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Wirtschaft: Priorität für Airbus

EADS-Chefs Enders und Gallois konzentrieren sich auf Flugzeugtochter / Regierung begrüßt Einigung

Berlin - Der größte Luft- und Raumfahrtkonzern EADS will so schnell wie möglich eine Lösung für die schweren Probleme bei der Flugzeugtochter Airbus finden. „Airbus besitzt bei uns ab sofort Priorität“, erklärten die beiden EADS-Co-Chefs Tom Enders und Louis Gallois in einer Mitteilung am Montag. „Wegen der Schwierigkeiten beim Management der vergangenen Wochen und der Krise bei der A380 ist der Ruf von EADS in Gefahr“, sagten beide weiter. Man wolle das Vertrauen der Kunden, Investoren und der Mitarbeiter in das Management zurückgewinnen. Die Börse sah die Anstrengungen allerdings skeptisch. Die EADS-Aktie, die in den vergangenen Wochen stark unter Druck geraten war, verlor auch am Montag. Am Schluss lag sie bei 22,28 Euro – 0,8 Prozent unter dem Niveau vom Freitag.

Am Wochenende hatten der bisherige EADS-Co-Chef Noel Forgeard und Airbus-Chef Gustav Humbert zurücktreten müssen, nur zwei Wochen vor der Luftfahrtausstellung im britischen Farnborough. Sie übernahmen die Verantwortung für die Verzögerungen beim Super-Jumbo A380, die den Konzern in den kommenden Jahren insgesamt etwa zwei Milliarden Gewinn kosten werden. Dabei hatte gerade die neue A380 dem Flugzeugbauer Airbus die Führung gegenüber Boeing, dem US-Erzrivalen, sichern und nach den teuren Entwicklungsjahren endlich Geld einspielen sollen.

EADS produziert zwar auch Rüstungsgüter, Hubschrauber und Raumfahrtsysteme, doch den Großteil von Umsatz (zwei Drittel) und Gewinn (fast 80 Prozent) steuert die Tochter Airbus bei. Bisher haben vor allem die Franzosen bei dem Flugzeugbauer den Ton angegeben. Vor Humbert stand Forgeard an der Spitze, der zudem die treibende Kraft hinter dem A380-Projekt gewesen war. Die wichtigsten EADS-Aktionäre sind Daimler-Chrysler, Frankreich und der französische Technologiekonzern Lagardère.

Forgeards Posten nimmt nun Louis Gallois ein, der bisher an der Spitze der französischen Staatsbahn SNCF gestanden hatte. An Humberts Stelle tritt der aus Lothringen stammende Christian Streiff, der auch eine Reihe von Jahren international gearbeitet hat – darunter auch in Deutschland. Airbus wird außerdem stärker an die EADS-Spitze gebunden.

Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) begrüßte die Einigung. „Das Unternehmen hat gezeigt, dass es sich seiner Verantwortung für das Kerngeschäft Airbus bewusst ist.“ Die Wahl der neuen Führungskräfte – „Manager mit starker Industrieerfahrung“ – zeige, dass „keine politische Entscheidung getroffen“ worden sei. Das deutsch-französische Gleichgewicht im Konzern sah Glos „durch die jüngsten Entscheidungen gewahrt“.

Allerdings sehen die EADS-Chefs die starken nationalen Bindungen des Konzerns als Problem. EADS müsse nationale Grenzen überwinden, damit die Zukunft der Unternehmensgruppe nicht in Gefahr gerate. „Wir werden sicherstellen, dass Leistung und Führungsstärke die bestimmenden Merkmale auf allen Managementebenen von EADS sein werden“, betonten Enders und Gallois in ihrer Erklärung. Außerdem kündigten sie an, dass die Managementstrukturen bei EADS und Airbus auch nach den jüngsten Änderungen an der Unternehmensspitze überprüft und Änderungen „so schnell wie möglich beschlossen werden“.

Die Voraussetzungen für einen Umbau bei Airbus könnten auch bald einfacher werden. EADS will die Anteile der britischen BAE Systems für 2,75 Milliarden Euro übernehmen, wie der Konzern am späten Sonntagabend mitteilte. Der Preis soll bar überwiesen werden – abzüglich 1,2 Milliarden Euro, die BAE Systems von Airbus als Kredit erhalten hat. Die Briten hatten bisher 20 Prozent gehalten und Anfang Juni eine Verkaufsoption gezogen. Mit dem Erlös soll die Expansion auf dem US-Markt vorangetrieben werden. Da sich EADS und BAE Systems jedoch nicht auf einen Preis einigen konnten, wurde als unabhängiger Sachverständiger die Londoner Investmentbank Rothschild beauftragt, den Wert zu ermitteln. Ob BAE Systems aber weiterhin seine Option ausüben wird, ist unsicher. Denn die Briten hatten mit einem deutlich höheren Erlös ihrer Anteile gerechnet. Analysten hatten von bis zu fünf Milliarden Euro gesprochen, EADS selber hatte im vergangenen März noch 3,5 Milliarden Euro angesetzt. Doch durch die Probleme bei der A380 und dem Kursrutsch der EADS-Aktie ist auch der Wert der Airbus-Anteile drastisch gesunken. mit HB

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