort verwandelt Andreas Dahlke mit seiner Situs GmbH ein denkmalgeschütztes Krankenhausareal in einen Wohn- und Bildungsstandort. Besonders aktiv ist dabei das Investorenduo Dirk Germandi und Detlef Maruhn, das 350 Eigentumswohnungen realisiert. Momentan sind der vierte und fünfte Bauabschnitt mit 140 Wohnungen im Vertrieb, wobei die Quadratmeterpreise laut Germandi zwischen 2700 und 3300 Euro liegen. Zwar seien die Grundrisse nicht so effizient wie bei Neubauten, räumt Germandi ein. „Dafür verfügen die Wohnungen über sehr viel historischen Charme und großzügige Deckenhöhen. Und Erwerber kommen in den Genuss der Denkmal-Abschreibungen.“

Wer eine Wohnung zur Kapitalanlage erworben hat, darf sich laut Germandi über eine große Nachfrage freuen. „Viele neue Mieter stammen aus Prenzlauer Berg und suchen nun für ihre Familie eine passende Wohnung mit drei bis vier Zimmern“, berichtet er. „Sie genießen das viele Grün und den schnellen Weg in die Innenstadt oder zur Arbeit in Buch“ – und zahlen dafür durchschnittlich 8,50 Euro pro Quadratmeter.

Wohnen am Wasser liegt im Trend

Gebaut wird aber auch in einem Bezirk, der vom Immobilienboom bisher weitgehend unberührt blieb: Reinickendorf. Dort, genauer auf der Tegeler Insel, errichtet das Berliner Unternehmen GBI sieben Stadtvillen mit zusammen 49 Wohnungen, die zwischen 81 und 140 Quadratmeter groß sind. Die Kaufpreise bewegen sich zwischen 3450 und 4300 Euro pro Quadratmeter. Momentan werden die Rohbauarbeiten abgeschlossen; Ende des Jahres sollen die Wohnungen bezugsfertig sein. Verkauft sind bisher 65 Prozent.

In Adlershof schließt Kondor Wessels eine Lücke in der Radickestraße – mit Wohnungen zu recht bezahlbaren Preisen.
In Adlershof schließt Kondor Wessels eine Lücke in der Radickestraße – mit Wohnungen zu recht bezahlbaren Preisen.

© Rendering: Kondor Wessels

„Das Objekt ist ideal für Familien, Paare und Singles, wenn diese die Ruhe und die besondere Lage auf der Insel mit der Nähe zum Stadtleben kombinieren möchten“, schwärmt Guido Bode, Geschäftsführer von GBI Wohnungsbau. Damit spricht er einen zweiten Trend an: Wohnen am Wasser. Soeben hat zum Beispiel die Streletzki-Gruppe angekündigt, bis Ende 2016 unter dem Projektnamen Rive auf der Halbinsel Stralau hundert Wohnungen zu errichten. Eine „ideale Mischung aus Natur- und Stadtleben“ attestiert Geschäftsführer Julian Streletzki dem Ort. Eine 90 Quadratmeter große Drei-Zimmer-Wohnung im ersten Obergeschoss kostet 350 000 Euro, also knapp 3900 Euro pro Quadratmeter.

Noch näher an der Innenstadt sind die künftigen Bewohner der 68 Eigentumswohnungen in der Stralauer Allee in Friedrichshain, welche die Otto Wulff Projektentwicklung auf den Namen The White getauft hat. Das Gebäude wird auf dem Areal des ehemaligen Osthafens errichtet – wo in der Vergangenheit zwar ein Hotel, Fernsehstudios und ein Modezentrum entstanden, aber keine Wohnungen. Lange galt die viel befahrene Stralauer Allee als Hemmnis, doch mittlerweile wird dieser Nachteil offenbar durch die Südausrichtung zur Spree hin kompensiert. In den oberen Geschossen wird es denn auch richtig teuer: Eine Vier-Zimmer-Wohnung im vierten Stock mit 141 Quadratmetern Wohnfläche ist beim Maklerhaus Grossmann & Berger für 799 000 Euro (5667 Euro pro Quadratmeter) zu haben.

In Berlin werden wieder Mietwohnungen gebaut

Ähnliche Preise finden sich im Innenstadtbereich mittlerweile auch bei anderen Neubauvorhaben, die nicht zum Luxussegment im engeren Sinn zählen. Bei Gervin & Wilmers zum Beispiel, einem Neubau mit 77 Eigentumswohnungen in der Gervinusstraße 1–3 in Charlottenburg, bewegen sich die Kaufpreise zwischen 3600 und 5000 Euro pro Quadratmeter; die Penthäuser sind noch teurer. Die Bauarbeiten auf dem früher von einem Obdachlosenheim genutzten Grundstück nahe der S-Bahntrasse haben diese Woche begonnen. Verkauft wurde bisher gut ein Drittel der Wohnungen, so die Unternehmensgruppe Buwog-Meermann. Etwa die Hälfte der Käufer komme aus Charlottenburg-Wilmersdorf, gut ein Zehntel aus dem Ausland.

Edle Apartments zur Miete entstehen am Alex.
Edle Apartments zur Miete entstehen am Alex.

© Redevco

Etwas günstiger ist ein Projekt, das erst vor wenigen Tagen auf den Markt kam: Für Preise zwischen 3250 und 4540 Euro pro Quadratmeter bietet die Ziegert Bank- und Immobilienconsulting 63 Eigentumswohnungen am Columbiadamm an. Die Vermarkter werben mit der Nähe zum ehemaligen Flughafen Tempelhof – doch wer befürchtet, hier werde der bevorstehende Volksentscheid über die Bebauung des Tempelhofer Feldes ausgebootet, darf durchatmen: Der Neubau entsteht nördlich des Columbiadamms, nicht auf dem einstigen Flugfeld.

Schließlich zeigt sich noch ein weiterer Trend: In Berlin werden wieder Mietwohnungen gebaut. Allein die sechs kommunalen Wohnungsbaugesellschaften planen bis 2016 den Bau von insgesamt 7200 Mietwohnungen. Die Gewobag beispielsweise will im Mai zusammen mit einem privaten Projektentwickler den Grundstein für 98 Wohnungen in der Kiefholzstraße 403/404 in Treptow legen. Sie seien geeignet für Menschen, „die gerne städtisch und gleichzeitig in einem grünen Wohnumfeld leben möchten“, heißt es bei der Gewobag. Ein Drittel der Wohnungen wird für 7,50 bis 10 Euro pro Quadratmeter vermietet – allerdings erst ab Mitte 2015.

Es geht aber auch teurer – etwa in den obersten Geschossen des Alea 101, eines Geschäfts- und Wohnhauses in Mitte. Dort stellt die Immobiliengesellschaft Redevco gerade 14 edle Apartments fertig, wobei für eine 170 Quadratmeter große Vier-Zimmer-Wohnung eine Monatsmiete von gut 3300 Euro (inklusive Nebenkosten) fällig wird. Dafür gibt es freien Blick auf den Fernsehturm – und künftig vielleicht auch auf das Wohnhochhaus am Alexanderplatz mit seinen Luxus-Apartments in fast 150 Meter Höhe.

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