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Nobels Vermächtnis: Legenden, Liebelei und kein Nobelpreis für Mathematik

Liebes-Unglück oder Algebra-Abneigung? Um die Frage, warum es keinen Nobelpreis für Mathematik gibt, ranken sich wilde Spekulationen.

Wenn diese Woche die alljährigen Nobelpreis-Träger in Stockholm bekannt gegeben werden, geht eine Wissenschaft leer aus: die Mathematik. Warum ausgerechnet die "Königsdisziplin" bei der wichtigen Preisverleihung außen vor gelassen wird, liegt im Verborgenen. Doch wo sich keine Erklärung finden lässt, gibt es viel Raum für Spekulationen - und die ranken sich um das Thema wie Dornenbüsche um ein Märchenschloss.

Fakt ist: In dem Testament Alfred Nobels nennt er nur die fünf Kategorien Physik, Chemie, Medizin, Literatur und Friedensbemühungen. Es geht nicht hervor, warum er genau diese Kategorien aussuchte oder warum er andere, wie die Mathematik, nicht berücksichtigte.

Eine Anekdote besagt, Alfred Nobel sei von seiner Ehefrau mit einem Mathematiker betrogen worden. Völliger Quatsch, da Nobel nie verheiratet gewesen ist. Doch die Vermutung einer unglücklichen Liebe hält sich beharrlich - und so ist außerdem von einer Geliebten die Rede, die er vergeblich umworben haben soll. Spekuliert wird, es könne sich dabei um die russische Mathematikerin Sofja Kowalewskaja gehandelt haben, die Nobel 1887 kennen lernte. Eine Affäre, oder eine Zurückweisung zugunsten des Mathematikers Gösta Mittag-Leffler, ist aber auch hier nicht historisch belegt. Eifersucht als Motiv lässt sich daher nicht bestätigen. Nur die Gerüchte halten sich hartnäckig.

Andere wiederum mutmaßen, dass der Erfinder des Dynamits für die "Hilfswissenschaft" der Mathematik nicht viel übrig gehabt hatte und sie deshalb aussparte. Leer gehen Mathematiker dennoch nicht aus: Sie behelfen sich mit verschiedenen anderen Preisen, wie dem Abel-Preis, der seit 2003 von der Norwegischen Akademie der Wissenschaften verliehen wird oder der sogenannten Fields-Medaille, die intern als "Nobelpreis für Mathematik" bezeichnet wird.

Trotzdem gab es 1994 auch einen "Nobelpreis" für einen Mathematiker, nämlich den Preis für Wirtschaftswissenschaften in Gedenken an Alfred Nobel, der seit 1969 von der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften verliehen wird. Ihn erhielt der Amerikaner John Nash. Den Preis bekam er für seine mathematischen Leistungen in der Spieltheorie. Die wirklichen Gründe, die Nobel bewegt haben, keinen Nobelpreis für Mathematik zu vergeben, werden wir nie erfahren. Aber die Legenden werden weiterleben - sie sind einfach zu schön, um wahr zu sein.

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