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Wirtschaft: Öl-Spekulanten geben nicht nach

Auch die 52-Dollar-Marke wird ohne Problem genommen – die Börsen beeindruckt das kaum

Berlin - Der Ölpreis hat am Donnerstag die nächste Rekordmarke geknackt. In New York kostete ein Barrel (159 Liter) in der Spitze 53 Dollar und hielt sich dann über der Marke von 52 Dollar. Einige Händler sprechen bereits davon, dass 60 Dollar erreicht werden könnten. Ein Sprecher der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) verwies jedoch darauf, dass die hohen Preise allein durch die Angst vor Versorgungsengpässen begründet seien (siehe Kasten). Der „geopolitische Aufschlag“ betrage etwa 15 Dollar. „Beruhigt sich die Lage – insbesondere im Irak –, dann könnte der Preis schon in den nächsten Wochen auf 35 bis 37 Dollar fallen“, sagte der Sprecher dem Tagesspiegel.

Die Aktienmärkte ließen sich von dem hohen Ölpreis nicht beeindrucken. Der Deutsche Aktienindex (Dax) musste nur leichte Verluste hinnehmen. Und auch der Ausblick für den Kursverlauf in den nächsten Monaten sei gut, prognostizieren die meisten Börsenexperten.

Bis in den Sommer hinein seien die schwachen Aktienmärkte zwar mit dem hohen Ölpreis begründet worden, sagte Rolf Elgeti, Chefaktienstratege der ABN Amro für Europa, dem Tagesspiegel. Aber das liege nur daran, dass „für Marktkommentatoren immer einer herhalten muss – ob nun Öl oder Dollar“. Was die Aktienkurse wirklich treibe, seien die Unternehmensgewinne und der Preis, den die Anleger dafür zu zahlen bereit seien.

Nicht bei den Aktienkursen – die in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen sind – habe sich eine Blase aufgebaut, sagte Elgeti, sondern beim Öl. Allerdings sei kaum absehbar, wann diese platzen werde. Am Ölmarkt gebe es zurzeit die übliche Übertreibung nach oben, bevor die Preise wieder nachgeben. Das sei psychologisch bedingt. „Bei einem Preis von 25 Dollar im vergangenen Jahr hat niemand an 50 Dollar für ein Barrel glauben wollen. Jetzt ist das Niveau erreicht. Da erscheinen auch 60 Dollar realistisch, bis sich wieder die fundamentalen Daten durchsetzen“, sagte Elgeti. Das sei ein „typisch menschliches Fehlverhalten“.

Bei den europäischen Aktienmärkten gebe es aber noch etwas Luft nach oben, sagte Elgeti. Denn die europäischen Unternehmen hinkten bei den Kostensenkungen hinter ihren US-Konkurrenten weiter hinterher, als von den meisten angenommen. Deshalb sei hier noch bis ins erste Halbjahr 2005 mit steigenden Gewinnen und auch mit höheren Kursen zu rechnen. Anders sei es in den USA. „Dort scheint das Potenzial bei der Produktivität ziemlich ausgereizt“, sagte Elgeti.

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