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Wirtschaft: Neun Jahre der Vollbeschäftigung - Freising in Bayern hat mit 3,3 Prozent die niedrigste Arbeitslosenquote in Deutschland

Wenn die Ratsherren der Gemeinde Freising wieder einmal mit den Betreibern des Flughafens München über Nachtflüge streiten, prallt ein Argument an ihnen ab: Arbeitsplätze. Denn Jobs haben die Freisinger genug.

Wenn die Ratsherren der Gemeinde Freising wieder einmal mit den Betreibern des Flughafens München über Nachtflüge streiten, prallt ein Argument an ihnen ab: Arbeitsplätze. Denn Jobs haben die Freisinger genug. "Für mehr Beschäftigung wird dort keiner mehr Nachtflüge ertragen", sagt Ingo Anspach, Sprecher des Flughafen Münchens, der zu der nordöstlich von München liegenden Gemeinde gehört. Obwohl der Flughafen mit rund 18 000 Beschäftigten der größte Arbeitgeber von Freising ist, will Oberbürgermeister Dieter Thalhammer keine Zugeständnisse machen. Ihm geht es schließlich nicht darum, neue Arbeitsplätze zu schaffen, sondern die rund 80 000 Beschäftigten in seiner Gemeinde zu halten. "Wir dürfen die Leute nicht verscheuchen", sagt er besorgt.

Solche Schwierigkeiten hätten andere Bürgermeister gerne. Seit 1991 liegt die Arbeitslosenquote in Thalhammers Bezirk am niedrigsten in ganz Deutschland: zur Zeit sind es 3,3 Prozent. Freilich, die Wirtschaft in Freising ist mit dem Bau des Flughafens im Jahre 1992 aufgeblüht. Insgesamt aber gehört Bayern mit einer Arbeitslosenquote von 6,3 Prozent wie Baden-Würtemberg mit 6,2 Prozent zu den guten Plätzen für Arbeitssuchende in Deutschland. Hauptgrund dafür ist die gute wirtschaftliche Lage in Süddeutschland. In Baden-Würtemberg sorgt besonders die florierende Maschinenbau-Industrie für Arbeitsplätze, während es in Bayern die Dienstleister sowie das Hotel- und Gaststättengewerbe sind. So kann sich auch München im Vergleich zu anderen Großstädten mit einer Quote von 5,1 Prozent sehen lassen - in Berlin betrug sie dagegen im Dezember 15,9 Prozent.

Schon lange sitzen im Arbeitsamt von Freising kaum Arbeitslose auf den Fluren, statt dessen melden sich dort öfters die Personalleiter. Es sind die Betriebe, die sich nach neuen Bewerbern erkundigen. Oftmals vergeblich. "Schon seit Monaten suchen wir händeringend Bodenpersonal", berichtet Flughafen-Sprecher Anspach. Und Günter Schöps, Leiter der Arbeitsvermittlung in Freising mag beinahe schon von "Vollbeschäftigung" sprechen. Quer durch alle Branchen suchen die Betriebe nach Personal: Sie brauchen Schlosser, Schreiner, Schweißer ebenso wie Pflegekräfte und Verkäufer. Daneben sind Fachkräfte für die High-Tech-Industrie in Freising gefragt, wo sich neben SAP auch Texas Instruments niedergelassen haben. Die Sparkasse in Freising sucht Kundenbetreuer. "Wir haben schon so oft inseriert", stöhnt ein Mitarbeiter der Personalabteilung. Aber nicht nur höher qualifizierte Mitarbeiter fehlen. In der Freisinger Filiale der Deutschen Post ist man inzwischen auch verzweifelt: "Seit Monaten suchen wir nach Postboten", heißt es in der Personalabteilung. Zum Briefe austragen möchte die Post gut 20 Mitarbeiter mehr beschäftigen - bisher hat sich keiner gefundent.

Arbeitsvermittler Schöps denkt inzwischen darüber nach, Fachkräfte aus Ostdeutschland herbei zu locken, nach dem Vorbild des Arbeitsamtes Starnberg. Dort hatte die Leiterin Jutta von Weidenburg irgendwann genug davon, Hotel- und Gaststätten auf der Suche nach Personal auf die nächste Woche zu vertrösten. Sie begann in Zusammenarbeit mit den Arbeitsämtern in Magdeburg und Brandenburg Bewerber aus Ostdeutschland per Bus nach Starnberg zu fahren. "Im letzten Jahr waren wir recht erfolgreich", berichtet sie. Von 60 Kandidaten habe sich ein Drittel für den Umzug entschieden.

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