
© Deutscher Tierschutzbund e. V. / M. Marten, Tierheim Feucht / Björn Wening
Es ist kurz vor zwölf in Deutschlands Tierheimen: Millionen Straßenkatzen bringen unsere Tierheime ans Limit. Vielerorts gibt es Aufnahmestopps. Jetzt steht Weihnachten vor der Tür
Thomas Schröder zeichnet die Lage dramatisch. „Der praktische Tierschutz vor Ort ist kollabiert. Insbesondere bei Katzen können die Tierschutzvereine und deren Einrichtungen der Flut an Tieren nicht mehr gerecht werden“, sagt der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, dem Dachverband von rund 550 Tierschutzeinrichtungen in Deutschland. Laut einer Umfrage des Tierschutzbundes kommen 97 Prozent der örtlichen Tierschutzvereine aktuell bei der Aufnahme von Katzen an ihre Grenzen – finanziell, personell und platztechnisch. Aufnahmestopps sind häufig die Folge.
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Die Gründe für die Überlastung liegen auf der Hand: Es ist vor allem die fehlende deutschlandweite Kastrationspflicht für Freigängerkatzen, die zu einer Überbelegung mit unerwünschtem Katzennachwuchs, mit Fundkatzen und verwaisten Kitten von Straßenkatzen führt.
Dazu kommt, dass vermehrt Tiere abgegeben werden, weil sich viele Tierbesitzer*innen durch die gestiegenen Energiekosten, gestiegenen Futterpreise und die Erhöhung der Gebührenordnung für Tierärzt*innen die Haltung ihrer Schützlinge nicht mehr leisten können.
Viel zu lange sei die Arbeit von Tierschutzvereinen und deren Einrichtungen als selbstverständlich hingenommen worden, von der Gesellschaft wie auch der Politik, erklärt der Deutsche Tierschutzbund. Dabei zeige sich, dass die Kapazitäten – personell und vor allem finanziell – längst ausgeschöpft seien.
Der Deutsche Tierschutzbund fordert ein finanzielles Rettungspaket für die betroffenen Heime. Er ist natürlich weiterhin zur Stelle, solange es keine politische Lösung gibt, und hilft Tierschutzvereinen und deren Einrichtungen in Notsituationen bei der Versorgung ihrer Schützlinge in Form von Zuschüssen und Futterhilfen. Dafür erhält der Deutsche Tierschutzbund keine öffentlichen Mittel. Er ist im Gegenteil selbst auf Spenden tierlieber Menschen angewiesen, um seine Hilfe weiterhin sicherstellen zu können.
Jetzt steht Weihnachten vor der Tür.
Ein Fest, an dem oft unüberlegt Haustiere verschenkt werden, die nicht selten später im Tierheim oder auf der Straße landen. Unsere Tierheime brauchen dringend Unterstützung, damit ihre Pforten für diese Welle an Neuankömmlingen geöffnet bleiben und die verlassenen Tiere eine Chance auf ein Leben in Sicherheit haben. Es ist kurz vor zwölf.