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Immobilien: Sonnenhungrige Stauden

Wildarten von Licht- und Pechnelken sind seit der Antike bekannt. Inzwischen gibt es attraktive Sorten

Blättert man in den Annalen der Gartenkultur oder in alten Abhandlungen über die Geschichte der Pflanzen, so werden dort schon recht früh Lichtnelken erwähnt. Bereits im großen Kräuterbuch des griechischen Arztes und Botanikers Dioskuridis (1. Jahrhundert nach Christus) wird die Kronlichtnelke (Lychnis coronaria) als Heilpflanze gegen den Skorpionstich erwähnt. Im Mittelalter erlangten verschiedene Lichtnelken für den Garten Bedeutung, wie im Hortus Eystettensis von 1613 nachzulesen ist. Aufgeführt sind dort Pflanzen aus dem Garten des Fürstbischofs von Eichstätt, unter anderem die Kronlicht-, die Pechnelke (Lychnis viscaria) und die Brennende Liebe (Lychnis chalcedonica). Sie wurde wegen ihrer leuchtend roten Blüten auch Zinnober-Röslein genannt.

Lychnis chalcedonica ist eine Bauerngartenpflanze, die bereits im Mittelalter durch Kreuzfahrer den Weg zu uns fand. Ihre Heimat ist das östliche Russland, wo sie vor allem steppenartige Landschaften besiedelt. Weithin leuchten von Juni bis August die roten, großen Blütendolden auf straffen, beblätterten Stängeln. Neben der rot blühenden Form gibt es auch weiße, rosafarbene und gefüllt blühende Sorten, die sich durch Teilung vermehren lassen. Kombiniert mit blauem Rittersporn, gelben Sonnenaugen und weißen Sommermargeriten ergibt sich ein farbenprächtiges Ensemble.

Ein nahrhafter, nicht zu trockener Boden und ein sonniger Standort sind für eine kräftige Entwicklung und eine reiche Blüte nötig. Schneidet man im August die Dolden ab, kann man mit Nachblüten in den oberen Blattachseln rechnen. Lässt man Verblühtes stehen, entwickeln sich Samen, die sich von selbst weiterverbreiten.

Liebenswertes „Unkraut“

Durch Kreuzung von Lychnis chalcedonica mit Lychnis x haageana entstand die Vulkan-Lichtnelke (Lychnis-Arkwrightii-Hybr.). Sie hat sehr attraktive orange-rote Blüten, die im Juli auf etwa 30 Zentimeter hohen Stängeln stehen. Leider ist die Pflanze nicht sehr langlebig, lässt sich aber leicht aus Samen heranziehen und kann wie eine einjährige Sommerblume behandelt werden. Das gilt auch für die besonders attraktive Sorte ,Vesuvius‘ mit ihren dunkelpurpurrot gefärbten Blättern.

Zu einem „liebenswerten Unkraut“ kann sich die Kronlichtnelke (Lychnis coronaria) entwickeln. Von Juli bis August trägt sie viele weiße, rosa farbene oder rote Blüten, die einen Durchmesser von bis zu drei Zentimetern erreichen. Meist nur zwei- oder dreijährig, sät sie sich reichlich aus und erscheint jedes Jahr an anderer Stelle. Damit trägt sie zu überraschenden Pflanzenkombinationen im Garten bei. Bis zum Herbst bildet sie dichte, silbergrau behaarte Blattrosetten, aus denen sich im darauf folgenden Jahr die weißen, filzig behaarten, weit verzweigten Stängel von etwa 70 Zentimetern Höhe mit den schönen Blüten entwickeln. Diese attraktive Pflanze mag trockene Böden ohne Staunässe und eignet sich besonders für sonnige Gehölzränder oder Sommerblumenbeete.

Eine sehr alte Gartenpflanze ist die Pechnelke (Lychnis viscaria), die ihren deutschen Namen ihren klebrigen Blütenstängeln verdankt. Von Mai bis Juni leuchten ihre karminroten Blütenstände, die etwa 50 Zentimeter hoch werden. Die Art ist in Europa zu Hause und besiedelt trockene Wiesen, Heideflächen und kommt am Rande von Gebüschen vor. Optimale Bedingungen für ein gesundes Wachstum findet die Pechnelke im Garten an sonnigen Plätzen auf einem trockenen Boden, der einen guten Wasserabzug hat. Neben der Wildart gibt es die gefüllt blühende Sorte ,Plena‘, die ebenfalls karminrote Blüten zeigt. Gelegentlich werden im Handel auch weiß blühende Pechnelken als Lychnis viscaria ,Alba‘ angeboten. Ähriger Ehrenpreis, Serbische Teppichglocke und niedrige Gräser sind geeignete Begleitpflanzen.

Dekorativ im Steingarten

Für den Steingarten gibt es klein wüchsige Exemplare: Die Sorte ,Kugelblitz‘ ist eine nur 20 Zentimeter hohe Pflanze mit karminroten Blüten über einem festem Blattpolster. Und die Alpenpechnelke (Lychnis alpina) erreicht nur eine Höhe von zwölf Zentimetern. Sie bildet grasartige Blattbüschel, aus denen sich von Mai bis Juni purpurrote Blütenkerzen erheben. Ihre Sorte ,Alba‘ und ,Rosea‘ blühen in Weiß beziehungsweise in Rosa.

Die Alpen sind auch die Heimat der Jupiter-Lichtnelke (Lychnis flos-jovis), einer 25 bis 30 Zentimeter hohen Pflanze mit lanzettlich-spatelförmigen Blättern. Die rosaroten Blüten stehen in dichten Trugdolden zusammen und bilden einen schönen Kontrast zum graufilzigen Laub der Pflanze.

Wer im Frühsommer über artenreiche Wiesen spaziert, entdeckt häufig zwischen weißen Margeriten, blauen Glockenblumen oder gelben Hahnenfüßen die rosafarbenen Blüten der Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi) auf 30 bis 50 Zentimeter hohen Stängeln. Die Blütenblätter sind tief gespalten und wirken daher sehr zart.

Während die Kuckucks-Lichtnelke feuchte, nährstoffreiche und humose Böden bevorzugt, benötigt die Jupiter-Lichtnelke (Lychnis flos-jovis) einen trockenen Standort in voller Sonne. Beide gehören zu den beliebten Wildstauden, die sich leicht im Garten durch Aussaat oder Teilung der Pflanzen ansiedeln lassen und zahlreiche Insekten anlocken. Gerade das Richtige für einen naturnahen Garten.

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