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Wirtschaft: VW steigt aus der Aktienelite ab Autohersteller muss Index Eurostoxx-50 verlassen

Auch Bayer verliert voraussichtlich Platzierung

Berlin - Der Dienstag war kein normaler Handelstag an den Börsen. Die Schlusskurse entschieden bei Volkswagen und Bayer über Verbleib oder Rausschmiss aus wichtigen Börsenindizes. Und bei Handelsschluss war die Antwort klar: Beide Aktien werden es nicht schaffen, sich in der europäischen Aktienelite zu halten. VW wird in drei Wochen den Eurostoxx-50, den Spitzenindex der Aktien in Euroland, verlassen müssen, Bayer zur gleichen Zeit den Stoxx-50, den gesamteuropäischen Eliteindex. Dagegen ist die Aktie des Touristikkonzerns Tui gerettet. Hier sah es noch vor wenigen Wochen so aus, als würde sie den Deutschen Aktienindex (Dax) verlassen müssen. Die Rettung kam durch Übernahmespekulationen.

Diesen Mittwoch tagen die Stoxx-Gremien. Sie entscheiden auf Grundlage der Schlusskurse vom Dienstag, wie in Zukunft die Indizes zusammengesetzt sein werden. Wichtigstes Kriterium: die Börsenkapitalisierung. Hier stand Bayer auf dem 62. Platz. Um im Index zu bleiben, wäre ein Kurssprung Platz 60 nötig gewesen. Bei Volkswagen war die Entscheidung sehr knapp – es ging um wenige Zehntel Prozent. Die Papiere von Tui wiederum hätten einen starken Einbruch verzeichnen müssen, um aus dem Dax zu fallen. Hier muss sich der Hauptkonkurrent Puma um den Platz voraussichtlich mindestens ein weiteres Jahr gedulden. „Tui bleibt auf jeden Fall im Dax“, sagte Christian Stocker, Indexexperte der Hypo-Vereinsbank (HVB). Die Gremien der Deutschen Börse tagen kommenden Freitag.

Für die Unternehmen ist die Mitgliedschaft in den großen Indizes wie dem Stoxx oder dem Dax deshalb wichtig, weil sich eine Reihe von Investmentfonds und Vermögensverwaltern bei Anlageentscheidungen an deren Zusammensetzung orientieren. So genannte passive Fonds richten sich sogar allein an der Indexzusammensetzung aus. Sie investieren ihr Geld ausschließlich in die Werte, die in dem jeweiligen Index enthalten sind, – und ziehen ihr Geld aus den Aktien, die die Indizes verlassen müssen, auch wieder ab. Passive Fonds haben in Stoxx-50- und Eurostoxx-50-Werten zurzeit jeweils etwa 16 Milliarden Euro investiert. Das wird je nach Indexgewichtung auf die einzelnen Papiere verteilt. Auf VW entfielen bisher 0,54 Prozent, also etwa 85,7 Millionen Euro. Bei Bayer waren es 0,64 Prozent oder 102 Millionen Euro. Die fest investierten Fondsgelder stabilisieren laut Börsenexperten die Aktienkurse. Werden sie abgezogen, werden die Kurse schwankungsanfälliger.

Neben den großen Indizes stehen auch Veränderungen für mittelgroße und kleinere Werte an. Vor allem im Blickpunkt ist der M-Dax. Hier werden die Aktie der Postbank und die von Wincor Nixdorf aufgenommen. In jedem Fall verlassen wird Wella den Index. Das Unternehmen hat selber die Herausnahme aus dem Premiumsegment der Deutschen Börse – und damit indirekt auch aus dem Index – beantragt. Die Mitgliedschaft im M-Dax ist zwar im Gegensatz zu der im Stoxx oder im Dax weniger wichtig mit Blick auf passive Fonds. Die sind hier kaum aktiv. Trotzdem garantiert die Zugehörigkeit für größere Aufmerksamkeit der Anleger. „Die Postbank wäre der achtgrößte Wert. Das ist schon ein Qualitätsmerkmal“, sagte HVB-Experte Stocker.

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