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Wirtschaft: Streit um Carsharing bei der Bahn

Konzern wirbt Mitglieder vom Ex-Partner Greenwheels ab – der wehrt sich jetzt vor Gericht

Berlin – Der Carsharing-Anbieter Greenwheels (ehemals Statt-Auto) und die Deutsche-Bahn-Tochter, DB Rent, haben sich nach jahrelanger Kooperation zerstritten. Die Leidtragenden sind die Kunden, die vergeblich versuchten, bei Greenwheels ein Auto vorzubestellen.

DB Rent betreibt ein Call-Center in Halle (Saale), von dem aus bislang auch die telefonischen Buchungen und Online-Reservierungen der Kunden von Greenwheels abgewickelt wurden. Im Gegenzug durften DB-Rent-Kunden die etwa 180 Fahrzeuge von Greenwheels in Berlin und Hamburg mitbenutzen.

Am Wochenende hatte DB Rent den Call-Center-Service für Greenwheels eingestellt. Die Firma konnte jedoch ihren eigenen Buchungsservice nicht rechtzeitig aktualisieren. „Ich habe das ganze Wochenende lang versucht, ein Auto zu bestellen“, sagt Greenwheels-Kunde Joachim Perle. Der Berliner war schon früher Mitglied bei Statt-Auto, das Ende 2005 von dem holländischen Unternehmen Greenwheels gekauft wurde.

„Insgesamt fiel der Buchungsservice am Wochenende nahezu komplett aus, am Montag konnten vereinzelt wieder Buchungen angenommen werden“, sagte Greenwheels-Vorstand Birger Holm dem Tagesspiegel. „Ursprünglich hatten wir geplant, die Buchungen erst ab dem 1. August unabhängig durchzuführen“, sagte Holm. Am 27. Juni habe DB Rent dann aber bei einem Treffen angekündigt, den Service schon am 3. Juli einzustellen, ein Fax vom 29. Juni habe dann die Abschaltung sogar schon für den 30. Juni vorgesehen. „Das geschah dann auch – und so hatten wir nur 30 Stunden Zeit, die Daten von 9000 Kunden in unser System einzuspeisen“, erklärte Holm. Erst seit Dienstagabend können Kunden wieder direkt bei Greenwheels buchen.

DB Rent verweist jedoch darauf, dass immer wieder Gespräche über die Gebühren geführt werden mussten, die Greenwheels für den Internet- und Call-Center-Service zahlen sollte. Eine endgültige Einigung sei jedoch ausgeblieben, sagte ein Bahnsprecher dem Tagesspiegel. Bei dem Gespräch am 27. Juni habe man die Abschaltung für den 30. Juni angekündigt, aber auch zugesagt, Aufträge noch bis zum 3. Juli abzuwickeln.

Ob DB Rent mit dieser Hauruck-Aktion Vertragsbruch begangen hat, ist nicht ganz klar. Greenwheels ging jedenfalls von einer späteren Abschaltung aus und wirft DB Rent außerdem vor, die Kundendaten, die nur zur Verwaltung der Buchungen übermittelt worden seien, missbraucht zu haben, um die Greenwheels-Kunden per E-Mail abzuwerben. „Unseren Kunden wurde per Pop-up-Fenster empfohlen, zu DB Rent zu wechseln“, sagte Holm dieser Zeitung. „Wer daraufgeklickt hat, erhielt eine E-Mail mit einem vorformulierten Kündigungsschreiben – und das auch noch auf unserem firmeneigenen Briefkopf.“ Kunden hätten auch E-Mails bekommen, in denen stand: „Da Sie sich für DB Carsharing entschieden haben, übernimmt DB Rent die Kundenverträge. Bitte erteilen Sie uns kurz Ihre Zustimmung zum Vertragsübergang“, sagte Greenwheels-Anwalt Sebastian Baum dieser Zeitung. Er halte die Nutzung der Kundendaten zur Verfolgung eigener Interessen für unzulässig – wer die Kündigung bereits abgeschickt hat, könne sie widerrufen. Ein Bahnsprecher wollte sich zur Rechtslage nicht äußern, betonte jedoch, dass die Bahn weiter für Gespräche offen sei.

Nach Angaben des Greenwheels-Sprechers erwirkte sein Unternehmen am Mittwochnachmittag beim Landgericht Hamburg eine einstweilige Verfügung, die es DB Rent verbietet, Greenwheels-Kunden per E-Mail zur Kündigung aufzurufen und ihnen das entsprechende Formular mit dem Greenwheels-Logo zu schicken.

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