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Alter Schuppen als neues Entrée. Der 1893 in Heinersdorf errichtete Rundlokschuppen – auf dieser Fotomontage nach links an den S-Bahnhof Pankow versetzt – ist der letzte seiner Art, der in Deutschland errichtet wurde. Der denkmalgeschützte Bau soll am S-Bahnhof Heinersdorf abgebaut und am S-Bahnhof Pankow als Vorhalle eines Shoppingcenters wieder aufgebaut werden, wenn es nach Grundstückseigentümer Kurt Krieger geht.

© Fotomontage: Sabine Miethke/Bildmaterial: Krieger Projektentwicklungs- und Bau GmbH, euroluftbild.de

Pankower Tor: Verschiebebahnhof mit neuem Zug

Das Hin und Her um das Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofes nimmt wieder Fahrt auf: Der Investor am Pankower Tor ist bereit seine ursprüngliche Planung zum Teil ad acta zu legen - der Bezirk akzeptiert ein weiteres Einkaufszentrum.

Die Birken auf der Brache wachsen immer höher, von einem Baustart auf dem seit 18 Jahren ungenutzten Gelände kann noch immer keine Rede sein. Eigentümer Kurt Krieger drohte in einer Ausschusssitzung der Bezirksverordnetenversammlung Pankow zuletzt mit diesem Ultimatum: Werde bis Weihnachten keine Einigung über sein Projekt erzielt, wolle er sich zurückziehen.

Wörtlich erklärte der Besitzer der Möbelhäuser Höffner, Sconto und Kraft dem Internetblog „florakiez“ zufolge, ohne Kompromiss werde er das Projekt an die nächste Generation übergeben. Die Überlegung des 67-Jährigen ist zunächst obsolet geworden. Nach einem Gespräch von Vertretern des Landes und des Bezirks in dieser Woche soll es nun endlich vorangehen.

Voraussetzung dafür war – unter anderem – das Einlenken des Investors und des Baustadtrates in Pankow: Eigentümer Krieger besteht nicht mehr länger auf der Errichtung eines Einrichtungshauses in der Mitte der Freifläche, sondern kann sich vorstellen, dass ein Shoppingcenter – etwa in der Größe der Schönhauser Allee Arcaden – unmittelbar am S- und U-Bahnhof Pankow errichtet wird.

Im Gegenzug kann sich Pankows Stadtentwicklungsrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) nun partout „nicht erinnern, dass ich hier ein Einkaufszentrum verhindern will“, wie er dem staunenden Publikum am Mittwoch auf einer öffentlich Veranstaltung zum Einzelhandel im Rathaus Pankow sagte.

Allerdings will der Bezirk eine Verträglichkeitsstudie in Auftrag geben, um herauszufinden in welchem Maße Kriegers Pläne an dieser Stelle den Umsatz der bereits etablierten Geschäfte tangieren. Das am alten Dorfkern von Pankow gelegene Rathauscenter kündigte Krieger auf der vom Büro „Stadt + Handel“ moderierten Veranstaltung in Gestalt von Centerchef Klaus-Martin Callhoff schon einmal verstärkte Konkurrenz an: „Wir wollen das Rathauscenter um 5000 Quadratmeter Verkaufsfläche in der ersten Phase erweitern, in der zweiten Phase sollen noch einmal 5000 Quadratmeter hinzukommen“.

Bei der Bebauung bleiben noch viele Fragen offen

Auch Krieger hat für sein Einrichtungshaus einen Plan, einen spektakulären. Nach Tagesspiegel-Informationen will er den wegen seiner technisch einzigartigen Schwedler-Kuppel denkmalgeschützten Rundlokschuppen am östlichen Ende seines großen Grundstücks abtragen, um ihn als Entrée des Einkaufszentrums im Stil einer Markthalle mit Kinderspielecke am Westende wieder aufbauen. Ob die Denkmalschutzbehörden das mitmachen, ist noch so offen. Zumal es nicht einmal einen aktualisierten Flächennutzungsplan, geschweige denn einen Bebauungsplan für das neue Stadtquartier gibt.

Wird die nun favorisierte „Westvariante“ der Bebauung Realität, stellen sich noch die Fragen nach der Verkehrsführung und Lenkung der Kundenströme in Richtung Einkaufszentrum. „Da haben Sie Recht“, erklärte Krieger auf Anfrage dieser Zeitung und verwies auf den Bau eines Tunnels, der in West-Ost-Richtung unter der nun in die Mitte gerückten Wohnbebauung hindurchführen soll. Ohne die Inanspruchnahme der Granitzstraße sollen so die von Norden und Osten kommende Zielverkehre auf das rund 40 Hektar große Areal gelenkt werden.

Ob das neue Center unbedingt 30 000 Quadratmeter Verkaufsfläche bieten muss – wie dies ursprünglich geplant war – lässt Krieger noch offen, wie auch Fragen nach Gewinnern und Verlierern der städtebaulichen Entwicklungen im Pankower Einzelhandel: „Die Frage der Größenordnungen ist auch eine Frage der Erträglichkeit und der Attraktivität. Zu den Schönhauser Allee Arcaden und dem Rathauscenter möchte ich mich der Stimme enthalten.“

Mit einer Schnellstraßenverbindung stirbt das Projekt

Der Berliner Unternehmer veranschlagt für das Pankower Tor ein Investitionsvolumen von 400 Millionen Euro. Er hatte neben seinen Gewerbebauten den Bau von 750 dringend benötigen Wohnungen in Aussicht gestellt, zudem die Errichtung einer neuen Grund- und einer neuen Oberschule – mit 400 beziehungsweise 1200 Plätzen – und den eines neuen Stadtplatzes. Etwa 250 der Wohnungen sollten zu einem Mietpreis von 5,50 Euro kalt pro Quadratmeter angeboten werden.

Damit dies alles Realität wird, muss allerdings noch eine ältere Verkehrsplanung vom Tisch: Am vergangenen Montag suchten Berlins Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel, Staatssekretär Engelbert Lütke Daldrup und Michael Künzel von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt im Gespräch mit Pankows Bezirksbürgermeister Matthias Köhne, Bezirksstadtrat Kirchner, dem Vorsitzenden des Ausschusses für Stadtentwicklung und Grünanlagen der BVV, Roland Schröder, und Pankows Baudirektor Klaus Risken einen Weg, wie man sich dieser Planung entledigt.

Im Berliner Stadtentwicklungsplan Verkehr ist eine noch zu bauende überörtliche Verbindungsstraße eingetragen, die zwischen der Kreuzung Prenzlauer Promenade/Rothenbachstraße und der Mühlenstraße verläuft. Diese Schnellstraßenverbindung entspricht etwa dem Verlauf der Granitzstraße.

Doch an der Berliner Straße, genau am Pankower Tor, müsste diese geplante Verkehrsachse die Berliner Straße mit einer breiten Brücke überqueren, um auf der Kriegerschen Freifläche neben den Fernbahngleisen der Stettiner Bahn bis zur Mühlenstraße zu führen. „Wenn diese Trasse kommt, stirbt das Projekt Pankower Tor“, sagt Bezirksstadtrat Kirchner. Einen Ausweg für dieses Problem hatten die Herren am Montag nicht parat: Der Bezirk hat noch keine alternative Verkehrsplanung vorgelegt.

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