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Wirtschaft: Opec verspricht billigeres Öl

Organisation peilt Preis zwischen 30 und 35 Dollar an / Rekorde wie 2004 sollen sich nicht wiederholen – dennoch bleibt Heizöl teuer

Berlin - Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) hat ihre Ankündigung wahr gemacht. Schon vor dem Jahreswechsel wurde die Förderung deutlich gedrosselt. „Eine Million Barrel pro Tag sind vom Markt genommen worden“, sagte ein Opec-Sprecher dem Tagesspiegel. „Unsere Informationen zeigen: Die Mitgliedsländer, die sich Anfang Dezember zu Förderkürzungen verpflichtet haben, halten die Vereinbarung ein.“

Für dieses Jahr erwarte das Kartell sinkende Ölpreise. „Wir rechnen nicht damit, dass sich 2004 wiederholen wird“, sagte der Opec-Sprecher. Der Preis pro Barrel (159 Liter) werde nach Einschätzung der Organisation zwischen 30 und 35 Dollar schwanken. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) rechnet ebenfalls mit dieser Bandbreite. „Die Opec wird den Preis nicht unter 30 Dollar fallen lassen“, sagte Claudia Kemfert, Abteilungsleiterin Energie beim DIW, dem Tagesspiegel. Bisher strebt die Opec Ölpreise zwischen 22 und 28 Dollar an, will aber Ende Januar oder im März über eine Anhebung des offiziell angestrebten Preises beraten.

2004 hat Erdöl zwischenzeitlich in New York mehr als 55 Dollar je Barrel gekostet, so viel wie noch nie seit Anfang der 80er Jahre, als der Handel mit Terminkontrakten aufgenommen wurde. Die europäische Sorte Brent kletterte knapp über die 50-Dollar-Marke. Und Opec-Öl, das im Schnitt wegen seiner schlechteren Qualität etwas billiger ist, blieb nur leicht darunter. Grund für den starken Preisanstieg waren Anschläge im Irak und Saudi Arabien, politische Unruhen in Nigeria und Venezuela und der starke Anstieg des Ölverbrauchs in China und Indien.

Mittlerweile hat sich die Lage zwar etwas beruhigt. Aber in New York schwankt der Ölpreis immer noch zwischen 41 und knapp 44 Dollar – und ist damit im Vergleich zu den vergangenen Jahren weiter teuer. Und Opec-Öl kostete in der letzten Woche des Jahres 2004 im Schnitt 37,72 Dollar – 3,50 Dollar mehr als noch zwei Wochen vorher.

Doch von den Märkten werde in diesem Jahr etwas der Druck genommen, weil die Nachfrage langsamer zunehmen werde als vergangenes Jahr. Das weltweite Wirtschaftswachstum werde – auch durch den hohen Ölpreis – gedämpft, schätzen die Experten der Opec und der Internationalen Energie-Agentur (IEA). Insbesondere China und Indien würden nicht wieder die hohen Raten zeigen wie noch 2004.

Allerdings warnen einige Experten davor, dass die Prognosen zu optimistisch sein könnten. DIW-Forscherin Kemfert sagte: „Insbesondere die IEA neigt dazu, die Zunahme der Nachfrage zu niedrig und gleichzeitig die zusätzlichen Kapazitäten, die die Förderländer aufbauen, zu hoch anzusetzen.“ Wenn es wieder politische Unruhen gebe, dann könne sich der Markt schnell wieder anspannen.

Doch zurzeit sorgt vor allem ein Umstand für positive Stimmung an den Ölbörsen: der milde Winter. Da die USA im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt relativ niedrige Lagerbestände an Öl und Ölprodukten – insbesondere Heizöl – haben, schauen die Börsen jeden Mittwochnachmittag gespannt nach Amerika. Dann werden die Bestandszahlen für die Vorwoche bekannt gegeben. Vergangene Woche gingen die Vorräte zurück, die Ölpreise wieder etwas nach oben. „Aber dadurch, dass der Winter bisher mild geblieben ist, verschwindet langsam die Angst, dass es beim Heizöl Engpässe geben könnte“, sagte Barbara Meyer-Buckow, Sprecherin des Mineralölwirtschaftsverband (MWV). Und die gesenkte Förderung der Opec sei an den Märkten nicht zu spüren.

Von der Entspannung profitieren die deutschen Verbraucher. Laut MWV kostete ein Liter Heizöl im Schnitt im vergangenen Oktober 51 Cent, jetzt liege der Preis um die 40 Cent - „stabil auf hohem Niveau“. Helmut Buchmann vom Fachblatt Oil Market Report (OMR) sagte, im längeren Vergleich sei Heizöl immer noch sehr teuer. „Früher kostete ein Liter teilweise deutlich weniger als 30 Cent.“

Mit welchen Ölpreisen die Verbraucher in den kommenden Wochen leben müssten, entscheide sich wahrscheinlich mit den beiden nächsten Meldungen zu den US-Vorräten. Und da dürfte sich nach Buchmanns Einschätzung der Jahreswechsel positiv bei den Interpretationen durch die Heizölhändler bemerkbar machen.

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