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Robert Habeck (Grüne) bricht zu seiner Reise nach Indien auf: Neben politischen Gesprächen steht die Teilnahme am G20-Treffen auf der Agenda.

© dpa/Britta Pedersen

Wirtschaft sieht großes Potenzial: Habeck möchte wirtschaftliche Beziehungen zu Indien ausbauen

Bei der Energiewende hofft der Wirtschaftsminister auf neue Kooperationen. Gleichzeitig kritisiert er die Ölimporte Neu-Delhis aus Russland und rechnet mit „schwierigen Diskussionen“.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck strebt eine engere Zusammenarbeit Deutschlands mit Indien an. Insbesondere in den Bereichen erneuerbare Energien und grüner Wasserstoff berge eine Kooperation für beide Seiten viel Potenzial.

Er erwarte aber auch „schwierige Diskussionen“, teilte der Grünen-Politiker am Mittwoch vor Beginn einer dreitägigen Reise nach Indien mit.

Das Land gehöre ökonomisch zu „einem der spannendsten Länder“ und habe das Potenzial, eines der wachstumsstärksten zu werden, sagte Habeck am Mittwoch dem Nachrichtenportal „ntv.de“. Mit über 1,4 Milliarden Menschen sei Indien mittlerweile das einwohnerstärkste Land der Welt und damit ein starker Wachstumsmarkt im indopazifischen Raum.

„Die Reise steht damit auch im Zeichen von mehr Resilienz und mehr Diversifizierung. Eine engere Zusammenarbeit gerade bei erneuerbaren Energien und grünem Wasserstoff birgt viel Potenzial für beide Seiten und kann unsere Resilienz und Wirtschaftssicherheit erhöhen“, sagt Habeck.

Indien profitiere von den Sanktionen gegen Russland

Gleichzeitig gebe es aber viel Gesprächsbedarf, auch mit Blick auf Indiens Verhältnis zu Russland. „Dass Indien durch seine hohen Ölimporte aus Russland aktiv von den Sanktionen gegen Russland und der Gesamtlage profitiert, finde ich nicht richtig“, sagte Habeck. Das wolle er in seinen Gesprächen mit Vertreter:innen der Politik adressieren.

Habeck hofft auch auf Fortschritte bei den Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und Indien. „Wir müssen uns schon bemühen und im globalen Wettbewerb mitspielen, statt an der Seitenlinie zu stehen“, sagte er „ntv.de“. Die EU und Deutschland müssten sich gegen China und die USA behaupten - und dafür seien Partner nötig.

Auch die deutsche Wirtschaft sieht große Potenziale und erwartet, dass Habeck als „starker Befürworter“ für ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien einstehe.

„Attraktive Geschäftsmöglichkeiten“ für deutsche Unternehmen

„Indien zählt zu den wichtigsten deutschen Wirtschaftspartnern in Asien“, sagte Wolfgang Niedermark, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). Das Land biete „attraktive Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen“ und habe einen hohen Stellenwert bei den Diversifizierungsanstrengungen der deutschen Industrie.

Die Produktion deutscher Unternehmen in Indien werde in den nächsten Jahren sowohl für den lokalen Markt wie für den Export in andere Länder und Regionen an Bedeutung gewinnen, sagte Kirsten Schoder-Steinmüller, Vizepräsidentin der Deutsche Industrie- und Handelskammer (IHK).

„Allerdings stehen Investoren in Indien immer noch vor großen Herausforderungen: Allen voran Bürokratie und ein komplexes regulatorisches Umfeld. Hier hat Indien weiterhin große Nachteile gegenüber einem wirtschaftlichen Engagement in China“, sagte Schoder-Steinmüller. Niedermark sprach von strukturellen Problemen wie Korruption, überbordender Bürokratie und Mängeln in der Infrastruktur. Indien erhebe zudem in mehreren Sektoren weiterhin hohe Zölle auf Waren aus Europa.

Der Minister wird von einer Wirtschaftsdelegation begleitet. Mit dabei ist auch Henning Rath, Geschäftsführer des Start-ups Enpal, das Solaranlagen vertreibt. Aufgrund des indischen Subventionsprogramms „Production Linked Incentives“ – der indischen Antwort auf das milliardenschwere US-Subventionsprogramm „Inflation Reduction Act“ – boome besonders in der Region Gujarat die Solarmodul-Produktion, so Rath. Enpal wolle ausloten, inwieweit Solarmodule von dort bezogen werden können.

Habeck wird am Donnerstag an einer Konferenz in der Hauptstadt Neu-Delhi teilnehmen und indische Regierungsvertreter:innen treffen. Am Freitag stehen Gespräche mit Wirtschaftsvertreter:innen von Unternehmen in Mumbai auf dem Plan. Am Samstag findet das G20-Energieministertreffen im Bundesstaat Goa statt. Indien hat derzeit die G20-Präsidentschaft inne.

Deutschland ist auch als Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und früherer Abhängigkeiten von Russland bei Gaslieferungen bemüht, Lieferwege breiter aufzustellen. In Asien sollen neben China auch andere Märkte wie Indien mehr in den Blick genommen werden. Die Bundesregierung sieht in Indien viel Potenzial für eine vertiefte Kooperation bei der Energiewende.

Schon heute ist Indien laut Bundeswirtschaftsministerium Deutschlands wichtigster Handelspartner in Süd- und Südostasien. Das Handelsvolumen betrug 2022 knapp 30 Milliarden Euro. (AFP/dpa)

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