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Donald Trumps Gesicht auf ewig im Mount Rushmore?

© Alex Brandon/AP/dpa

Heute vor 96 Jahren: Ein umstrittenes Nationalheiligtum

Auch Trump hätte sein Konterfei dort gern verewigt. Doch es ist unwahrscheinlich, dass am Mount Rushmore irgendwann mehr als vier Präsidentenköpfe im Fels zu sehen sein werden.

Eine Kolumne von Alexander Conrad

„Bloß nicht nach unten schauen“, wird sich Cary Grant gedacht haben. In der Schlussszene von Alfred Hitchcocks „Der unsichtbare Dritte“ von 1959 streckt er seine Hand nach der über den Klippen des Mount Rushmore baumelnden Eva Marie Saint aus. 1745 Meter hoch sind die Granitfelsen der Black Hills im US-Bundesstaat South Dakota, in die das Nationaldenkmal gehauen wurde.

Doch ganz so tief wären die Hollywoodstars nicht gefallen. Für die Kletterei hatte Hitchcock keine Drehgenehmigung erhalten und musste das Monument im Studio nachbauen lassen - zu groß schien wohl die Sorge, das „Nationalheiligtum“ könnte beschädigt werden.

Gesprengt und gemeißelt

Am 4. Oktober 1927, heute vor 96 Jahren, war mit den Bauarbeiten daran begonnen worden. Zuerst wurde brachial gesprengt, dann filigran gemeißelt, um die Idee des Bildhauers John Gutzon de la Mothe Borglum zu verwirklichen: die Köpfe von George Washington, Thomas Jefferson, Abraham Lincoln und Theodore Roosevelt im Berg zu verewigen.

Aber warum eigentlich Roosevelt? Weder gehörte er zu den Gründervätern der USA, noch spielte er eine Rolle im Bürgerkrieg. Borglum wählte Roosevelt wohl, weil er als progressiver Politiker in Zeiten raschen wirtschaftlichen Wachstums für wichtige soziale Reformen gesorgt hatte, für die Weiterentwicklung der Vereinigten Staaten stand und das Nationalparksystem begründet hatte.

Seit Fertigstellung 1941 wurde immer wieder mit einer Erweiterung der Galerie geliebäugelt, zuletzt schlug sich Donald Trump vor. Das Vorhaben zöge sicher Proteste nach sich. Nicht zuletzt, weil das Monument schon jetzt eine Provokation für das Volk der Lakota-Sioux ist. Die Black Hills, in ihrer Sprache die „Sechs Großväter“, gelten ihnen als heilig. 1968 war ihnen das Gebiet vertraglich zugesichert, nach einem Goldfund jedoch rechtswidrig aberkannt worden. Die Schürfrechte erwarb ein New Yorker Anwalt, Charles Rushmore, nach dem die Berge seitdem benannt sind. Bis heute kämpfen die Sioux vor Gericht um eine Rückgabe des Gebiets.

Inzwischen sind die steinernen Präsidentenköpfe Teil der Popkultur - mal bedient man sie dem Symbol provokativ, etwa als die Band „Deep Purple“ die präsidialen durch ihre eigenen Gesichter ersetzte, mal blödelnd: In Tim Burtons Science-Fiction-Komödie „Mars Attacks!“ werden sie per Laser umgefräst zu Köpfen von Marsianern.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der „Tagesrückspiegel“-Kolumne hier.

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