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Immobilien: Schmökern statt Laub harken

Unterhaltsame Lektüre rund um das vielschichtige Thema Garten - eine Auswahl der Neuerscheinungen

Mit der dunklen Jahreszeit sind wieder die Tage und Wochen der langen Abende gekommen, an denen Hobby-Gärtner Zeit finden, um sich auch literarisch mit dem heimischen Grün und der Natur zu beschäftigen. Neben den klassischen, rein informativen Ratgebern gibt es auch unterhaltsame Lektüre zum gemütlichen Schmökern. Hier einige Buch-Tipps.

Ausgesprochen heiteren Lesestoff bieten die Kurzgeschichten unter dem Motto „Gartenlust“ von Johannes Roth, illustriert mit Farbfotos von Marion Nickig. Auf unterhaltsame Weise behandelt der Autor die unterschiedlichsten Gartenthemen. So betrachtet er beispielsweise den Roten Mohn nicht nur aus gärtnerischer Sicht, sondern auch als Koch und findet, dass die Seele des Gartens der Kompost ist. Er beschäftigt sich mit Hecken zum Verstecken und sinniert darüber, was der Gärtner im Winter macht. Das Spektrum der Themen ist so weit gefächert, dass Maulwürfe, Wühlmäuse und selbst Gartenzwerge einen Platz darin finden. Augenzwinkernd behauptet der Autor, die wackeren Männlein müssten nicht zwangsläufig eine rote Zipfelmütze tragen und meint, dass auch eine lockige Putte den botanischen Ernst eines Gartens mildern könne. Diese gut 80 „Miniaturen“ in den beiden Bänden sind eine gelungene und amüsant geschriebene Mischung aus fachlichen Informationen, versehen mit kleinen Streifzügen in die Literatur und in die kulturhistorische Welt, wobei neben der „Gartenlust“ auch die „Reise- und Gaumeslust“ des Autors nicht zu kurz kommen. Die Geschichten stammen alle aus dem Magazin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und wurden als Einzelbände bereits vor gut zehn Jahren herausgegeben. Die beiden Taschenbücher sind nun zusammen in einem Schuber erhältlich.

Ein exzellenter Bildband, der nicht nur durch gestochen scharfe Fotos beeindruckt, sondern auch das notwendige Hintergrundwissen liefert, ist der unter der Regie der Gartenschriftstellerin Rosie Atkins entstandene Band „Lieblingspflanzen“. Das Buch richtet sich an alle, die zu Pflanzen eine intensive Beziehung haben und deshalb gern auch etwas über deren Herkunft, die Farbe oder auch über besondere Eigenschaften erfahren möchten. Präsentiert wird eine Auswahl von Pflanzenprofilen aus der englischen Zeitschrift „Gardens Illustrated“ – aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der Publikation. Es handelt sich um 25 Lieblingsgewächse von 20 namhaften britischen Gartenexperten, die die Garten- oder Zimmerpflanzen ausführlich porträtieren. Einige dieser renommierten Fachleute stehen einer Sammlung vor oder haben neue Arten in der Natur entdeckt. Alle jedoch haben die von ihnen vorgestellen Pflanzen kultiviert und mit großer Hingabe studiert. Sortiert sind die Pflanzenprofile in fünf eigenwillig benannten Kapiteln: Unter den „Frühblühern“ findet man unter anderem den Lerchensporn und das Lungenkraut, zu den „Sonnenkindern“ gehört beispielsweise Lavendel. Der rote Mohn und andere Stauden, die einen spektakulären Blickfang abgeben, werden zu den „Hinguckern“ gerechnet. Während Iris oder auch Schneeglöckchen als „Überlebenskünstler“ beschrieben werden, wurden Kaprose und Passionsblume dem Kapitel „Kuriositäten“ zugeteilt. Mehr als 200 Fotos, bei denen man sogar die kleinen Haare an den Blütenknospen oder Blatträndern erkennt, zeigen sie in ihrer vollen Schönheit. Wer sich an den Pflanzen im Original zu Hause erfreuen möchte, findet im Anhang Bezugsquellen und Adressen von Schaugärten. Warum bei einem der vorgestellten Autoren im Anhang das Foto fehlt, erschließt sich dem Leser allerdings nicht.

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Fotografien ganz anderer Art bietet der kompakte Hardcover-Bildband „Gärten“ mit informativen Texten von Leah Bendavid-Val im fast quadratischen Format 17,5 mal 18,5 Zentimetern. Präsentiert werden auf 160 Seiten rund 85 Farb- und Schwarz-Weiß-Bilder. Es sind Momentaufnahmen über das Gärtnern in aller Welt der letzten 100 Jahre. Die Fotografen haben damals wie heute die Schönheit der gezähmten Natur in beeindruckenden Bildern festgehalten und dokumentieren in ihren lyrischen und vielschichtigen Bildern, was leidenschaftliche Gärtner alles zum Blühen und Gedeihen bringen und gebracht haben: Tulpen, Rosen, Chrysanthemen, naturalistische Gärten mit Wiesenblumen, traditionelle Gartenanlagen im japanischen Stil, die königliche Eleganz von Versailles, aber auch ästhetisch schöne Obst- und Gemüsegärten. Es ist kein Bildband zum flüchtigen Durchblättern. Die auf den Fotos festgehaltenen Augenblicke sollte man länger betrachten. Denn man entdeckt immer wieder neue Details und gerät ins Staunen über die gute Farbwiedergabe der ersten Autochrome-Aufnahme, die im National Geographic-Magazin im Jahr 1914 veröffentlicht wurde.

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Stimmungsvoll auf andere Weise ist auch der Bildband „Urwälder Deutschlands“ des promovierten Forstwirtschaftlers Georg Sperber. Der Autor führt uns an die Orte, wo Bäume wild wachsen dürfen und lädt dazu ein, 41 der bekanntesten, interessantesten und schönsten Nationalparks und Naturwaldreservate, aus denen sich der Mensch zurückgezogen hat, zu besuchen: Das geht von den Buchenwäldern auf Rügen bis in den Zirbenwald in Berchtesgaden, vom Naturpark Eifel bis zum Bergmischwald in Thüringen. Georg Sperber, der maßgeblich am Aufbau des Nationalparks Bayerischer Wald beteiligt war und dem Gebiet ein eigenes Kapitel gewidmet hat, beginnt seinen spannenden Überblick mit der ausführlichen Geschichte des Waldes. Es folgt die Beschreibung und mit eindrucksvollen Fotos von Stephan Thierfelder illustriert, was so selten und sehenswert geworden ist: die urwüchsige Natur mit ihren Pflanzen und Tieren. Zu jedem der vorgestellten Reservate gibt es Hinweise für Besucher mit Anreisetipps. Das Buch ist nicht nur ein Genuss für die Augen, sondern lässt nach der Lektüre blitzartig den Gedanken aufkommen, vielleicht im nächsten Jahr ein paar Tage die wilden Wälder Deutschlands zu erkunden.

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