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Gestreckt. Die Ur-Schildkröte war rund 20 Zentimeter lang und noch nicht so plump wie heutige Exemplare. Abb.: Rainer Schoch

© Abb.: Rainer Schoch/dpa

Fossil aus Schwäbisch Hall: Älteste Schildkröte der Welt gefunden

Paläontologen haben in Vellberg bei Schwäbisch Hall das Fossil der ältesten Schildkröte der Welt gefunden. Sie ist 240 Millionen Jahre alt, ihr Panzer war löchrig.

Die 240 Millionen Jahre alte Ur-Schildkröte sei in der Abstammungsgeschichte ein bislang fehlendes Bindeglied zu den Echsen, berichtete Rainer Schoch vom Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart. Ihre anatomische Konstruktion ermögliche es, Schildkröten in die nähere Verwandtschaft der Echsen, Krokodile und Vögel zu stellen. Sie widerlegt die Hypothese, dass Schildkröten von sehr urtümlichen Sauriern abstammen. Schoch und sein Kollege Hans-Dieter Sues vom Naturkundemuseum in Washington präsentieren ihre Erkenntnisse im Fachjournal „Nature“. Die Ur-Schildkröte erhielt den Namen Pappochelys (Opaschildkröte).

Sie heißt "Opaschildkröte"

Der Ursprung der Schildkröten sei wegen fehlender Fossilfunde in der Wissenschaft kontrovers diskutiert worden, sagte Schoch. Bisher galt demnach die 220 Millionen Jahre alte Ur-Schildkröte Odontochelys aus China als ältester Nachweis der panzertragenden Reptilien. Bei ihr sei der Bauchpanzer bereits vollständig verknöchert, während der Rückenpanzer nur aus verbreiterten Rippen bestehe. Bei der Vellberger Ur-Schildkröte sind die Bauchrippen noch nicht zu einem Panzer verbunden. Die Kiefer tragen Zähne und der Schädel weist zwei große Öffnungen in der Schläfe auf.

Die 20 Zentimeter lange, echsenartige Pappochelys löse zwei Rätsel in der Entwicklungsgeschichte auf einmal, sagt Schoch. Sie kläre, wie der Bauchpanzer entstand und wie der Schädel der Schildkröten ursprünglich ausgesehen hat.

Die Opaschildkröte lebte einst in und um einen kleinen Süßwassersee. Vermutlich habe sie sich, ähnlich wie heutige Galápagosechsen, gern im Wasser aufgehalten, vermuten die Forscher. Ihre schweren Rippen und Bauchrippen deuten darauf hin, dass die Schildkröte tiefer tauchen und vielleicht länger im Wasser bleiben konnte als gewöhnliche Echsen. (dpa)

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