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Immobilien: Wochenlanges Erntevergnügen

Kulturheidelbeeren aus dem eigenen Garten gibt es bei der richtigen Sortenauswahl von Juli bis September

Alle kennen sie, die meisten mögen sie und doch sind sie kaum in einem Hausgarten zu finden: die Kulturheidelbeeren (Vaccinium corymbosum). Sie bieten zwar nicht den intensiven fruchtigen Geschmack der wild wachsenden Waldheidelbeeren (Blaubeeren), aber mit ihrem süß-säuerlichen Aroma sind sie dennoch eine ausgesprochen vitamin- und mineralstoffreiche Köstlichkeit. Es lohnt sich, Kulturheidelbeeren im eigenen Garten anzupflanzen.

Die zu den Heidekrautgewächsen (Ericaceae) zählenden Gehölze sind anspruchsvoll, was den Standort betrifft. Ein ideales Fleckchen ist dort, wo sie viel Platz und Sonne haben. Statt fetter Gartenerde wünschen Kulturheidelbeeren einen sauren Boden mit einem ph-Wert zwischen 4,0 bis 4,8. Er sollte luftdurchlässig, humos und feucht sein, wobei das feine Wurzelwerk keine Staunässe verträgt. Wer einen solchen Gartenboden nicht hat, aber einige Sträucher pflanzen möchte, muss das Pflanzloch entsprechend herrichten. Zur Verbesserung des Erdreichs sollte in die etwa 40 Zentimeter tiefe Grube ein Gemisch aus Torf, Sand und Rindenmulch von Nadelbäumen zu gleichen Teilen gefüllt werden. Anstelle von Torf können auch Sägespäne (kein Sägemehl) von Nadelhölzern verwendet werden. Einfacher geht es mit einem für Rhododendren entwickelten Spezialsubstrat. Denn ohne sauren Boden gibt es keine Beeren-Ernte. Wer im September oder Spätherbst pflanzt, kann sich im Mai an den hübschen Glockenblüten erfreuen, im Sommer Früchte ernten und im Herbst die teilweise prächtige Laubfärbung bewundern.

Zwei Meter hohe Sträucher

Kulturheidelbeeren wachsen im Gegensatz zu den heimischen Waldheidelbeeren, die nur etwa 50 Zentimeter hoch werden, an bis zu zwei Meter hohen kräftigen Sträuchern. Sie sind – bis auf einige Ausnahmen – amerikanischen Ursprungs. Die ertragreiche Variante der wilden Heidelbeere gibt es erst seit 90 Jahren. Sie ist das Ergebnis vieler gekreuzter Arten. Die Schale der Kulturheidelbeeren ist je nach Sorte hellblau bis hin zu einem tiefen Dunkelblau gefärbt. Im Gegensatz zur dunkelfleischigen, im Wald wachsenden Blaubeere hat die Kulturform helles Fruchtfleisch mit rötlichem Saft. Erst beim Kochen nehmen Fruchtfleisch und Saft die Farbstoffe der Schale an. Durch die intensive Züchtung kommt es beim Genuss der Früchte nicht mehr zur violetten Verfärbung von Zähnen, Zunge und Lippen wie bei den wild wachsenden Verwandten.

Kulturheidelbeeren eignen sich nicht nur zum Frischverzehr, sondern auch hervorragend zum Einfrieren oder als Beigabe in Obstsalaten, Puddings, Omeletts und Muffins. Eine köstliche Erfrischung sind sie gezuckert in Quark oder Joghurt, und sie lassen sich auch hervorragend als Marmeladen oder Gelees zubereiten.

Doch bevor der Tisch reich mit den selbst geernteten leckeren Früchten gedeckt wird, gilt es möglichst widerstandsfähige, ertragreiche Sorten mit großen, gut schmeckenden Beeren für den Hausgarten auszuwählen. Sonja Dierking vom gleichnamigen Züchterbetrieb im niedersächsischen Nienhagen empfiehlt vier Sorten, die problemlos von Hobby-Gärtnern kultiviert werden können: ,Duke‘, ,Bluecrop‘, ,Nelson‘ und ,Elisabeth‘. Das Unternehmen gilt als Wegbereiter für amerikanische Kulturheidelbeeren in Deutschland. 1962 legte der Firmengründer Wilhelm Dierking senior erstmals außerhalb der USA ein Versuchsfeld mit amerikanischen Heidelbeeren an, um herauszufinden, welche Sorten im mitteleuropäischen Klima optimal reifen und wohl schmeckende Früchte hervorbringen. Zurzeit hat der Sohn, der den Betrieb seit dem Tod des Seniors im Jahr 1994 gemeinsam mit seiner Frau führt, rund 100 verschiedene Sorten im Test. Einen Direktverkauf von Pflanzen an Einzelpersonen gibt es beim Junior allerdings nicht.

Bereits Anfang Juli reifen die Beeren der Sorte ,Duke‘. Die großen, hellblauen, sehr festen Früchte zeigen sich innerhalb von zwei Wochen. Sie können lange am Strauch hängen bleiben, ohne dass der milde, süße Geschmack verlorengeht. Der Strauch benötigt Platz, denn er wächst mehr in die Breite als in die Höhe. Etwas Besonderes ist die Blütezeit: Sie beginnt relativ spät – erst nach den Eisheiligen. Damit sind Schäden an der Blüte durch Frost ausgeschlossen. Ein ausgezeichnetes Aroma und einen guten Ertrag bringt auch ,Bluecrop‘. Unter idealen Bedingungen beginnen die ersten Früchte in der dritten Juli-Woche zu reifen. Bis Ende August kann sich die Erntezeit hinziehen. Sie platzen kaum am Strauch und haben ein süß-säuerliches Aroma. Der Strauch wächst aufrecht, die Früchte lassen sich gut abernten. Einen sehr schlanken, aufrechten Wuchs hat die Sorte ,Nelson‘. Geerntet werden ihre runden, hellblauen, süß-säuerlichen Früchte ab Anfang August. Als letzte empfehlenswerte Sorte reifen von Mitte August bis Mitte September die schmackhaften, hellblauen, leicht platten Früchte der Sorte ,Elizabeth‘. Von diesem aufrecht wachsenden Gehölz mit schwacher Belaubung lassen sich die Beeren ebenfalls gut abernten. Auch diese Sorte gehört hinsichtlich des Ernteertrags und der Frosthärte zu den Kulturheidelbeeren, die gesund und robust wachsen und kaum eine Anfälligkeit gegenüber Krankheiten zeigen. Bei entsprechender Pflege tragen die Büsche 30, 40 Jahre und noch länger.

Auf gute Qualität achten

Beim Kauf entscheidet nicht nur die Sorte, sondern vor allem die Qualität der Ware, ob der Anbau ein Erfolg wird. Gewöhnlich werden drei- bis vierjährige Exemplare gepflanzt. Trotz ihrer Winzigkeit hängen mit ein wenig Glück bereits im ersten Sommer nach der Pflanzung Beeren am Strauch. Bis die Äste allerdings voll mit Früchten sind, dauert es durchschnittlich acht Jahre. Heidelbeeren sind zwar selbstfruchtend, doch wer zwei oder drei Büsche pflanzt, steigert den Fruchtansatz durch die gegenseitige Bestäubung. Die Sträucher sollten alle vier bis fünf Jahre verjüngt werden. Das gesamte alte Holz, das kaum noch Blüten ansetzt, wird bis kurz über dem Boden herausgeschnitten.

Gute Containerware erkennt man unter anderem daran, dass die Ballengröße zur Pflanze passt und mindestens sechs gesunde Triebe vorhanden sind. Angeboten werden die Pflanzen jetzt im Herbst in Gartencentern, Baumschulen oder im Versandhandel.

Wer keinen Garten besitzt, kann auch schwach wüchsige Sorten, wie ,Northcountry‘ oder ,Top Hat‘, in den Kübel pflanzen. Die Sorte ,Northcountry‘ wird etwa 70 Zentimeter hoch. Die Früchte beginnen Anfang August zu reifen und schmecken süßlich. Mit ihrem scharlachroten Laub hat ,Northcountry‘ einen hohen Zierwert im Herbst. ,Top Hat‘ wird nur etwa einen halben Meter hoch und ist sehr robust. Die großen Früchte können ab Mitte Juli vom Strauch direkt auf den Teller. Der Pflanzkübel sollte einen Durchmesser von mindestens 50 Zentimetern haben. Die Pflanzbedingungen sind die gleichen wie die für den Garten. Allerdings müssen Kübelpflanzen im Winter einen dicken Frostschutz bekommen.

Heidelbeeren schmecken nicht nur den Menschen gut. Besonders Vögel machen sich in Scharen zur Reifezeit über die Büsche her. Wer die Früchte seiner Arbeit auch ernten möchte, sollte die Sträucher deshalb rechtzeitig mit Netzen schützen.

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