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Brandenburg: Wissenschaftspark: Erster Fakultätsneubau der Universität Potsdam in Golm übergeben

Im Jahr 1685 entschloss sich der Große Kurfürst, die Chance des Wissenstransfers zu nutzen. Das vom Dreißigjährigen Krieg gebeutelte Brandenburg bedurfte der Arbeitskräfte aus dem Ausland, die neues Wissen und handwerkliches Können mitbringen sollten.

Im Jahr 1685 entschloss sich der Große Kurfürst, die Chance des Wissenstransfers zu nutzen. Das vom Dreißigjährigen Krieg gebeutelte Brandenburg bedurfte der Arbeitskräfte aus dem Ausland, die neues Wissen und handwerkliches Können mitbringen sollten. Nicht nur die Hugenotten waren begehrte Importbürger, auch aus der Schweiz wurden 17 Familien rekrutiert, die alpenländische Erfahrungen in der Milch- und Fleischproduktion nach Brandenburg brachten. Der Ort ihrer Ansiedlung war Golm, westlich vom Neuen Palais gelegen.

Der Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam, selbst ein Schweizer mit dem schönen Namen Roland Oberhänsli, erinnerte bei der Einweihung des ersten Neubaus der Fakultät am Mittwoch daran, dass schon einmal auf das idyllische Golm große Hoffnungen gesetzt wurden - damals als "Bioregion", heute als Wissenschaftspark. Was Adlershof für Berlin, ist Golm für Brandenburg. Dort wächst der bedeutendste Wissenschaftspark des Landes aus dem Boden. Während in Adlershof in die Ansiedlung der naturwissenschaftlichen Institute der Humboldt-Universität 550 Millionen Mark investiert werden, sind es in Golm 450 Millionen Mark. Wenn nach Adlershof innovationsfreudige Firmen kommen, dann tun sie das nur, wenn dort außer den Forschungsinstituten der Leibnizgemeinschaft auch die Universität angesiedelt wird. In Golm ist es ähnlich. Die Max-Planck-Gesellschaft hatte als Bedingung für den bereits abgeschlossenen Aufbau von drei Instituten in Golm genannt, dass die Universität Potsdam ebenfalls in dem Wissenschaftspark ihre naturwissenschaftlichen Institute unterbringt. Die Fraunhofer Gesellschaft, die mit einem Institut in Golm vertreten ist, denkt ebenso.

Nur in einem Punkt ist bei dem Wettrennen zwischen Adlershof und Golm der Berliner Wissenschaftspark der Konkurrenz in Brandenburg voraus: In Adlershof gibt es schon Firmen, die sich im Umkreis der Forschungsinstitute angesiedelt haben. In Golm ist dafür zunächst ein Reservegelände vorgesehen. Aber die Hoffnung geht dahin, dass in der Biochemie der große Durchbruch gelingt und in Golm die erste deutsche Fabrik für Biochips angesiedelt wird. Die Vorbereitungen treffen die Biochemiker um Professor Frieder Scheller. Sie sind von Luckenwalde nach Golm umgezogen - in Luckenwalde haben sie bisher im Umkreis von 40 Firmen in der Biotechnologie gearbeitet.

Bevor der Ministerpräsident Manfred Stolpe den symbolischen Schlüssel für das neue Gebäude in Golm an Jürgen Kurths, den Vizepräsidenten der Uni Potsdam und den Dekan Oberhänsli überreichte, musste er sich einige kritische Worte anhören - über seine Finanzministerin Wilma Simon. Die hatte gerade erst davon gesprochen, wenn heute noch einmal die Chance bestünde, über die Neugründung von Hochschulen in Brandenburg zu entscheiden, dann würde sie sich gegen die Universität Potsdam aussprechen und sich für eine bessere Kooperation mit den Berliner Hochschulen einsetzen - aus finanziellen Gründen. Manfred Stolpe verteidigte seine Finanzministerin, aber er setzte die Akzente anders: "Das Land wird auch in Zukunft zum Wissenschaftspark Golm stehen, darauf können Sie sich verlassen", rief der den Wissenschaftlern zu und ergänzte: "Die Landesregierung bleibt bei ihrer Erkenntnis, dass Investitionen in Ausbildung, Forschung und Technologietransfer eine Schlüsselfunktion haben für Produktivität, Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze. Der Wissenschaftspark Golm hat daher sowohl für die Wissenschafts- als auch für die Wirtschaftspolitik des Landes eine herausragende Bedeutung."

Die Universität Potsdam treibt aber nicht nur die Sorge um, dass der Wissenschaftspark wie geplant ausgebaut wird, sondern dass das Land auch die Hochschulen ausreichend finanziert, um genügend Studienplätze für die starken Jahrgänge anbieten zu können. Für Golm steht fest: Nach Fertigstellung des ersten Fakultätsgebäudes (Kosten 75 Millionen Mark) für die Chemiker, Biologen, Biochemiker und Geowissenschaftler sollen im nächsten Schritt zwei Gebäude entstehen. Und was die Studienplätze betrifft, bekannte sich Stolpe zu der Aussage, "die erfolgreichsten Volkswirtschaften dieses Jahrhunderts werden diejenigen sein", die "im Wissen an der Spitze liegen. Deshalb werden wir die Hochschulen bedarfsgerecht finanzieren" - auch mit Blick auf die "erforderliche Zahl von Studienplätzen". Das klingt gut, nur blieb Stolpe die Antwort schuldig, von welcher Zahl an Studienplätzen er ausgeht. Denn darum wird zur Zeit heftig gestritten.

Uwe Schlicht

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