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Das ehemalige Parkhaus in der Stubengasse in Münster (Nordrhein-Westfalen), in dem nach seiner Umnutzung inzwischen unter anderem ein Möbelhaus, ein Rad-Parkhaus sowie Büros und zahlreiche Wohnungen entstanden sind.

©  Guido Erbring, dpa

Umnutzung: Parkhaus mit Park

Architekten und Stadtplaner wollen wenig oder schlecht angenommene Großgaragen anders nutzen.

Klobig und unwirtlich: Parkhäuser aus den 1960er und 1970er Jahren verschandeln in vielen deutschen Innenstädten beste Lagen. Wohnungen, Büros, Geschäfte, Gastronomie und Freizeiteinrichtungen könnten die Ungetüme nach Ansicht von Stadtplanern und Architekten aufwerten und die Innenstädte beleben.

„Das ist eine Aufgabe der Zukunft“, sagte der Leiter des Deutschen Architekturmuseums (DAM), Peter Cachola Schmal, jetzt in Frankfurt am Main. „Wir werden es künftig mit vielen Bauten dieser Art zu tun haben, die auf Grundstücken stehen, die so viel wert sind, dass man was anderes als Parken machen kann.“ Die Parkhausungetüme wirkten oft wie Fremdkörper und blinde Flecken im Stadtgefüge und würden gerade abends und nachts von vielen als unsicher empfunden, sagte die Präsidentin der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen, Brigitte Holz. Da immer mehr Kaufhäuser, die mit den Parkhäusern oft direkt verbunden sind, von Schließung bedroht seien, müssten neue Nutzungen gefunden werden.

Einziges Vorbild dafür in Deutschland ist nach Einschätzung der Fachleute bislang ein sechsstöckiges Parkhaus im nordrhein-westfälischen Münster. In dem umgebauten Gebäude in der Stubengasse seien ein Möbelhaus, ein Rad-Parkhaus sowie Büros und vor allem in den oberen Etagen zahlreiche Wohnungen entstanden, berichtete der Leiter der Akademie der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen, Rolf Toyka.

Zu viel Parkraum habe in Münster die Umnutzung ermöglicht. Viele Parkhäuser in kleineren und mittleren Städten seien nur zu 50 oder 60 Prozent ausgelastet, ergänzte André Scharmanski von der Quantum Immobilien Kapitalanlagegesellschaft, der mehrere Parkhäuser in Deutschland gehören. „Gerade das oberste Parkdeck ist oft so gut wie leer.“ Die Umnutzung der „Betonkisten“ sei gerade angesichts der steigenden Grundstückspreise in den Innenstädten auch ökonomisch sinnvoll, sagte Toyka.

Von Luxuswohnungen mit Taunusblick bis zu preiswertem Wohnen

Das Parkhaus „Börse“ in der Mainmetropole Frankfurt verwandelt zumindest im Sommer sein oberstes Deck in einen „Beach-Club“. In der Urlaubszeit sei die oberste Etage nicht so ausgelastet und biete einen schönen Blick auf die Skyline, sagte der Geschäftsführer der Parkhaus-Betriebsgesellschaft Frankfurt, Hans-Peter Ruppert. Das Parkhaus mit seinem technischen Charakter werde dann zu einem Ort der Begegnung.

Wie das gut ausgelastete „Karstadt“-Parkhaus an der Frankfurter Einkaufsmeile „Zeil“ theoretisch alternativ genutzt werden könnte, haben sich die Fachleute in einer Werkstatt im Architekturmuseum überlegt. Die Pläne reichen von Luxuswohnungen mit großen Balkonen und Taunusblick für Reiche über einen edlen Autosalon und Freizeiteinrichtungen bis zu einem gigantischen Gewächshaus und preiswertem Wohnen in vorfabrizierten Elementen. Die oberste Etage werde derzeit als Lager für das Kaufhaus genutzt, sagt Projektleiter Toyka. „Dabei hat man da den traumhaftesten Ausblick, den man sich vorstellen kann – von der Skyline bis in den Taunus.“

Scharmanski sieht allerdings noch Hürden: Die Parkhäuser seien technisch oft sehr eng mit den Kaufhäusern verzahnt. Viele Anlieger, Parkhausbetreiber und Investoren wollten zudem keine andere Nutzung, weil sie Dreck oder Lärm befürchteten oder nur in „reinrassige Immobilien“ investieren wollten. „Der Anlagedruck ist aber da.“ Wahrscheinlich sei daher eine Öffnung der Parkhäuser etwa für den Handel. „Die starke Hinwendung zur Innenstadt ist ja noch eine sehr junge Tendenz.“ (dpa)

Vorschläge der Fachleute finden sich in einem Buch der Akademie der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen und des Deutschen Architekturmuseums mit dem Titel „Mehr als nur parken. Parkhäuser weiterdenken“; Jovis-Verlag, Oktober 2014, ISBN: 978-3-86859-282-5, 160 Seiten, 34,80 Euro

Ira Schaible

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