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Engagement: Mehr Kultur!
Was macht Berlin zu Berlin? Seine bunte Kulturszene, sagt die Berliner Sparkasse und sorgt für Unterstützung.
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Das Publikum lauscht andächtig gen Sternenhimmel, während die „Fiese Luise“ ihre ätherische Stimme in verhallende Gitarren und Synthesizer bettet. Drei Bands spielen heute unter dem Himmel des Zeiss-Großplanetariums an der Prenzlauer Allee für jeweils eine halbe Stunde.
Das Konzert unter der Sternenkuppel gehört zur Reihe „musical spheres“, die durch das „Mehr Kultur“-Programm der Berliner Sparkasse ermöglicht wird. Das Planetarium ist eine von zwanzig Berliner Kultureinrichtungen, die fünf Jahre lang finanziell unterstützt werden. Die Liste reicht vom Chorverband Berlin über die Max-Liebermann-Gesellschaft bis zum Prime-Time-Theater „Gutes Wedding, schlechtes Wedding“.
„Das Programm ‚Mehr Kultur‘ zielt auf die mittelgroßen Berliner Kultureinrichtungen,“ erklärt Christina Pries vom Sparkassen-Team Gesellschaftliches Engagement. Kleinere Organisationen unterstützt die Berliner Sparkasse mit ihrer Kiezförderung, die großen im Rahmen von Spenden und Sponsorings.
Im Planetarium etwa, das 1987 als wissenschaftliches Prestigeprojekt der DDR eröffnete, steht neben „musical spheres“ mit „Live Radiant“ noch eine zweite, durch Visuals begleitete Musikreihe auf dem Programm, erklärt Tim Florian Horn, Vorstand der Stiftung Planetarium Berlin. An diesen Abenden spielt jeweils eine etablierte Band und die Projektionen an der Kuppel nehmen am Radianten ihren Ausgangspunkt – das ist der Punkt am Nachthimmel, von dem aus Meteorschauer ihren Anfang zu nehmen scheinen.
Das Kulturprogramm des Planetariums sei noch einmal angewachsen, und mit ihm das Publikum, sagt Tim Florian Horn. Nach wie vor werde hier das Universum erklärt, doch zu den Sternenguckern kommen nun noch mehr Musikliebhaber, Hörspiel-Fans und Literaturbegeisterte.
„Von den mittleren Kulturinitiativen wissen wir, dass sie sich mehr Planungssicherheit wünschen. Deswegen haben wir unsere Förderung über fünf Jahre aufgeteilt,“ ergänzt Christina Pries. „Mehr Kultur“ unterstützt die Projekte von 2024 bis 2028 mit jeweils 100.000 Euro. Einen Mix aus allen Sparten wollte die Sparkasse erreichen: Film, Theater, Musik, Tanz, Museum, Fotografie, Bildende Kunst und Literatur. Pries: „Wir finden, genau diese Mischung macht doch die Kultur in Berlin aus!“
Ein solches typisches Berliner Projekt ist die Shakespeare Company. Das freie und unabhängige Ensemble wurde 1999 vom Schauspieler Christian Leonhard gegründet. Bis heute hat die Truppe kein festes Theatergebäude, aber seit 2022 eine feste Freiluftbühne am Insulaner – in der Nachbarschaft des Planetariums am Insulaner. Im Winter gehen die Stücke auf Gastspielreise.
„Wir machen Theater in der Ästhetik des früheren Volkstheaters, fast wie zu Shakespeares Zeiten mit wenig Ausstattung, aber üppigen Kostümen“, sagt Katharina Kwaschik, Ensemble- und Leitungsmitglied bei der Shakespeare Company Berlin. „Die Nahbarkeit ist uns wichtig. Wir gehen zusammen mit dem Publikum auf die Reise.“ Zur Nahbarkeit gehört auch, dass die Stücke in einer Fassung gespielt werden, die für heutige Ohren verständlich ist. „Jedes Stück, das wir spielen, wird für uns neu übersetzt,“ so Kwaschik.

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Die Ensemblemitglieder haben unter dem Namen „Shakespeare in Grün“ auch eine eigene Veranstaltungsfirma gegründet. Der Name ist programmatisch. „Durch die Förderung konnten wir unter anderem auf dem Theatergelände einen Garten anlegen, der jeden Sommer allen zur Verfügung steht, die bei uns gärtnern wollen – oder einfach entspannen“, sagt Kwaschik. Die Company holt sich die Nachbarschaft sozusagen vors Haus, auch wenn gerade keine Vorstellung ist.
Ein Aspekt, den das Publikum gar nicht direkt mitbekommt: „Wir haben alle Beteiligten unseres Förderprogramms eingeladen, sich auch untereinander kennenzulernen“, sagt Christina Pries. Dabei entstehen von selbst Ideen für neue Projekte. Und auch ganz praktische Tipps werden ausgetauscht. Für Planetariums-Chef Horn ist das Konzept aufgegangen: Das Planetarium plant eine neue Ausstellung „Das Universum zum Anfassen“ – sie soll die erste barrierefreie, inklusive Astronomie-Ausstellung werden. „Für ein kleines Haus ist das keine einfache Aufgabe. Allein dadurch, dass ich von dem Projekt erzählt habe, konnte ich direkt beim ersten Treffen zwei Initiativen kennenlernen, die uns jetzt beim Thema Inklusion weitergeholfen haben“, sagt Horn. „Hier wird auf dem kleinen Dienstweg das große Kosmische erreicht.“

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Text Martin Kaluza