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Wirtschaft: Lokführer meiden Verhandlungen

Unverbindliche Gespräche will die Bahn nicht führen. Damit ist der Tarifstreit wieder einmal festgefahren

Berlin - Die Bahn hat am Dienstag klargemacht, dass sie den Lokführern keinen eigenständigen Tarifvertrag geben will. „Wir müssen hart bleiben im Interesse der Tarifeinheit in Deutschland“, sagte Margret Suckale, Personalvorstand der Bahn, am Dienstag bei einer Telefonpressekonferenz. Anderenfalls würden „englische Verhältnisse“ drohen mit vielen Splittergewerkschaften. Worum es dagegen gehen müsse, sei eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Lokführer. „Da könnte man viel tun“, sagte Suckale. Sie forderte die Lokführergewerkschaft GDL auf, am heutigen Mittwoch über ein neues Tarifangebot des Konzerns konkret zu verhandeln. „Der Gespräche sind genug geführt.“

Das sahen Vertreter der Gewerkschaft jedoch anders. Am Nachmittag hieß es aus Reihen des GDL-Vorstands, es werde wahrscheinlich kein Treffen am Mittwoch geben. Eine GDL-Sprecherin betonte allerdings, dass heute definitiv nicht gestreikt werden würde. Vergangene Woche hatte die Gewerkschaft diesen Mittwoch noch als möglichen Streiktag genannt.

Die Bahn hatte am Montag ihr fünftes Angebot im Tarifstreit unterbreitet. Danach soll es eine Lohnanhebung um 4,5 Prozent geben, was dem Abschluss mit den Gewerkschaften Transnet und GDBA entspricht. Weitere 0,5 Prozent sollen durch eine bessere Regelung der Zulagen erreicht werden. Fünf Prozent Lohn will die Bahn für zwei Stunden Mehrarbeit zahlen. In diesem Jahr bietet der Konzern seinen Lokführern eine Einmalzahlung von 2000 Euro – davon 1400 Euro für Mehrarbeit, die bisher auf Arbeitszeitkonten angerechnet, aber nicht vergütet wird. Durch eine „familien- und mitarbeiterfreundliche Ruhetagsregelung“ sollen zudem die Arbeitsbedingungen der Lokführer spürbar verbessert werden.

GDL-Chef Manfred Schell hatte das Angebot zunächst als „unzureichend“ zurückgewiesen und betont, zentrale Forderung seiner Gewerkschaft sei ein eigenständiger Tarifvertrag. Schell hatte der Bahn deswegen nur neue Gespräche angeboten und keine förmlichen Verhandlungen. Bei Verhandlungen wären die Möglichkeiten für die GDL, Druck auf die Bahn auszuüben, stark eingeschränkt. Die Führung bei der Gewerkschaft übernimmt jetzt der als Hardliner geltende Vizevorsitzende Claus Weselsky, weil Schell in Kur geht (siehe Kasten).

„Wir wollen verhindern, dass es ein gegenseitiges Aufschaukeln gibt“, sagte Personalvorstand Suckale mit Blick auf künftige Verhandlungen mit den unterschiedlichen Gewerkschaften bei der Bahn. „Das würde uns aus dem Wettbewerb drängen.“ Die Gewerkschaften müssten kooperieren. Ein Aufweichen der Tarifeinheit sei auch nicht möglich, weil zum Beispiel die Arbeitspläne zwischen den einzelnen Betrieben der Bahn nicht mehr abgestimmt werden könnten. Außerdem habe die Bahn eine ganze Reihe von Berufsgruppen mit vergleichbarer Verantwortung und Ausbildung. „Für eine Sonderstellung der Lokführer ist kein Raum, so sehr wir ihre Arbeit auch schätzen“, sagte Suckale. Bernd Hops

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