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Wirtschaft: Springer bestens gelaunt

Verlag sieht sich gerüstet für ProSieben-Übernahme

Berlin - Die Axel Springer AG hat in den ersten neun Monaten dieses Jahres Umsatz, Gewinn und Finanzkraft deutlich verbessert. „Das Unternehmen ist in bester Verfassung. Wir sind auf die Übernahme von ProSieben Sat 1 gut vorbereitet“, sagte der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner am Mittwoch.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) betrug im Berichtszeitraum 248 Millionen Euro. Die Ebita-Rendite stieg von 10,6 auf 14,1 Prozent. Bereinigt um den einmaligen Erlös von 92,6 Millionen Euro aus dem Vergleich mit der Kirch-Gruppe stieg das Ergebnis im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 34 Prozent. Döpfner führt die „sehr erfreuliche Entwicklung“ auf die beibehaltene Kostendisziplin und die Profitabilisierung neuer Objekte zurück.

Der Konzern erwirtschaftete in den ersten drei Quartalen 156 Millionen Gewinn (plus 12,5 Prozent). Der Umsatz stieg leicht auf 1,77 Milliarden Euro. Die entfallenen Erlöse durch die Ausgliederung des Tiefdruckgeschäfts in das Joint-Venture- Unternehmen Prinovis, der Verkauf der Zeitschrift „Journal für die Frau“ und die Einstellung von „Allegra“ seien mehr als ausgeglichen worden, sagte Döpfner. Gelungen sei dies durch Zuwächse sowohl im Vertriebs- als auch im Anzeigengeschäft. Er geht jedoch davon aus, dass die zuletzt überraschend positiven Werbeumsätze, insbesondere im Wahlmonat September, nicht von Dauer sind.

Mit einem Plus von sieben Prozent auf 286 Millionen Euro hat sich der Umsatz im Ausland besser entwickelt als im Inland. Dennoch bleibt Springer zu 84 Prozent von der deutschen Binnenkonjunktur abhängig. Dies umso mehr nach der Übernahme der Fernsehfamilie ProSieben Sat 1, über deren Vollzug das Kartellamt und die Medienwächter voraussichtlich bis Weihnachten entschieden haben werden. „Ich bin ein Anhänger der antizyklischen Theorie“, sagte Döpfner. Zum Zeitpunkt des konjunkturellen Tiefs zu investieren werde sich als Vorteil erweisen, „wenn es in diesem Land nach oben geht“. Über das Interesse der Private-Equity-Branche für deutsche Zeitungen sagte der Vorstandschef: „Darüber, dass das Ausland, dass rendite- und wachstumsorientierte Investoren an das deutsche Zeitungsgeschäft glauben, sollten wir uns freuen.“

Nach Ablauf der Frist für das Übernahmeangebot an die freien Aktionäre von ProSieben Sat 1 wurden wie erwartet nur wenige Aktien zu dem niedrigen Preis von 14,11 Euro verkauft. Aktionäre, die nicht veräußern, werden nach einem noch zu berechnenden Umtauschverhältnis an der dann größeren Axel Springer AG beteiligt. Mittlerweile hält Springer fast 77 Prozent an der Fernsehfamilie. Angesichts von Finanzmitteln in Höhe von 557 Millionen Euro zum Stichtag 30. September sei Springer für die milliardenschwere Transaktion gut gewappnet, sagte Döpfner.

Mit Aussagen zum kommenden Jahr hielt sich Döpfner zurück. Die konjunkturelle Entwicklung hänge von den politischen Weichenstellungen ab. Auch die Effekte durch die Fußball-Weltmeisterschaft seien nicht vorherzusagen. Zuversichtlich zeigte er sich, dass es in Deutschland keine Gratiszeitungen geben werde. Springer halte sich bereit, mit dem vorbereiteten Titel „Gratissimo“ innerhalb weniger Tage in 15 Städten gleichzeitig zu starten. Es sei aber wohl die Einsicht gewachsen, dass in Ländern mit hohem Wettbewerb im Zeitungsmarkt und vor allem in einem nicht zentralistischen Land wie Deutschland die Chance, gewinnbringend Gratiszeitungen herauszugeben, sehr gering sei. „Proaktiv“ werde sich Springer bei diesem Thema jedenfalls nicht verhalten.

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