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Hausbau im Winter ist möglich - solange die Temperaturen nicht unter 5 Grad plus fallen.

© Arno Burgi

Winter-Baustellen: Hausbau im Winter? Im Prinzip ja

Bauarbeiten gehen heute je nach Region meist bis in den Dezember voran. Doch Frost und Feuchtigkeit können dem Bau immens zusetzen. Bauherren sollten sich deshalb entsprechend vorbereiten.

Die Winterruhe auf dem Bau gehört weitgehend der Vergangenheit an. Heute arbeiten Bauunternehmen das ganze Jahr hindurch, denn schließlich ist Zeit Geld. Und auch die Bauherren machen Druck. Sie wollen schnell in ihr neues Heim einziehen, selbst in der kalten Jahreszeit. Doch das kann sie teuer zu stehen kommen.

„Wer sich keine Winterpause gönnt, riskiert gravierende Schäden am Bauwerk“, warnt Herbert Oberhagemann vom Verband Privater Bauherren in Hamburg. „Denn Frost und Feuchtigkeit können dem Bau immens zusetzen.“ Eine große Gefahr sind Schimmel und Algen. Sie siedeln sich in nassen und kalten Gebäuden im Mauerwerk an. „Wird dann die Feuchtigkeit nicht gründlich entfernt, vermehren sie sich explosionsartig“, erklärt der Bauexperte. Wenn unbedingt im Winter gebaut werden muss, dann sollte die Baustelle wenigstens mit Folien geschützt und gut beheizt werden. Je nach Region gehen die Arbeiten meist bis in den Dezember voran.

„Januar und Februar sind erfahrungsgemäß die kältesten Monate. Da muss man besonders aufpassen“, sagt Heinrich Schroeter, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau in München. Grundsätzlich gilt, dass bis zu einer Temperatur von plus fünf Grad das Bauen in der Regel kein Problem ist.

Kleber und Mörtel halten bei niedrigen Temperaturen nicht

Sinken die Werte aber unter diese Grenze, müssen auf der Baustelle besondere Vorkehrungen getroffen oder eben der Bau eingestellt werden. „Dann kann man ohne Schutz nicht mehr mit wassergebundenen und wasserlöslichen Baustoffen arbeiten“, erklärt Oberhagemann. Und davon gibt es viele auf dem Bau: Mörtel, Kleber, Putz, Anstriche. „Sie verändern ihre Materialeigenschaften.“ Die Unterbrechung der Bautätigkeit muss ja gar nicht lange dauern. „Heute sind die Bauabläufe so effizient organisiert, dass man schnell reagieren kann, wenn der Wetterbericht starken Frost voraussagt“, sagt Schroeter. An frostfreien oder -ärmeren Tagen läuft der Bau weiter.

Wer zu viel riskiert, kann später große Probleme bekommen: „Werden zum Beispiel Maurerarbeiten bei zu niedrigen Temperaturen ausgeführt, halten Mörtel und Kleber nicht“, erläutert der Bauherrenberater Oberhagemann. „Sie zerbröseln, und es entstehen Risse im Mauerwerk.“ Es verliert seine Standfestigkeit. „Das ist ein gravierender Baumangel.“

Auch Josef Reis von der Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) in Stuttgart ist der Meinung, dass Maurerarbeiten bei Frost nur unter besonderen Schutzmaßnahmen stattfinden dürfen. Frostschutzmittel sind nicht zulässig, und Salze zum Auftauen dürfen die Firmen ebenfalls nicht verwenden. Ist das Mauerwerk erst einmal gefroren, darf darauf nicht weiter gemauert werden. Beschädigte Teile müssen vor dem Weiterbau abgetragen werden.

Höherer Zementanteil im Beton schützt vor Frost

Beton ist zwar nicht ganz so empfindlich wie Mauerwerk, braucht aber im Winter ebenfalls besondere Aufmerksamkeit. „Der Ort, an dem der Beton eingebracht wird, muss frost-, eis- und schneefrei sein“, sagt Reis. Beim Betonieren der Bodenplatte reicht es für die Frostsicherheit aber aus, wenn bei Bodenfrost unterhalb der Betonschicht eine acht Zentimeter dicke Wärmedämmschicht eingebaut ist. „Ohne diese schützende Schicht würde ein Fundament, das in den gefrorenen Boden eingebracht wurde, später beim Auftauen aufweichen“, warnt Schroeter.

Bei der Betonherstellung selbst müssen Mischgut und Zugabewasser gegebenenfalls erwärmt werden. Oft ist auch der Einsatz von Fließ- und Frostschutzmitteln oder der Ersatz von Normalzement durch einen schnell abbindenden Zement sinnvoll. Die Erhöhung des Zementanteils im Beton schützt ebenfalls in gewissem Rahmen vor Frost.

„Holz- oder Stahlschalungen sowie der Baustahl gehören ebenfalls angewärmt“, erläutert der Sachverständige Reis. Wichtig ist, dass der Beton schnell verdichtet und abgezogen wird. Die betonierten Flächen müssen anschließend gegen Schnee, Frosteinwirkung und Zugluft mit Folien oder Platten geschützt werden.

Auch Innenarbeiten sind problematisch, wenn es im Haus zu kalt ist. Werden zum Beispiel Wasserleitungen bei zu geringen Temperaturen verlegt, kann es zu Leckagen kommen. Wird der untere Bereich des Hauses währenddessen geheizt, muss unbedingt die Dachbodenluke geschlossen sein. Sonst zieht die Feuchtigkeit nach oben und schlägt sich an den kühlen Dachsparren nieder.

(dpa)

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