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Bei aller Schönheit ihres grünen Lieblingsplatzes sollten Hausbesitzer auch bedenken, dass Wintergärten Energieschleudern sein können, die im Winter kräftig geheizt werden müssen und im Sommer zur Sauna mutieren. Gute Planung ist gefragt. Foto: picture-alliance/gms

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Wintergarten: Grüne Oase am Haus

Mit einem Wintergarten lässt sich der Sommer verlängern. Über das Klima im Anbau entscheidet auch die Himmelsrichtung.

Mit einem Wintergarten den Sommer verlängern, diesen Traum haben viele Haus- und manche Wohnungsbesitzer. Sie ersehnen sich eine warme helle Oase mit blühenden Pflanzen, wenn es draußen stürmt und schneit, wenn der Zugang auf Terrasse oder Balkon nicht mehr möglich ist. „Durch einen Wintergarten, der nicht nur Wärme und Sonnenstrahlen einfängt, sondern auch Erholung und Ruhe mit sich bringt, kann man das ganze Jahr über die Natur erleben“, sagt Steffen Spenke, Vorsitzender des Bundesverbands Wintergarten.

Mit Wintergärten lassen sich viele Wohnstile verwirklichen – rustikal, verspielt oder schnörkellos. Dabei spielt die Materialwahl des Traggerüstes eine Rolle. Holz ist besonders vielseitig einsetzbar, meinen die Spezialisten vom Wintergarten-Fachverband Rosenheim. Die Profile aus dem Naturmaterial sind hoch wärmedämmend und Holz kann durch seine natürliche Oberfläche Wärme und Geborgenheit vermitteln. Dagegen entsteht eine nüchterne Sachlichkeit, wenn ein deckender Anstrich im Innern gewählt wird. Die Wohnlichkeit bleibt jedoch bei beiden Varianten immer gewahrt.

Etwas schwieriger ist es mit Kunststoffprofilen. Der Werkstoff stellt zwar die preislich günstigste Variante im Wintergartenbau dar und ist auch qualitativ in den vergangenen Jahren verbessert worden, wirkt jedoch aufgrund seiner glatten Oberfläche immer etwas weniger warm. Obwohl eine gute UV-Licht-Beständigkeit gewährleistet ist, raten Experten von reinen Kunststoffkonstruktionen ab. Aluminium hingegen ist ein leichtes Material bei hoher Tragfestigkeit, das sich auch einfach zu anspruchsvollen, schlanken Profilen verarbeiten lässt. Oft sind Aluminiumkonstruktionen noch als Energiefresser verschrien, doch wer Profile mit thermischer Trennung (zwei Hohlkammernprofilhälften durch innliegendes Dämmmaterial getrennt) verwendet, ist auf der sicheren Seite. Weiterer Vorteil: Die pulverbeschichteten Aluprofile sind extrem haltbar und dabei pflegeleicht.

Viel Einfluss auf den Stil des Wintergartens haben nach den Erfahrungen der Fachleute Sprossen, die die Glasflächen in unterschiedlichster Art und Weise teilen. Mit integrierten Rundbögen oder kleinteiligen Gefachen, die mit farbigen Gläsern gefüllt werden können, erinnern Wintergärten mitunter an englische Pavillons. Das sieht zwar zunächst schön aus, doch der Sinn eines Wintergartens, auch viel Licht ins Haus zu holen, wird durch zu viele kleinteilige Fensterabschnitte konterkariert.

„Wichtig bei der Planung ist, immer das Gesamtbild im Auge zu behalten. Der Glasanbau muss sich der vorgegebenen Situation anpassen, ohne als Fremdkörper zu wirken“, sagt Franz Wurm, Vorsitzender des Wintergarten-Fachverbandes. Das ist auch bei der Auswahl des Fußbodenbelags zu beachten. Wird derselbe Belag wie im angrenzenden Wohnraum verwendet, entsteht eine enge optische Verknüpfung beider Bereiche. Zum Beispiel dehnt Parkett das wohnliche Ambiente bis in den Wintergarten aus. Oder: Wer im Wohnbereich Teppichboden hat, wird kaum Schwierigkeiten finden, Fliesen in entsprechendem Farbton zu finden.

Rustikaler als Parkett wirken Holzpflaster sowie Holzroste mit breiten Dielen. Ebenso wie Keramik, Naturstein oder Cotto ähneln sie eher einem Terrassenbelag. Fliesen- oder Plattenbeläge haben den Vorteil, robust und pflegeleicht zu sein. Dies ist sinnvoll, wenn viele Pflanzen aufgestellt werden sollen. Raffiniert ist eine Kombination von verschiedenen Belägen, besonders, wenn Stufen den Wintergarten in unterschiedliche Bereiche gliedern.

Bei aller Schönheit ihres grünen Lieblingsplatzes sollten Hausbesitzer auch bedenken, dass Wintergärten Energieschleudern sein können, die im Winter viel Heizenergie verbrauchen und sich im Sommer aufheizen. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen betrachtet den Wintergarten jedenfalls aus dem Blickwinkel Energiegewinn eher zurückhaltend. Einen Beitrag zur Energieeinsparung leiste er nur, wenn man Wärmegewinne in das Haus hineinlässt, Wärmeverluste aus dem Haus jedoch vermeidet. Wenn er im Winter direkt oder indirekt das Haus mit beheizt, verbraucht der Wintergarten bei diffusem Licht und niedrigen Temperaturen sogar mehr Energie. Die Sonnenstrahlen tragen aber auch im Winter sehr gut zur Erwärmung des Wintergartens mit angrenzenden Räumen bei, versichert Sachverständiger Franz Wurm. Bewusstes Wohnen mit dem Haus aus Glas könne für eine ausgeglichene Bilanz sorgen.

Über das Klima im Wintergarten entscheidet in erster Linie der Standort. Nach Süden ausgerichtete Glasanbauten bringen im Winter Vorteile, weil durch die Sonneneinstrahlung relativ hohe Raumtemperaturen erreicht werden. Im Sommer heizen sie sich allerdings ohne ausreichende Beschattung und wirkungsvolle Be- und Entlüftung auf. Optimale Energieeinsparung für das angrenzende Wohnhaus während der Heizperiode und keine Überhitzung im Sommer lassen sich nach Ansicht der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen mit einer Ausrichtung nach Norden erreichen. Allerdings reichen die Temperaturen während des Winters für einen längeren Aufenthalt im Wintergarten nicht aus. Und auch in den Übergangszeiten ist die Benutzung auf die wärmeren Perioden begrenzt. Eine höhere Nutzbarkeit bringen nach Ansicht der Experten Wintergärten, die nach Osten und Westen ausgerichtet sind. Allerdings sparen diese nur wenig Energie, die Energiebilanz ist aber nahezu ausgeglichen. Bei allen Diskussion um die Ausrichtung lautet ein Rat: kein Wintergarten ohne Heizung, zumal wenn exotische Pflanzen gepflegt werden wollen.

Richtwerte für die Planung von Wintergärten gibt die novellierte Energieeinsparverordnung (EnEV) aus dem Jahr 2009 vor. Demnach müssen beheizte Wintergärten energetische Anforderungen erfüllen. So müssen Wintergärten, die Bestandteil der beheizten Gebäudehülle eines Neubaus sind oder über eine Fläche von mehr als 50 Quadratmetern verfügen, ihren Primärenergiebedarf mit der Gesamtenergiebilanz des Hauses nachweisen. Wintergärten mit weniger als 50 Quadratmetern Fläche können nach dem einfacheren Bauteilverfahren mit definierten Wärmedämmwerten (U-Werten) für Fenster, Dach und so weiter bilanziert werden. Grundsätzlich ist für Wintergärten eine Baugenehmigung notwendig. (Tsp/dapd)

Katja Fischer

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