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Saniert und dicht gemacht. Sambias Botschaft in Schönholz.

©  Mike Wolff

Villa in Schönholz: Pankow wartet auf eine Botschaft Sambias

Seit mehr als zehn Jahren steht eine repräsentative Villa in Schönholz leer.

Die herrschaftliche Villa liegt in einem parkähnlichen Garten mit sehr altem Baumbestand. Ein bisschen zurückgesetzt von der Straße vor Schönholz, im gleichnamigen Ortsteil von Pankow, strahlt das zweigeschossige Gebäude repräsentative Eleganz aus. Ein säulengeschmücktes Portal, ursprünglich über eine kleine Freitreppe zu erreichen, heißt Besucher willkommen.

Allein: Hier ist seit mehr als zehn Jahren niemand mehr ein- oder ausgegangen. Türen und Fenster im Erdgeschoss sind einbruchsicher verriegelt, gelegentlich sieht man Mitarbeiter eines Wachschutzes ihre Runden drehen. Ein verwittertes Bauschild am Rande des Grundstücks weist den Staat von Sambia als Besitzer aus, dessen Botschaft hier einziehen soll. Doch seit dem Umzug von Bonn nach Berlin im Jahr 2002 residieren die Mitarbeiter der sambischen Repräsentanz in einem Bürogebäude in der Axel-Springer-Straße in Mitte.

Zu Beginn der 2000er Jahre sahen die Pläne ganz anders aus: Die Villa wurde mit beträchtlichem finanziellen Aufwand saniert. Die damals verantwortliche Architektin Klaudia Keilholz ist noch heute begeistert, wenn sie an die großzügigen Räume mit den stilvollen Flügeltüren oder die beeindruckende Halle mit der zweiläufigen Freitreppe denkt. In enger Kooperation mit ihren damaligen Auftraggebern wurden Repräsentations- und Privaträume des Botschafters geplant, ein abgetrennter, über den einstigen Dienstboteneingang erreichbarer Konsularbereich, dazu viel Platz für Büros und Verwaltung. Das Dach wurde über zwei Etagen ausgebaut mit separaten Appartements für Gäste oder vorübergehende Mitarbeiter.

Messingtürklinken wurden gestohlen, Kupferdiebe klauten Heizungsrohren

Mehr als eine Million DM seien seinerzeit in die hochwertige Sanierung geflossen, die Ausführungsplanung habe bis ins letzte Detail vorgelegen. Kurz vor der Fertigstellung im Jahr 2002 aber stoppte aus unerfindlichen Gründen das Projekt. Das Holzparkett war verlegt, sogar der Endanstrich schon ausgeführt, „gerade noch 100 000 DM hätten in die Restarbeiten investiert werden müssen“, erinnert sich Keilholz. Es sei dann aber zu einem Botschafterwechsel gekommen und der neue Gesandte habe offenbar andere Prioritäten gesetzt und einen Dienstsitz in Mitte favorisiert. Mit fatalen Folgen für die weitgehend wiederhergestellte Villa in Schönholz.

„Tragisch“ nennt Keilholz, was mit dem leer stehenden Gebäude dann geschah. Messingtürklinken wurden gestohlen, Kupferdiebe machten sich an den Heizungsrohren zu schaffen, es gab Wasser- und Vandalismusschäden. Um den Verfall zu stoppen, wurden in der Folge Fenster und Türen im Erdgeschoss gesichert. Doch der mehr als zehnjährige Leerstand wird nach Einschätzung der Expertin trotzdem seine Spuren hinterlassen haben. Wer auch immer den Bau einmal zu nutzen gedenke, werde um eine erneute Sanierung nicht herumkommen. Aber: Die Substanz von Keller, Dach und Rohbau seien auszeichnet, seinerzeit gestellte Bauvoranfragen für eine Erweiterung positiv beantwortet worden. Insofern hätten die Villa und das gesamte Areal nach Keilholz’ Einschätzung großes Potenzial.

Doch bislang gibt es keine Anzeichen dafür, dass in das prachtvolle Gebäude bald wieder Leben einzieht. Pankows Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, Jens- Holger Kirchner, ist der jahrelange Stillstand auf dem Grundstück sehr wohl bewusst. Natürlich wünsche er sich, dass dort endlich etwas passiere, doch der Bezirk habe keinerlei Einflussmöglichkeiten auf diplomatische Vertretungen. Ähnliche Auskünfte erteilt die Senatskanzlei, zuständig sei das Auswärtige Amt.

Die Villa wartet auf eine sinnvolle Nutzung

Aus dem Ministerium ist zu hören, man sei „in Kontakt mit der Botschaft Sambias“. Allerdings seien dem Auswärtigen Amt „keine Bemühungen bekannt, dass die Liegenschaft künftig genutzt werden soll“. Im Übrigen seien die eigenen Handlungsmöglichkeiten begrenzt. „Stellen die zuständigen Behörden, wie hier das Bezirksamt Pankow, fest, dass die Grundstückseigentümer ihre gesetzlichen Pflichten verletzen, kann das Auswärtige Amt die Botschaft Sambias hierauf im Wesentlichen nur hinweisen und – vor dem Hintergrund, dass deutsche Gesetze eingehalten werden müssen – um Abhilfe bitten. Als Grundstückseigentümerin hat die Republik Sambia dieselben gesetzlichen Rechte und Pflichten wie jeder andere Grundstückseigentümer in Deutschland“, heißt es in einer schriftlichen Stellungsnahme.

Und was sagt die Botschaft Sambias selbst? Sie hüllt sich weitgehend in Schweigen. Die zuständige Pressereferentin teilt zunächst nur mit, dass zuverlässige Aussagen zur Zukunft des Gebäudes nur aus dem Außenministerium in Lusaka kommen könnten, selbst der hiesige Botschafter sei nicht autorisiert. Kurz vor Redaktionsschluss heißt es dann aus der Pressestelle der Botschaft in Berlin: „Wir haben Pläne für das Gebäude in Schönholz und werden diese zu gegebener Zeit mit Ihnen besprechen.“

So wartet die auffällige Villa auf dem weitläufigen Grundstück weiterhin auf eine sinnvolle Nutzung. Dass sich Anwohner der umliegenden Stadtteile so ihre eigenen Gedanken machen über das Gebäude, beweist ein Graffito, das vor kurzem auf das Podest des Portikus gesprüht wurde. In großen, schwarzen Lettern, weithin sichtbar, steht dort eine provozierende Frage geschrieben: „Warum nicht besetzen?“

Klaus Grimberg

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