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Immobilien: Teures Wasser im Überfluss

In keiner großen Industrienation ist Wasser so teuer wie in Deutschland. Zwar kann man mit einfachen Methoden den Verbrauch senken. Doch damit lassen sich die Kosten in Berlin kaum verringern

Etwa 24 Cent gibt der Deutsche am Tag für kaltes Leitungswasser aus, rund 85 Euro im Jahr. Das entspricht einem Verbrauch von etwa 130 Litern pro Tag.

In keiner anderen großen Industrienation ist Trinkwasser so teuer wie in Deutschland: 1,83 Euro berechnen derzeit die Versorger im Bundesdurchschnitt für 1000 Liter Trinkwasser. In Berlin sind es sogar 2,21 Euro. Am günstigsten ist Schleswig-Holstein mit 1,31 Euro je Kubikmeter. Zum Vergleich: In den USA kostet der Kubikmeter 49 Cent, in Italien 78 Cent. Entsprechend höher fällt der Verbrauch andernorts aus. US-Amerikaner verbrauchen doppelt so viel Wasser wie Deutsche.

Ein Drittel des Wasserverbrauchs verursacht das Duschen, ein Drittel das WC, der Rest geht für Wäschewaschen, Geschirrspülen, Putzen und Garten drauf. Durch die Duschbrause rauschen 15 bis 17 Liter je Minute durch. Eine vierköpfige Familie kostet das im Jahr satte 680 Euro – wegen der Abwassergebühren und der Kosten für das Erhitzen des Wassers. Theoretisch hat es jeder selbst in der Hand durch geringeren Verbrauch Kosten zu sparen. Praktisch ist dies jedoch zumindest in Berlin nicht der Fall.

„Unsere Fixkosten betragen 80 Prozent, deshalb werden die Preise auch bei wesentlich geringerem Verbrauch nicht sinken können“, sagt Eike Krüger, Sprecher der Wasserbetriebe. Anders ausgedrückt: Da der Betrieb der Anlagen auch bei geringem Verbrauch nicht billiger wird, werden die Wasserwerke von ihren Kunden auch dann viel Geld verlangen, wenn diese wesentlich weniger Wasser verbrauchen. Noch etwas spricht gegen das Wassersparen in Berlin: Es gibt zu viel Grundwasser, deshalb steigt es und droht die Keller zu überfluten. Außerdem sind die Abwasserkanäle schon heute unterfordert durch die Sparwelle in den 80er Jahren. Die Folge: Das Abwasser steht in den Kanälen, fault – und die üblen Gerüche steigen auf.

Zwar kann der Verbraucher nichts tun, um seine Wasserrechnung zu senken, dafür aber die Wasserwerke. Davon ist Dieter Blümmel überzeugt: „Die Wasserpreise sind viel zu hoch“, sagt der Sprecher vom Eigentümerverband Haus&Grund. Dieser will die Berliner Wasserbetriebe deshalb verklagen. Ziel sei es, eine Senkung der Preise um 15 bis 20 Prozent durchzusetzen, sagt Blümmel. Sein Verband will den Fall bis vor den Bundesgerichtshof tragen. Die zwei ersten Verfahren gingen allerdings vor dem Kammergericht verloren. Dennoch ist Blümmel zuversichtlich.

An den Verbrauchern liegt es nicht, dass die Wasserpreise stetig gestiegen sind. Sie haben ihren Sparwillen zu Genüge unter Beweis gestellt. Seit 1990 hat sich der Wasserverbrauch der deutschen Haushalte um 19 Prozent verringert. Gründe dafür sind ein bewussterer Umgang mit Trinkwasser und wassersparende Technik im Haushalt.

Deshalb hält auch der Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (BGW) nicht viel vom Wassersparen, schadet es doch dem Geschäft seiner Verbandsmitglieder, den rund 6000 regionalen Monopolisten. „Falscher Ehrgeiz“ beim Wassersparen sei auch in den heißen Monaten nicht angebracht, so BGW-Vizepräsident Peter Rebohle. „Aufgrund unserer reichlichen Wasserreserven muss niemand ein schlechtes Gewissen haben, wenn er sich mehrmals am Tag duscht. So paradox es klingen mag: Wer zu viel Wasser spart, spart nicht an den Kosten.“ Denn die Versorger sitzen auf hohen Fixkosten, die unabhängig vom Verbrauch anfallen. Die Infrastruktur ist auf größeren Verbrauch ausgerichtet, vor allem in Ostdeutschland entstanden in den 90er Jahren überdimensionierte Anlagen, für die die Verbraucher heute die Zeche zahlen.

Dagegen halten Verbraucherschützer am Sparen fest. „Putz- und Waschmittel, die chemische Ausrüstung von Textilien sowie Arzneimittel, die wir schlucken und im Urin ausscheiden, verschmutzen das Wasser ebenso wie Landwirtschaft und Industrie“, schreibt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Die Belastungen des Wassers nehmen zu, der technische Aufwand zur Wiederaufbereitung wird größer. Wer Trinkwasser einspart, erzeugt weniger Abwasser und schont die Gewässer. Das Institut der deutschen

Wirtschaft (IW) macht den fehlenden Wettbewerb unter Versorgern für die hohen Preise verantwortlich. Das Kölner Institut regt einen Wettbewerb um Netze wie in Frankreich an. Dort überlassen die Gemeinden ihr Netz für begrenzte Zeit jenem Großanbieter, der das günstigste Angebot macht. Ein zweites Modell könnte Großbritannien sein, wo Benchmarking Wettbewerb erzeugt und eine Regulierungsbehörde die Wasserversorger kontrolliert und Preissenkungen durchsetzt.

Gespart wurde bisher mit Durchflussbegrenzern und Sparduschköpfen. Durchflussbegrenzer sind im Baumarkt ab fünf Euro zu haben. Die Begrenzer werden zwischen Armatur und Schlauch geschraubt und verringern die durchfließende Wassermenge. Ersparnis: 25 bis 40 Prozent. Eine Alternative sind Sparduschköpfe, die 40 bis 50 Prozent Wasser einsparen. Für 15 bis 35 Euro sind sie im Handel erhältlich. Spitzenprodukte senken den minütlichen Durchlauf auf sechs Liter und sind individuell einstellbar. Manche Geräte saugen Luft an und geben dem Duschstrahl mit Luftblasen gleiches Volumen. Jahresersparnis eines vierköpfigen Haushalts: 200 bis 400 Euro.

Ein teurer Spaß sind Wannenbäder. Eine volle Wanne verbraucht dreimal so viel Wasser und Energie wie eine ausgiebige Dusche. Kostenträchtig sind auch undichte Armaturen. Ein tropfender Hahn vergeudet schnell 5000 Liter im Jahr und damit rund neun Euro. Sparen lässt sich auch mit Einhand-Armaturen, denn Mischbatterien für Kalt- wie Warmwasser verbrauchen jedesmal Wasser, bis die gewünschte Temperatur eingestellt ist. Beim Kauf ist auf Einhandhebel zu achten, bei denen in der Mittelstellung noch kaltes Wasser fließt.

Täglich 40 Liter Wasser spült jeder durchs Klo. Eine herkömmliche Spülung verbraucht jedes mal neun Liter Wasser, ein Sparspülkasten sechs Liter. Ein Spülkasten mit Spartaste begnügt sich mit drei Litern. Damit lassen sich im Jahr fast 18 Euro sparen.

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