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Mehr als Make-up. Wer heute besser baut und mehr dämmt als vom Staat gefordert, kann morgens und in Zukunft beruhigt in den Spiegel sehen.

© djd/Paul Bauder

Energieeffizienz: Wie sich die Heizkostenbremse anziehen lässt

Eine Studie des Instituts Wohnen und Umwelt zeigt: Schon mit relativ wenig Geld können Einfamilienhäuser auf Energieeffizienz getrimmt werden.

Steigende Mieten und Kaufpreise von Wohnimmobilien sind in aller Munde – doch wesentlich stärker gestiegen als die reinen Wohnkosten sind die Ausgaben für Energie. Ein durchschnittlicher Vierpersonenhaushalt gibt nach Angaben der Deutschen Energie-Agentur (dena) jährlich rund 2500 Euro für Heizwärme aus, 170 Prozent mehr als im Jahr 1995. „Wir brauchen eine Heizkostenbremse“, fordert deshalb Stephan Kohler, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung. „Alle reden über den Strompreis, dabei ist die energetische Modernisierung bestehender Gebäude mindestens genauso wichtig, um die Energiekosten für die privaten Verbraucher einzudämmen.“ Dies bestätigt auch Michael Veit, Experte des neuen Energieberatungsprojektes „ENEO“ der IBB Business Team GmbH, einer Tochter der Investitionsbank Berlin (IBB). „Mit einer energetischen Gesamtsanierung lassen sich die Energiekosten für Heizung und Warmwasser um bis zu 90 Prozent senken. Aber auch kleinere Maßnahmen können bereits merklich die Energiekosten senken.“

Wie aber kann die Energiebilanz verbessert werden? Und wie teuer ist das überhaupt? Vor diesen Fragen stehen nicht nur Bewohner von Geschosswohnungen, sondern auch Eigentümer von Einfamilienhäusern. Ihnen hilft eine neue Studie weiter, die das Institut Wohnen und Umwelt (IWU) aus Darmstadt im Auftrag des Verbands der Privaten Bausparkassen erarbeitet hat. Die Untersuchung kommt zu zwei zentralen Ergebnissen: Zum einen lässt sich der Energieverbrauch schon mit relativ kleinen Maßnahmen deutlich senken; zum anderen ist die energetische Gebäudesanierung in erster Linie dann wirtschaftlich, wenn sie an ohnehin anstehende Instandsetzungsmaßnahmen gekoppelt wird.

Im Einzelnen nahmen die Darmstädter Experten frei stehende Einfamilienhäuser sowie Doppelhaushälften und Reihenhäuser der Baujahre 1958 bis 1983 unter die Lupe. Diese unterteilten sie in jeweils drei von der Baualtersklasse abhängige Kategorien, so dass die Studie Aussagen zu insgesamt neun Haustypen macht. Für jeden Gebäudetyp untersuchten die Fachleute, welche Maßnahmen sich mit einem Budget von bis zu 10 000 Euro, 20 000 Euro beziehungsweise 50 000 Euro realisieren lassen.

Nur etwas über 1300 Euro kostet es der Studie zufolge zum Beispiel, die oberste Geschossdecke eines zwischen 1979 und 1983 errichteten Einfamilienhauses zu dämmen. Im Gegenzug sparen die Bewohner nach Abschluss der Sanierungsmaßnahme jährlich 190 Euro Heizkosten. Diese Angabe basiert auf einem heutigen Energiepreis von sieben Cent pro Kilowattstunde und einer jährlichen Preissteigerung von drei Prozent. Die Investition hat sich damit bereits nach sieben Jahren gelohnt. Deutlich mehr, nämlich 4900 Euro, kostet die Dämmung der Kellerdecke; sie bringt eine mittlere Kostenersparnis von knapp 220 Euro pro Jahr. Wer bereit ist, bis zu 30 000 Euro in die energetische Ertüchtigung seines Einfamilienhauses zu stecken, kann noch einiges mehr machen – zum Beispiel eine neue Heizungsanlage mit Gas-Brennwerttechnik einbauen. Zusammen mit der Installation einer Solaranlage zur Unterstützung der Warmwasserbereitung kostet das laut IWU-Studie ungefähr 17 700 Euro. Im Gegenzug resultiert eine jährliche Kostenersparnis von rund 1100 Euro – nach 16 Jahren hat man die Investition also wieder reingeholt. Und wer ein noch größeres Budget hat, kann sich für ein Wärmedämmverbundsystem entscheiden. Diese Maßnahme kostet, wenn sie mit einer ohnehin erforderlichen umfassenden Putzsanierung verbunden wird, etwa 19 000 Euro und bringt eine jährliche Heizkostenersparnis von 476 Euro.

„Ein niedriger Energieverbrauch ist die beste Versicherung gegen steigende Energiepreise“, kommentiert Andreas J. Zehnder, der Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Privaten Bausparkassen, die Ergebnisse der Studie. Doch nicht nur deswegen hält er Maßnahmen zur energetischen Modernisierung für sinnvoll: Wer sein Haus energetisch fit mache, „investiert damit in den Werterhalt seiner Immobilie“, sagt Zehnder.

Das scheinen Kaufinteressenten ganz ähnlich zu sehen. Laut einer Befragung durch das Internetportal Immobilienscout24 und den Baugeldvermittler Interhyp ist die Energieeffizienz einer Immobilie für 83 Prozent der Kaufinteressenten grundsätzlich wichtig oder sehr wichtig. Im Einzelnen halten 71 Prozent der Umfrageteilnehmer eine moderne Heizungsanlage für wichtig; 2011 waren es erst 60 Prozent. 63 Prozent achten auf eine Außenwanddämmung; 2011 war dies nur bei 58 Prozent der Fall.

Wissen wollten die Auftraggeber der Studie auch, mit welchen Kosten für die energetische Sanierung die Kaufinteressenten rechnen. Ergebnis: 54 Prozent glauben, dass maximal 30 000 Euro reichen werden. „Die Investitionen werden zum Teil unterschätzt“, kommentiert dies Interhyp-Chef Michiel Goris – wobei die IWU-Studie zeigt, dass sich mit diesem Betrag doch schon eine ganze Menge erreichen lässt. Wichtig aber, so die Autoren der Darmstädter Studie, sei in jedem Fall eine gute Beratung. „Im Gespräch mit einem Energieberater sollten Gebäudeeigentümer für sich Klarheit gewinnen, welcher energetische Standard mittelfristig beim Wärmeschutz erreicht werden soll beziehungsweise welche Restriktionen beim jeweiligen Gebäude beachtet werden müssen“, heißt es in der Untersuchung.

Dafür können Bauherren sogar staatliche Zuschüsse in Anspruch nehmen. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) beteiligt sich zum Beispiel an einer Vor-Ort-Beratung für ein Einfamilienhaus mit 50 Prozent (maximal 400 Euro) der Honorarkosten. Entscheidet sich der Bauherr für eine energetische Sanierung und nimmt hierfür Angebote des Programms „Energieeffizient sanieren“ der KfW in Anspruch, kann er zusätzlich notwendige Planungsleistungen und eine Baubegleitung mit 50 Prozent der hieraus entstehenden Kosten (maximal 4000 Euro) fördern lassen.

Eine Liste qualifizierter Energieberater hat die dena in der Datenbank www.energie-effizienz-experten.de zusammengestellt. Das Projekt ENEO richtet sich speziell an Eigentümer von Wohnimmobilien in Berlin, etwa Vermieter, Investoren, Wohnungsgenossenschaften, kommunale und private Wohnungsunternehmen wie auch Eigennutzer. Damit fördert die IBB BT GmbH mit Zuschüssen die Erstellung qualifizierter Energiegutachten durch externe Energieberater. ENEO-Experte Michael Veit: „Die erstellten Energiegutachten enthalten sowohl konkrete Empfehlungen zur energetischen Sanierung als auch eine Betrachtung der notwendigen Investitionskosten.“

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