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Mein erstes Geld: Sigmar Gabriel: Schwitzen für das Mofa

In unserer Rubrik "Mein erstes Geld" erzählt SPD-Chef Sigmar Gabriel, wie er am Hochofen für 6,23 Mark pro Stunde gearbeitet hat und sich davon ein - frisiertes - Mofa gekauft hat.

Ich habe mit 15 Jahren in den Sommerferien das erste Mal in der Glashütte Genthe in Goslar gearbeitet. Ich war ein sogenannter Einträger und habe die im Hochofen fertig gegossenen Scheiben mit Asbesthandschuhen zum Abkühlen auf ein Förderband gehoben. Das war nötig angesichts der großen Hitze. Die Scheiben hatten über 600 Grad, und ohne die Handschuhe wäre das Glas gesprungen. Das waren Scheiben für Autoscheinwerfer.

Acht Stunden pro Tag habe ich das gemacht. Der Stundenlohn betrug damals 6,23 Mark, wenn ich mich noch richtig erinnere. Nachtschicht durfte ich als Jugendlicher nicht machen, was mich geärgert hat, weil ich da mehr verdient hätte. Von dem Geld, das ich in der Glashütte verdient hatte, habe ich mir ein Mofa von Solo gekauft. Gelb war das und frisiert – Luftfilter raus und so.

Seit meinem ersten Job habe ich großen Respekt vor Industriearbeit. Ich habe auch im Studium immer nebenher gearbeitet. Ich glaube, dass das gut für die eigene Entwicklung ist, weil man merkt, dass Leistung die Voraussetzung dafür ist, dass man sich etwas leisten kann.

Die Glashütte ist mir später im Leben wieder begegnet. Jahre später habe ich als Landtagsabgeordneter mithelfen müssen, Genthe Glas zu retten. Inzwischen ist das Unternehmen leider doch insolvent gegangen. Aber immerhin konnte die Firma 15 Jahre lang weiter betrieben werden.

Aufgezeichnet von Moritz Döbler. Sigmar Gabriel (50) stammt aus Goslar, hat Deutsch und Politik auf Lehramt studiert, ist aber seit fast 20 Jahren Berufspolitiker. Er ist mit einer Zahnärztin liiert und hat eine Tochter aus einer früheren Beziehung.

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