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Amazon: stärkt KMUs im EU-Binnenmarkt 

Der digitale Wandel und ein einheitlicher EU-Binnenmarkt sind Schlüsselfaktoren für den Erfolg deutscher KMUs. Markus Schöberl, Director Seller Services bei Amazon Deutschland, erklärt im Interview, wie der Onlinehändler kleine und mittlere Unternehmen unterstützt und wie die Politik dazu beitragen kann, den europäischen Mittelstand weiter zu stärken.

Stand:

Herr Schöberl, laut dem aktuellen KMU Report 2025 konnten deutsche KMUs ihre Exportumsätze über Amazon erneut steigern. Wie hat sich diese Entwicklung konkret gestaltet?

Die Zahlen sind tatsächlich beeindruckend. Kleine und mittlere Unternehmen erhalten durch Amazon heute Möglichkeiten zur Internationalisierung, die früher nur großen Firmen mit entsprechendem Budget offenstanden. Im Kalenderjahr 2024 steigerten deutsche KMUs ihre Exportumsätze über Amazon auf 5,7 Milliarden Euro – ein neuer Höchststand. Aktuell verkaufen rund 47.000 KMUs aus Deutschland ihre Produkte über Amazon. Diese Unternehmen haben im vergangenen Jahr mehr als 750 Millionen Produkte über unseren Marketplace verkauft – das entspricht mehr als 1.400 Produkten pro Minute. Besonders erfreulich: Über 80 Prozent dieser KMUs verkaufen ins Ausland und profitieren so vom Zugang zu internationalen Kund:innen. Um ihr Onlinegeschäft bei Amazon zu betreiben, beschäftigten deutsche KMUs im vergangenen Jahr mehr als 170.000 Mitarbeitende.

Was macht den Export über Amazon für deutsche KMUs so attraktiv?

Export über Amazon bietet heute eine große Wachstumschance für deutsche KMUs – und das gilt nicht nur für Unternehmen, die bereits auf Amazon.de verkaufen. Ein globales Verkäufer-Konto einzurichten ist heute so einfach wie die Buchung einer Urlaubsreise. Wir stellen zahlreiche Werkzeuge zur Verfügung, die den internationalen Handel vereinfachen – von „Versand durch Amazon“ bis hin zu Übersetzungs- und Inhaltetools auf Basis künstlicher Intelligenz. Diese Werkzeuge helfen KMUs dabei, weltweit Millionen von Kund:innen zu erreichen. Nicht umsonst stehen KMUs heute für mehr als 60 Prozent der weltweit bei Amazon verkauften Produkte. Das bedeutet auch, Amazon ist erfolgreich, wenn Verkaufspartner erfolgreich sind. Sie helfen dabei, unseren Kund:innen jeden Tag eine große Auswahl, bequeme Lieferung und attraktive Preise zu bieten.

Wie hat sich Amazon seit seiner Gründung in Europa entwickelt und welche Rolle spielt das Unternehmen heute im europäischen Binnenmarkt?

Amazon eröffnete 1998 seinen ersten europäischen Store in Deutschland, als der Binnenmarkt gerade fünf Jahre alt war. Seit 2010 haben wir in der EU schätzungsweise mehr als 225 Milliarden Euro investiert, allein im Jahr 2024 beliefen sich unsere Investitionen auf mehr als 38 Milliarden Euro.

Heute betreiben wir zehn Stores innerhalb der EU, beliefern Millionen von Kund:innen in allen 27 EU-Mitgliedstaaten. Darüber hinaus verkaufen über 127.000 KMUs mit Sitz in der EU ihre Produkte über Amazon und haben so die Möglichkeit, neue Märkte zu erschließen. Unsere wirtschaftlichen Effekte gehen weit über Amazon selbst hinaus. Durch das Online-Geschäft dieser KMUs sind mehr als 350.000 indirekte Arbeitsplätze in der EU entstanden. Besonders bemerkenswert ist, dass die auf Amazon aktiven in der EU ansässigen KMUs im Jahr 2024 EU-Exporte im Wert von über 15 Milliarden Euro erzielt haben.

Was sind die größten Herausforderungen, mit denen deutsche KMUs konfrontiert sind, wenn sie international expandieren wollen?

Ich bin für mehrere europäische Länder verantwortlich und erlebe täglich, welche Chancen der EU-weite Verkauf bietet. Allerdings zeigt unsere Studie mit dem Bundesverband der mittelständischen Wirtschaft (BVMW) auch: Obwohl 95 Prozent der exportorientierten KMUs vom EU-Binnenmarkt profitieren, stoßen sie auf erhebliche Hürden. 60 Prozent gaben an, dass regulatorische Hemmnisse und Bürokratie ihre Wettbewerbsfähigkeit schwächen, Kosten treiben, Wachstum und Innovationen bremsen.

So muss zum Beispiel ein deutsches Elektronikunternehmen für nur drei EU-Länder zehn verschiedene Behörden kontaktieren, um die Vorschriften zur erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) einzuhalten. Dies verursacht nicht nur enorme Verwaltungskosten, sondern auch lange Wartezeiten für Registrierungsnummern.

Oder nehmen wir die Umsatzsteuerregistrierung: Wenn Unternehmen Waren außerhalb ihres Heimatlandes lagern, müssen sie sich aktuell in jedem Land, in dem sie Waren lagern und verkaufen, für die Umsatzsteuer registrieren. Das ist ein erheblicher Aufwand, besonders für kleinere Unternehmen.

Wie unterstützt Amazon KMUs dabei, diese Herausforderungen zu überwinden?

Wir unterstützen das Ziel eines integrierten EU-Binnenmarkts und erleichtern KMUs den grenzüberschreitenden Handel. Unsere E-Commerce-Lösungen sind EU-weit standardisiert und ermöglichen einen nahtlosen, EU-weiten Geschäftsbetrieb. Verkäufer können über ein einziges Konto Kund:innen in zehn EU-Stores erreichen und ein Logistiknetzwerk nutzen, das sie mit ganz Europa verbindet. Darüber hinaus unterstützen wir Verkäufer mit lokalem Kundenservice, Retouren- und Zahlungsprozessen. Mit unserer Initiative „Quickstart-Online“ haben wir bereits über 65.000 kleine Unternehmen beim digitalen Markteintritt unterstützt, und unsere „Seller University“ bietet kostenlose Online-Kurse zu allen wichtigen Aspekten des E-Commerce an.

© Amazon KMU Report 2025

Was muss sich Ihrer Meinung nach auf politischer Ebene ändern, um KMUs in Deutschland und im europäischen Binnenmarkt besser zu unterstützen?

Unsere Studie zeigt sehr deutlich: 87 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass ihre Exporte sofort steigen könnten, wenn alle EU-Mitgliedstaaten die EU-Rechtsvorschriften harmonisieren würden.

Wir sehen vier zentrale Handlungsfelder:

Eine Weiterentwicklung des nationalen Aktionsplans E-Commerce der Bundesregierung in eine nationale E-Commerce-Strategie sowie die Umsetzung der Binnenmarktstrategie der EU-Kommission könnten KMUs unterstützen. Beide sollten sicherstellen, dass die Geschäftstätigkeit von KMUs befördert und nicht unnötig durch Vorschriften blockiert wird. Dazu gehört die Ausweitung der einmaligen Umsatzsteuerregistrierung auf grenzüberschreitende Warenbewegungen. Wir empfehlen eine einheitliche Umsatzsteuer-ID und die zentrale Anlaufstelle für die Mehrwertsteuer auf alle Warentransaktionen auszuweiten.

Zweitens müssen wir den digitalen europäischen Produktpass so gestalten, dass die Arbeit der Unternehmen erleichtert wird. Ein gut konzipierter digitaler Produktpass macht wichtige produktspezifische Informationen für Akteure der Wertschöpfungskette leichter zugänglich. Die digitale Etikettierung sollte als vollwertiger Ersatz zur physischen Etikettierung anerkannt werden.

Drittens ist die Harmonisierung der Nachhaltigkeitsgesetzgebung in den Mitgliedstaaten entscheidend. Wir empfehlen die Schaffung einer zentralen Anlaufstelle für die EPR-Systeme der Mitgliedstaaten. Dies könnte dazu beitragen, die Kreislaufwirtschaft zu stärken und gleichzeitig administrative Lasten für KMUs zu reduzieren.

Viertens brauchen wir die Voraussetzungen für einen einfachen, schnellen, zuverlässigen und kostengünstigen grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr – sowohl für Euro- als auch für Nicht-Euro-Zahlungen. Es sollte ein passender Rechtsrahmen geschaffen werden, der europäischen KMUs den internationalen Handel vereinfacht.

Wie sehen Sie die Zukunft für deutsche KMUs in einem zunehmend digitalisierten und globalisierten Markt?

Ich bin optimistisch. Deutsche KMUs sind für ihre Qualität und Innovation weltweit bekannt. Mit den richtigen digitalen Werkzeugen und einem effizienten regulatorischen Umfeld können sie ihre Stärken noch besser ausspielen. Dies zeigt sich bereits heute: Mehr als 80 Prozent der deutschen KMUs, die auf Amazon verkaufen, exportieren ihre Waren ins Ausland und erschließen so internationale Kundenstämme. Besonders interessant ist, dass über 20.000 dieser Unternehmen ihren Sitz in ländlichen oder weniger dicht besiedelten Gebieten haben, was die Bedeutung der Digitalisierung für die regionale Entwicklung unterstreicht. Die wichtigsten Exportmärkte für deutsche KMUs sind dabei Frankreich, Italien, Spanien, die USA und das Vereinigte Königreich.

Was wären aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten Maßnahmen, die jetzt ergriffen werden müssten, um das volle Potenzial des EU-Binnenmarktes für KMUs zu erschließen?

Der Binnenmarkt ist seit 30 Jahren erfolgreich, weil er ein attraktives und stabiles Investitionsumfeld geschaffen hat. Er hat Unternehmen ermöglicht, sich in einem rechtssicheren Umfeld zu entwickeln, während Verbraucher:innen von einer größeren Auswahl profitieren. Es bedarf jedoch einer stringenteren Harmonisierung und Durchsetzung, damit der Binnenmarkt sein volles Potenzial ausschöpfen kann.

Entscheidend ist die objektive Umsetzung und Durchsetzung der Binnenmarktregulierung, damit Unternehmen die neuesten Technologien einsetzen und Kund:innen von einer breiten Palette an Produkten und Dienstleistungen profitieren können.

Zweitens: Konsequenter Bürokratieabbau und harmonisierte Umsetzung von EU-Vorgaben. Die unterschiedlichen nationalen Umsetzungen müssen vereinheitlicht werden, damit KMUs sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können, nicht auf Formulararbeit. Besonders in Deutschland wäre es in der Verwaltung wichtig, dass Daten digital nur einmalig erfasst werden müssen. Das würde KMUs beispielsweise die Einstellung von Fachkräften aus nicht-EU-Ländern erleichtern.

Drittens: Eine echte Stärkung des EU-Binnenmarkts im digitalen Bereich. Wir brauchen einheitliche Regeln für E-Commerce, Datenschutz und digitale Dienstleistungen und mehr Unterstützung für KMUs bei der Digitalisierung und Internationalisierung.

Amazon wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass der europäische Binnenmarkt sein volles Potenzial entfalten kann – und gestaltet seine Infrastruktur, Tools und Lösungen von Anfang an EU-weit.

Mehr Informationen dazu unter: https://www.aboutamazon.de/news/unser-beitrag-fuer-unternehmer-innen/amazon-kmu-report-2025

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