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Immobilien: Untermieter: Geweihfarn

DER ROTE PUNKT Jede Woche gibt der Botanische Garten eine Liste mit besonders sehenswerten Pflanzen heraus, die durch ihre Blüten oder auch Früchte beeindrucken. Sie sind mit einem roten Punkt gekennzeichnet.

DER ROTE PUNKT

Jede Woche gibt der Botanische Garten eine Liste mit besonders sehenswerten Pflanzen heraus, die durch ihre Blüten oder auch Früchte beeindrucken. Sie sind mit einem roten Punkt gekennzeichnet. Aus Platzgründen können wir nur jeweils ein Gewächs vorstellen. Der Garten ist täglich von 9 Uhr an geöffnet, die Gewächshäuser am Wochenende ab 10 Uhr. Weitere Informationen im Internet unter www.bgbm.org.

Gewächshäuser . Bis zu 30 Meter über der Erde, im oberen Bereich tropischer Regenwaldbäume, haben die meisten Geweihfarne ihre ökologische Nische gefunden. Als Aufsitzer (Epiphyten), angeschmiegt wie Vogelnester, sitzen sie einzeln oder in Gruppen auf Ästen und Astgabeln. So muss man auch im Großen Tropenhaus nach oben blicken, um zwei der prachtvollen am gleichen Baumstamm sitzenden Pflanzen, den Großen Geweihfarn (Platycerium grande) und den abgebildeten Kronen-Geweihfarn (Platycerium coronarium) näher zu betrachten.

Platycerien sind ausgesprochen formenreich, hoch spezialisiert und an ihre Umweltbedingungen optimal angepasste Farnpflanzen. Charakteristisch sind ihre zwei verschiedenen Blatttypen: Mantel und Mantelnischenblätter, die auch als Basalblätter bezeichnet werden, und die Laubblätter. Eine junge Pflanze entwickelt zuerst die rundlichen bis nierenförmigen, im oberen Teil manchmal mehr oder weniger gelappten Mantelblätter, die sich dicht an den Baumstamm oder Ast anschmiegen. Sie sind im Jugendstadium grün, später vertrocknen sie, werden meist bräunlich, fallen aber nicht ab und ihre beim Abbau frei werdenden Nährstoffe werden von der Pflanze wieder verwertet. Gemeinsam mit den nachfolgenden Mantelnischenblättern, die nur an der Basis angepresst sind und sonst meist weiter abstehen, formen sie einen korbartigen Auffangbehälter. Dieser steht beim Kronen-Geweihfarn aufrecht, ist unterschiedlich tief gelappt und besonders groß. In ihm wird die lebensnotwendige Feuchtigkeit für die eingebetteten Wurzeln und nährstoffliefernden Humus gesammelt. Sie bilden gewissermaßen einen eigenen Blumentopf, bieten Schutz für das kurze Rhizom und die Sprossspitze und sind außerdem ein ideales Nest für Ameisen, Schlangen, Ratten und kleineres Getier. Die Exkremente der Bewohner und verwesende Tiere helfen wiederum, den Mineralstoffbedarf der Farne zu decken.

Der zweite Blatttyp sind die Laubblätter. Sie können paarweise oder in unregelmäßiger Zahl gebildet werden. Sie sind mehr oder weniger gestielt, aufrecht stehend, oder herunter hängend, ungeteilt bis mehrfach tief gelappt. Die auffallend langen, drei- bis siebenfach gelappten, riemenförmigen, herunterhängenden sterilen Laubblätter des Kronen-Geweihfarns (siehe Foto) werden in der Regel 50 bis 125 Zentimeter lang und sollen manchmal sogar die stolze Länge von vier Meter erreichen. Bei älteren Farnen kann man an der Unterseite der Laubblätter große dunkelbraune Flecken entdecken. Mit der Lupe lassen sich bei genauem Hinsehen, eingebettet zwischen Sternhaaren, die Sporenbehälter erkennen. Die Verteilung der Sporenbehälter tragenden Flächen ist neben der Form der Basalblätter ein wichtiges Merkmal für die Artunterscheidung. Bei Platycerium coronarium sitzen die Sporenbehälter ausschließlich an einem eigenen, rundlich bis nierenförmigen, kurz gestielten Blattsegment am Grunde der Laubblätter. Bei einer Vielzahl der Platycerium-Arten findet man sie an den Spitzen der gabelig verzweigten Blattsegmente und bei anderen auf Flächen im Basalbereich an den Gabelungsstellen.

Die Gattung der Geweihfarne (Platycerium) gehört zu den Tüpfelfarngewächsen (Polypodiaceae) und umfasst etwa 15 Arten. Beheimatet sind sie nahezu ausschließlich in den tropischen Regenwäldern. Einige Arten sind durch die Zerstörung ihrer Habitate (Abholzung der Tropenwälder) gefährdet und selten geworden. Die meisten Arten wachsen in Südost-Asien, Indonesien, Malaysia und auf den Philippinen bis hinunter nach Neuguinea. Aber einige Arten findet man auch in den Regenwäldern Afrikas, Madagaskars, auf den Komoren und Maskarenen. Nur eine einzige Art, Platycerium andinum, kommt in Südamerika in Andenhängen Boliviens und Perus vor. Neben den beiden bereits erwähnten Arten findet der Besucher weitere Platycerien im Farngewächshaus.

Die meisten Arten sind nicht schwierig zu kultivieren. Besonders das vielgestaltige Platycerium bifurcatum mit seinen Unterarten und Formen hat als Zierpflanze Verwendung gefunden. Gießen und Düngen muss natürlich von oben erfolgen.

Brigitte Zimmer

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