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Wirtschaft: Spionage bei Bombardier

Ex-Mitarbeiter verkaufte vertrauliche Informationen / Schaden von bis zu sieben Millionen Euro

Berlin - Die Staatsanwaltschaft Neuruppin geht einem schweren Fall von Werksspionage beim Schienentechnikkonzern Bombardier Transportation nach. Die genaue Schadenshöhe sei zwar noch nicht bekannt, hieß es in einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft vom Dienstag, sie würde aber „nach dem derzeitigen Ermittlungsstand jedenfalls als erheblich eingeschätzt“. Aus ermittlungsnahen Kreisen war zu erfahren, dass der Schaden bei bis zu sieben Millionen Euro liegen könnte. Der Haftbefehl gegen den Hauptverdächtigen, der vor kurzem im Bombardier-Werk Hennigsdorf „auf frischer Tat gestellt“ wurde, sei allerdings gegen Auflagen ausgesetzt worden, teilte die Behörde mit. Ein Bombardier-Sprecher wollte sich noch nicht zu Details äußern und verwies auf das laufende Verfahren.

Bombardier Transportation – ein Tochterunternehmen des kanadischen Technologiekonzerns Bombardier – ist der weltweit größte Hersteller von Schienentechnik. Firmensitz ist Berlin. In der Hauptstadt und im brandenburgischen Werk Hennigsdorf hat das Unternehmen etwas 3000 Beschäftigte, wobei für Hennigsdorf im Frühjahr der Abbau von 535 Stellen vereinbart wurde.

Neben kompletten Zugsystemen bietet Bombardier auch Ersatzteile an. Die Kunden führen bei Aufträgen für Ersatzteillieferungen Ausschreibungen durch, um einen möglichst günstigen Preis zu erzielen. Angesichts knapper Budgets der Bahnunternehmen ist der Wettbewerb hart – und die Zahl der Wettbewerber größer, als wenn es um komplette Systemlösungen geht. Ein nordrhein-westfälischer Mittelständler hat nun offenbar Bombardier ausspionieren lassen, um anschließend das Angebot des Konzerns zu unterbieten.

Nachdem ein ehemaliger Bombardier-Mitarbeiter nun vom Wachschutzpersonal aufgegriffen worden war, wurde zunächst Anzeige wegen Hausfriedensbruchs erstattet. Auf Antrag der Neuruppiner Staatsanwaltschaft erließ dann das Amtsgericht Berlin-Tiergarten zunächst einen Haftbefehl wegen Verdunkelungsgefahr.

Anschließend wurde der Mittäter aus NRW – der Geschäftsführer des Unternehmens – ermittelt, der ebenfalls vorläufig festgenommen wurde. Bei „umfangreichen Durchsuchungsmaßnahmen“ in Berlin, Brandenburg und NRW wurden laut Staatsanwaltschaft Betriebsunterlagen sichergestellt, die zweifelsfrei Bombardier zugeordnet werden konnten. Die Beschuldigten räumten daraufhin „die Tatvorwürfe im Kern“ ein. Sowohl technische als auch Ausschreibungsunterlagen, „die jeweils Geschäfts- beziehungsweise Betriebsgeheimnisse verkörpern“, wurden demnach „eingesehen oder an sich genommen“.

Für die Werksspionage sind dem ehemaligen Bombardier-Mitarbeiter von seinem nordrhein-westfälischen Komplizen nach den bisherigen Ermittlungen „erhebliche Geldbeträge“ gezahlt worden. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte dem Tagesspiegel, die Zahlungen hätten insgesamt „eine fünfstellige Euro-Höhe“ erreicht.

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