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Wirtschaft: Vorsicht beim Aufstieg

Der Dax notiert auf dem höchsten Stand seit fünf Jahren – aber die Skepsis bleibt / US-Einzelhandel bringt gute Stimmung

Berlin - So richtig glauben will es niemand an der Börse, aber die wichtigsten deutschen Aktien sind mittlerweile so viel wert wie seit fünf Jahren nicht mehr. Der Deutsche Aktienindex (Dax) kletterte am Freitag bis Handelsschluss um 0,22 Prozent auf rund 6174 Punkte. Der Dow Jones, in dem die wichtigsten amerikanischen Industriewerte zusammengefasst sind, erreichte nach anfänglichen Verlusten 11 961 Punkte – und stellte damit den am Donnerstag erreichten historischen Höchstwert erneut ein.

Gut für die Stimmung der Börsianer waren Einzelhandelsdaten aus den USA. Laut Analysten deuten sie darauf hin, dass die amerikanische Wirtschaft besser läuft als von vielen gedacht. Zwar sanken die Umsätze im September leicht, doch lag das vor allem an niedrigeren Benzinpreisen. Ohne diesen Effekt hätte es für die Einzelhändler in den USA ein Plus von 0,6 Prozent gegeben. Außerdem veröffentlichte die University of Michigan ihren Index zur Zuversicht der Verbraucher in den USA – und der Wert verbesserte sich deutlich stärker als von Analysten erwartet. Die Ausgaben der Konsumenten spielen für die amerikanische Wirtschaft eine besonders große Rolle.

Trotzdem verlief der Aktienhandel zum Wochenausklang nervös. Nach einer starken Eröffnung fiel der Dax schnell ins Minus. Bis zum frühen Nachmittag gab es dann wieder ein ordentliches Plus – bis die Anleger kurz vor Handelseröffnung in den USA nervös wurden. Als die Wall Street aber ohne größere Verluste startete, stabilisierte sich der Dax in der Gewinnzone.

Ein Grund dürfte darin liegen, dass eine ganze Reihe von großen Anlegern wie zum Beispiel Fonds offensichtlich von dem weiteren Dax-Anstieg in dieser Woche überrascht wurden. Die Deutsche Börse führt jede Woche eine Umfrage unter Investoren durch. Diese Woche lag der Anteil der Optimisten bei 52 Prozent, ein Prozentpunkt mehr als vergangene Woche. Doch der Anteil der Pessimisten stieg um fünf Punkte auf 33 Prozent. Dafür schrumpfte der Anteil der neutral Gestimmten. Gianni Hirschmüller vom Meinungsforschungsinstitut Cognitrend kommt jedoch in einer Analyse für die Deutsche Börse zu dem Schluss, dass die Pessimisten vor allem auf das Kippen der guten Stimmung hinwirken wollen. Jüngste Verkäufe hätten nach deren Kalkül dazu führen sollen, kurz vor dem Knacken des bisherigen Jahreshochs wieder für einen Rückgang zu sorgen, schreibt Hirschmüller. Wäre der Dax aber erst einmal wieder auf dem Niveau von 6000 Punkten gewesen, hätten diese Investoren garantiert auch wieder am Markt zugegriffen.

Ob die Pessimisten ihre verpassten Chancen nachholen und doch noch zum Zuge kommen, oder ob neue Kurshöhen erreicht werden, hängt von den Zahlen ab, die die Unternehmen für das dritte Quartal veröffentlichen. Auch wenn es diese Woche schon einige Daten gab, stehen die Angaben der meisten Firmen noch aus. Am Freitag sorgte der weltgrößte Elektrokonzern General Electric für eine leichte Enttäuschung, weil es nicht gelungen war, die Erwartungen der Analysten zu übertreffen.

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