zum Hauptinhalt

Potenzial in Mitte: Zum Shoppen in die City-West

Rund um den Zoo und den Hackeschen Markt sehen Einzelhandelsexperten das größte Potenzial.

„In meiner Jugend war das Bikinihaus eine Art Hackescher Markt des Westens“, erinnert sich Andreas Kogge. Er begründet das mit den Discos und Bars, die damals im langgestreckten Gebäudeensemble neben dem Bahnhof Zoo zum Feiern animiert haben. Jetzt baut die Bayerische Hausbau den mittlerweile Bikini Berlin genannten Komplex um – und nach Ansicht von Kogge, der als Einzelhandelsspezialist beim Maklerhaus Jones Lang LaSalle (JLL) sein Brot verdient, stehen die Chancen gut, dass es nach Abschluss der Umbauarbeiten im Jahr 2013 im Bikini wieder „ein bisschen avantgardistisch zugeht“. Oder, wie es Kogges Kollege Florian Bitter formuliert: „Es wird ähnlich sein wie der Hackesche Markt, aber City-West-kompatibel.“

Doch die Einzelhandelsexperten sehen nicht nur die Umgebung des Bahnhofs Zoo, sondern die ganze City-West in Bewegung. „Die City-West kommt wieder“, sagt Rüdiger Thräne, Leiter der Berliner JLL-Niederlassung; er bestätigt damit die Einschätzung, die kürzlich Investoren auf einer gemeinsamen Pressekonferenz äußerten. Dabei ist es vor allem ein Name, der die Aufmerksamkeit auf sich zieht: Andreas Murkudis. Er wird im Bikini Berlin einen Laden eröffnen – und steht damit exemplarisch für eine sich abzeichnende Absetzbewegung vom Hackeschen Markt. Dort war der Anbieter edler Designprodukte nämlich ansässig, bevor er sein Geschäft an die Potsdamer Straße verlegte. Der Laden in der City-West wird sein zweiter sein.

Auch Karl-Heinz Müller, der Gründer der Modemesse Bread & Butter, hat den Westen für sich entdeckt: Im Haus Cumberland am Kurfürstendamm wird er einen Laden eröffnen – sein Stammgeschäft 14 oz in der Münzstraße betreibt er jedoch weiter. Andere Inhaber von Läden am Hackeschen Markt strecken laut Florian Bitter ihre Fühler ebenfalls in den Westen aus, etwa an den Savignyplatz.

Als weiteren Indikator für den Aufschwung der City-West sehen die Fachleute, dass sich der Lifestyle-Anbieter Urban Outfitters im Neuen Kranzler Eck eingemietet hat. Das US-Unternehmen wird dort von März 2012 an seine Mode-, Design- und Wohnartikel anbieten. Das Unternehmen Argoneo als Verwalter des Neuen Kranzler-Ecks kommt damit nach eigener Einschätzung seinem Ziel nahe, die Ladenpassage an der Joachimstaler Straße und am Kurfürstendamm „durch die Ansiedlung trendiger Labels, Filialisten sowie Sportswear- und Sportartikelanbieter als attraktive Einkaufsmeile für ein junges, aktives und modebewusstes Publikum zu positionieren“.

Die zwei größten Einzelhandelsprojekte in Berlin

Wer nun jedoch denkt, diese Entwicklung stürze die Gegend um den Hackeschen Markt in eine Einzelhandelskrise, irrt. Im Gegenteil: Vermieter reiben sich angesichts der großen Nachfrage nach wie vor die Hände. Laut JLL können sie eine Miete von bis zu 130 Euro pro Quadratmeter und Monat verlangen – doppelt so viel wie vor fünf Jahren. „Der Hackesche Markt hat sich als Trend- und Szenemeile für den jungen, internationalen Einzelhandel fest etabliert“, heißt es auch beim Maklerhaus Comfort. Ein Beleg dafür ist wiederum Urban Outfitters: Als Standort für ihren ersten Berliner Laden haben die Amerikaner nämlich die Weinmeisterstraße erkoren.

Weitere prominente Neuzugänge am Hackeschen Markt sind das niederländische Modelabel Scotch & Soda (Münzstraße) und der Modefilialist Mango (Rosenthaler Straße). Grundsätzlich, sagt Florian Bitter von JLL, sei das unmittelbare Umfeld des Hackeschen Marktes mittlerweile von Anbietern geprägt, „die Richtung Mainstream gehen“. Der lokale Handel und die kreative Szene dagegen bevorzugten die Nebenstraßen mit ihren nicht ganz so hohen Mieten.

Weitere Veränderungen in dieser Gegend erwarten die JLL-Makler von zwei Großprojekten: dem Forum Museumsinsel und der Bebauung der Freifläche am Tacheles. Allein im Forum Museumsinsel zwischen Tucholsky- und Monbijoustraße entstehen etwa 15 000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche. Dadurch, heißt es bei JLL, würden die nördliche Friedrichstraße und insbesondere auch die derzeit von Cafés und Bars geprägte Oranienburger Straße für Einzelhändler an Attraktivität gewinnen.

Die zwei größten Einzelhandelsprojekte nehmen jedoch anderswo Gestalt an: am Leipziger Platz und an der Schlossstraße. „Huth hat einen sehr guten Mietermix“, lobt Rüdiger Thräne mit Blick auf das Einkaufszentrum, das Harald Huth am Leipziger Platz errichtet. Verhaltener äußert er sich über das Shopping-Center Boulevard Berlin an der Schlossstraße, das im Frühjahr 2012 eröffnet wird: Das sei noch bei weitem nicht voll vermietet. Ohnehin hat die Schlossstraße damit zu kämpfen, dass dort in den vergangenen Jahren mehrere große Projekte die Verkaufsfläche erheblich vergrößert haben. Nie so recht auf Touren kam das Schloss-Straßen-Center am nördlichen Ende der Straße, das jetzt eine Umstrukturierung erfährt: 2012 wird der irische Textildiscounter Primark auf 6000 Quadratmetern seinen ersten Berliner Laden eröffnen.

Neben Primark hat sich noch ein anderes, bei jungen Leuten schwer angesagtes Label für die Schlossstraße in Steglitz entschieden: Der Modeanbieter Hollister hat einen Mietvertrag im Boulevard Berlin unterschrieben. Dabei werde es nicht bleiben, heißt es in gut informierten Kreisen: Ein zweiter Hollister-Store werde bald hinzukommen – man darf rätseln, ob in der City-West oder am Hackeschen Markt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false