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Wirtschaft: Iran-Krise löst bei Ölhändlern Panik aus

Preise brechen alle Rekorde / Benzin wird teurer / Nachfrage bei Metallen zieht ebenfalls an

Berlin - Der Atomstreit mit dem Iran hat den Ölpreis am Dienstag weiter nach oben getrieben. Die Furcht vor einem möglichen Angriff der USA auf das viertgrößte Ölförderland der Welt gibt Raum für Spekulationen. In der Spitze kostete ein Barrel (159 Liter) der europäischen Sorte Brent 72,20 Euro – so viel wie noch nie. Am Abend hielten sich die Notierungen über der Marke von 71 Dollar. British Airways erhöhte als erste europäische Fluggesellschaft den Kerosinzuschlag um fünf auf 35 Pfund (rund 51 Euro). Benzin ist an deutschen Tankstellen hingegen etwas billiger geworden. Über die Ostertage bröckelten die Preise bei Superbenzin um etwa drei Cent auf – im bundesweiten Schnitt – 1,33 Euro je Liter. Der Mineralölwirtschaftsverband hält deshalb erneute Preiserhöhungen für wahrscheinlich.

Auch Marktexperten wie Rainer Wiek vom Energieinformationsdienst (EID) gehen davon aus. „Es gibt noch einiges an Potenzial nach oben“, sagte er dem Tagesspiegel. Während der Preis für Superbenzin am Produktemarkt in Rotterdam seit Anfang März um 30 Prozent gestiegen sei, habe das Plus an der Zapfsäule nur zehn Prozent betragen – trotz des Anstiegs vor Ostern. Wiek rechnet nicht damit, dass die Preise bald wieder fallen. Im Gegenteil. „Es wird ein heißer Ölsommer“, sagte er. Beim bisherigen Rekord, der im vergangenen Herbst erreicht wurde, blieb der Preis für einen Liter Super knapp unter der Marke von 1,50 Euro. „In diesem Jahr dürfte er darüber steigen“, schätzte Wiek. Zumal die USA wieder seit einigen Wochen verstärkt Benzin auf den europäischen Märkten kaufen. Dieses Phänomen gibt es seit einigen Jahren im Frühjahr, weil die US-Raffineriekapazitäten nicht ausreichen, die Amerikaner aber nach dem Winter mehr Auto fahren.

Ähnlich schätzt die US-Investmentbank Goldman Sachs die Lage ein. Deren Rohstoffexperten kommen in einer Studie zum Schluss, dass die Nachfrage nach Öl dank eines robusten Weltwirtschaftswachstums weiter wachsen wird, dem hohen Preis zum Trotz. Im Laufe des Jahres dürfte der Verbrauch die Förderung übersteigen. Die USA hatten es in den vergangenen Monaten noch geschafft, dank einer höheren Produktion überdurchschnittlich große Reserven aufzubauen. Sobald auf diese zurückgegriffen werde, gebe das den Preisen zusätzlich Auftrieb, heißt es in der Goldman-Studie. Der Preis für ein Barrel werde zum Jahresende über 70 Dollar liegen.

Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) schreibt in einem am Dienstag veröffentlichten Ölmarktbericht, dass der weltweite Verbrauch bereits im ersten Quartal 2006 leicht über der Fördermenge gelegen haben könnte. Insgesamt werde die Nachfrage voraussichtlich in diesem Jahr um 1,7 Prozent steigen. Eine Anhebung der Produktion schließt die Opec bisher aus, zumal die Nachfrage im zweiten Quartal – mit Ende der Heizperiode auf der Nordhalbkugel – in der Regel etwas nachgibt. Auf einem Treffen kommenden Sonntag in Doha soll jedoch über mögliche Maßnahmen beraten werden, um die Märkte zu beruhigen.

Erdöl ist nicht der einzige Rohstoff, der an den internationalen Börsen gefragt ist. Gold ist auf dem höchsten Stand seit 25 Jahren. Für die Feinunze wurden in Fernost bis zu 618 Dollar gezahlt. Bei Silber und Kupfer gab es ebenfalls einen starken Schub nach oben. Investmentbanken raten Kunden, weiter auf Rohstoffe zu setzen. Im Vergleich zu Aktien oder Anleihen seien sie sogar attraktiver. Bei wichtigen Metallen wie Aluminium und Kupfer, die von der Industrie benötigt werden, erwartet Goldman Sachs, dass die Nachfrage genauso wie beim Öl im Laufe des Jahres die Produktion übersteigen und zu sinkenden Vorräten führen wird.

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