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Wirtschaft: Opec will den Ölmarkt beruhigen

Die führenden Industriestaaten sorgen sich um die Stabilität im Nahen Osten

Berlin - Die sieben großen Industrienationen und Russland (G8) wollen Gespräche zur politischen und wirtschaftlichen Stabilisierung in den arabischen Staaten aufnehmen. Am Dienstag hieß es in deutschen Regierungskreisen, dies sei ein „extrem wichtiges Thema“. Im Gegensatz zu US-Präsident George Bush, der eine Demokratisierung in den Staaten fordert, wollen die Deutschen dem Nahen Osten aber keine Reformen aufzwingen. Hintergrund dieser Initiative ist der hohe Ölpreis, der wegen der labilen Lage in der Region weiter stark steigt. Das Öl wird deshalb auch Thema auf dem G8-Gipfel kommende Woche sein.

Nach dem Terroranschlag in Saudi-Arabien am Wochenende sind die Ölpreise wieder geklettert. In London stieg die Notierung am Dienstag um fast zwei US-Dollar auf rund 38,66 Dollar je Barrel (159 Liter). Sie liegt damit aber immer noch 70 Cent unter dem Höchststand von vor einer Woche. Die Börsen knickten wegen der wachsenden Sorgen erneut ein. Bis zum Handelsschluss verlor der Deutsche Aktienindex (Dax) 1,46 Prozent auf 3864,18 Punkte. EU-Wirtschaftskommissar Joaquin Almunia sagte am Dienstag , sollte Öl weiter so teuer bleiben wie bisher, werde das das Wachstum um 0,2 Prozentpunkte drücken. Bisher rechnet die EU mit einer Zunahme des Bruttoinlandsprodukts um 1,9 Prozent in den Euro-Staaten. Bundesfinanzminister Hans Eichel warnte ebenfalls vor einem Einfluss der hohen Ölpreise auf die wirtschaftliche Entwicklung: „Man muss da schon ein Stück besorgt sein, was der Einfluss auf die Konjunktur sein wird“, sagte Eichel am Dienstagabend in Luxemburg vor einem Treffen mit seinen Amtskollegen der Euro-Zone, bei dem auch der Ölpreis Thema sein soll. Eichel (SPD) rechnet damit, dass die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) bei ihrem Treffen am Donnerstag in Beirut etwas gegen die Explosion der Ölpreise unternehmen wird. Auch die OPEC sei der Auffassung, dass mehr getan werden müsse, sagte Eichel Die Opec bekräftigte am Dienstag selbst, etwas gegen die hohen Ölpreise tun zu wollen. Ein Sprecher des Kartells sagte dem Tagesspiegel, bei dem Treffen der Ölminister in Beirut würden „Maßnahmen ergriffen, um den Ölpreis zu kappen“. Die Opec sei durch die Anschläge in Saudi-Arabien beunruhigt. Insgesamt lägen die freien Kapazitäten der Opec bei zwei bis drei MillioneEn Barrel pro Tag, sagte der Sprecher.

Die Ölindustrie zeigte sich jedoch noch gelassen: Die Lage habe sich nicht wesentlich verändert, sagte Barbara Meyer-Bukow, Sprecherin des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV). Schließlich schwankten die Ölpreise seit Wochen stark. Im Mai ist Benzin an deutschen Tankstellen im Vergleich zum April laut MWV wesentlich teurer geworden. Ein Liter Eurosuper kostete im Schnitt 1,186 Euro – 5,2 Cent mehr als im Vormonat.

Deutsche Firmen, die in Saudi-Arabien aktiv sind, sprechen noch nicht von Krise. Bislang habe kein deutsches Unternehmen Mitarbeiter aus Saudi-Arabien zurückgeholt, hieß es beim Nah- und Mittelost-Vereins in Berlin.

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