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© dpa

Klimastudie: Greenpeace lobt die Industrie

Die deutsche Industrie hält in einer Studie das Erreichen der Klimaziele für möglich und bekennt sich zur CO2-Reduzierung. Greenpeace begrüßte den Grundtenor des Papiers, wies aber auf Defizite hin.

Berlin - Die Industrie hält das Erreichen der von der Regierung verschärften Klimaziele nur für erreichbar, wenn der Ausstieg aus der Atomkraft wieder rückgängig gemacht würde. Alles andere sei nicht wirtschaftlich umsetzbar, sagte Jürgen Thumann, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), am Dienstag in Berlin. Er berief sich dabei auf eine neue Studie der Unternehmensberatung McKinsey, die im Auftrag des BDI die Kosten der verschiedenen diskutierten Klimaschutzmaßnahmen und ihre mögliche Wirkung untersucht hat.

„Wirtschaftliches Wachstum und Klimaschutz können auch in Zukunft Hand in Hand gehen“, sagte Thumann. Der BDI-Präsident forderte, auf dem UN-Klimagipfel in Bali im Dezember müssten Länder wie die USA, China und aufstrebende südamerikanische Staaten in ein weltweites Klimaabkommen für die Zeit ab 2012 eingebunden werden. Umweltverbände reagierten zwiespältig auf die BDI-Studie. Greenpeace begrüßte den Grundtenor des Papiers, wies aber ebenso wie der BUND auf Defizite hin, weil durch den Klimawandel verursachte Schäden nicht berücksichtigt seien.

Die Bundesregierung strebt an, den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) in Deutschland bis zum Jahr 2020 gegenüber dem Niveau von 1990 um 40 Prozent zu senken. Ergebnis der McKinsey-Studie ist allerdings, dass nur 26 bis maximal 31 Prozent mit der heute schon zur Verfügung stehenden Technik und zu vertretbaren Kosten geschafft werden könnten; immer unter der Voraussetzung, es bleibt bei dem von der großen Koalition bestätigten Ausstieg aus der Atomkraft. Wenn indes mehr als 31 Prozent gespart werden sollten, müssten Einschnitte beim Wachstum und Lebensstandard hingenommen werden.

Unweltverbände wiesen das zurück. Der BUND erinnerte an eine Prognos-Studie des Bundeswirtschaftsministeriums, wonach auch bei einem Atomausstieg Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40 Prozent verringert werden könnten. „Die Autohersteller und die Stromkonzerne werden sich hinter McKinsey verstecken, wenn von ihnen mehr Verantwortung für den Schutz der Umwelt verlangt wird.“ Die Studie weise große Lücken bei den Sparpotenzialen von Autos und den Ausbauchancen der klimafreundlichen Kraft–Wärme-Kopplung auf, kritisierte der BUND. Dagegen begrüßte das Bundesumweltministerium „interessante Ansätze und Überlegungen in der Studie“. Es werde deutlich, dass Klimaschutz auch zu „massiven Einsparungen“ führe. Bei Greenpeace hieß es, endlich hätten auch „die Chefetagen der deutschen Industrie verstanden, dass sie bei der Bekämpfung des Klimawandels die Hauptrolle spielen“.

McKinsey-Deutschlandchef Frank Mattern erläuterte, dass der CO2-Ausstoß bis 2020 allein durch die Investition in Technik, die sich etwa durch Energieeinsparungen selber verdiene, um 25 Prozent gesenkt werden könne. Weitere sechs Prozentpunkte könnten durch Maßnahmen eingespart werden, die sich zu den heutigen Preisen für CO2-Zertifikate rechnen (etwa 20 Euro pro Tonne), und durch die verstärkte Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien wie vor allem Windkraft. Werde nichts getan, sondern allein auf die kontinuierliche Modernisierung der Technik gesetzt, dann sei ein weiterer Anstieg der CO2-Emissionen bis 2020 zu erwarten, sagte Mattern.

Das höchste – und vor allem wirtschaftlich umsetzbare – Einsparpotenzial sieht McKinsey bei Immobilien, und hier vor allem bei der besseren Wärmedämmung von Altbauten. Die Studie kommt allerdings auch zu dem Schluss, dass bis 2030 eine Reduktion der Emissionen um 40 Prozent durchaus denkbar sei, etwa wenn das CO2-freie Kohlekraftwerk zum Einsatz käme.

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