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HoyWoy Aktuell: „Frühschicht für Hoyerswerda“
Wenn die Zukunft um acht Uhr morgens beginnt
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Es ist kurz nach acht in der historischen Energiefabrik Knappenrode. Die Sonne fällt durch die großen Fenster der alten Industriehalle im Lausitzer Revier – drinnen herrscht Aufbruchsstimmung. Über 150 Schülerinnen und Schüler aus Hoyerswerda, Lohsa und Wittichenau sind früh am Start. Dieses Mal allerdings nicht für Mathe oder Englisch, sondern für ihre Region und ihre eigene Zukunft.
„Frühschicht“ nennt sich das Beteiligungsformat der Sächsischen Agentur für Strukturentwicklung (SAS), das junge Menschen mit Wissenschaft, Wirtschaft und Politik ins Gespräch bringt. Das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus und das Sächsische Staatsministerium für Infrastruktur und Landesentwicklung unterstützen diese Idee von Beginn an. Nach dem erfolgreichen Auftakt in Görlitz 2024 ist Hoyerswerda jetzt die zweite Station– mit einer klaren Mission: den Strukturwandel aktiv mitgestalten und den Wissenschaftsstandort Lausitz aus jugendlicher Perspektive neu denken.
Was folgt, ist keine schulische Pflichtveranstaltung, sondern ein Tag voller Ideen, Gespräche, Skizzen und Visionen. In kleinen Gruppen diskutieren die Jugendlichen mit den Workshop-Paten ihre Ideen für den Strukturwandel. Die Bannbreite reicht von einer CO₂-freien Energieversorgung und neuen Mobilitätslösungen bis hin zu regionalen Bildungsnetzwerken mit Hochschulen wie dem Smart Mobility Lab der TU Dresden oder dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Ein digitaler Tourismus Guide für die Lausitz, Ideen für eine Ausbildungs- und Studienmesse und eine Social-Media-Initiative werden von den ambitionierten Schülerinnen und Schülern entwickelt. Der Anspruch ist hoch und der Ton respektvoll, offen, neugierig.
Der Tagesspiegel war als Teil der Frühschicht in Hoyerswerda dabei – nicht nur als Beobachter, sondern als aktiver Partner. Im journalistischen Workshop lernen die jungen Interessierten, wie Zeitung in Zeiten von KI und gesellschaftspolitischem Strukturwandel funktioniert. Es entsteht eine authentische Reportage über den Tag mit dem Titel „HoyWoy Aktuell“. Die journalistische Momentaufnahme spiegelt das Engagement und die Sichtweise der Beteiligten am Gestaltungsprozess wider. Die Jugendlichen führen eigenständig Interviews mit den politischen Verantwortlichen – darunter Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow, Staatssekretärin Barbara Meyer und Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh, der zugleich Themenpate des Workshops war. Manche Frage bringt die Entscheider zum Nachdenken, manche zum Schmunzeln.

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Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow nimmt sich viel Zeit für das Interview. Auf die Frage: „Was macht die Lausitz für Rückkehrer interessant?“ fallen ihm gleich mehrere Argumente ein: “Zum Beispiel die Strukturwandelprojekte, die wir jetzt anstoßen mit dem DZA oder mit dem Smart Mobility Lab. Es wird in spezifischen Bereichen nicht nur investiert, sondern hier werden auch Strukturen, Infrastrukturen aufgebaut, die für junge Menschen interessant sein können, weil sie auch den Nerv der jungen Generation treffen. Eben weil junge Menschen Interesse haben an Wissenschaft, an neuen Erkenntnissen. Und mit dem Strukturwandel, den wir hier in der Lausitz in besonderem Maße mit unterstützen, gibt es auch gute Chancen, zukünftig hier Beschäftigung zu finden, eine Ausbildung zu finden und letzten Endes auch die Chance, in der eigenen Heimat zu bleiben. Und das wollen wir damit ja erreichen, dass junge Menschen hier eine Perspektive haben und diese wunderbare Region zum Leben erwecken und am Leben erhalten und das Beste daraus machen.“
Die Interviewer wollten wissen, wie der Wissenschaftsminister das Konzept der Frühschicht findet. Seine Antwort: „Ich finde das spannend. Wenn es uns gelingen soll, mit diesen vielen Projekten, die wir anstoßen, wirklich Transfer herbeizuführen, dann wird das immer nur funktionieren mit Menschen, die den Transfer mit Leben ausfüllen. Und wenn wir darüber sprechen, dass Innovation und Erkenntnisse aus der Wissenschaft später in Wertschöpfung überführt werden sollen, dann spielen junge Menschen eine maßgebliche Rolle dabei, wenn es darum geht, Start-ups zu gründen, Risiken einzugehen. Junge Menschen sind einfach risikoaffiner, weil sie das Leben noch vor sich haben. Und das ist wichtig für diesen Strukturwandelprozess, wenn er in der Endkonsequenz erfolgreich sein soll. Dass heute hier so viele junge Menschen zusammenkommen und schon davon erfahren, welche Chancen sich hier bieten, das ist schon ein großer Erfolg.“

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Barbara Meyer, Staatssekretärin im Staatsministerium für Infrastruktur und Landesentwicklung des Freistaates Sachsen, wird nachdenklich bei der Frage: „Hat sich der Strukturwandel bis jetzt gelohnt?“ Ihre Antwort fokussiert sich auf das Positive: „Eine sehr kluge und spannende Frage. Um sie beantworten zu können, stelle ich mir die Frage, was heißt gelohnt? Gelohnt im Sinne von, hat es mehr Geld in eine Region gebracht? Hat es eine Region vorangebracht oder nicht vorangebracht? War es wertvoll für die Menschen, ja oder nein? Da denke ich, ja, es hat sich gelohnt! Weil es das wert war, dass nach dem Ende der DDR die soziale Marktwirtschaft eingeführt worden ist. Weil wir nun eine sauberere Natur haben. Weil viele Menschen eine starke Bindung hier in ihre Region haben. Leider sind aber auch viele, gerade junge Frauen, abgewandert und haben woanders Arbeit gefunden. Ich glaube, dass sich die Region sehr gut entwickelt hat und weiter entwickeln wird. Gerade die Investitionen der letzten Jahre werden neue Arbeitsplätze und Chancen schaffen, die den Menschen wieder Lust machen hierher zurückzukommen und mit der Familie ihre neue Heimat in der Lausitz zu finden. Ich würde also sagen: ja, der Strukturwandel hat sich gelohnt.“ Barbara Meyer findet das Format Frühschicht wichtig für den Strukturwandel:“ Ich finde es beeindruckend, mit welcher Ernsthaftigkeit und wirklich auch mit welcher Vernunft Dinge heute hier vorgetragen und erarbeitet wurden in kurzer Zeit. Ich muss das mal zurückgeben: Dass sich junge Menschen hier so engagieren, sich überlegen, wie es in der Region in Zukunft aussehen kann und was man braucht, um hier einen lebenswerten Raum zu schaffen, ist toll. Ich glaube, das haben wir heute hier mit der Vielfalt der Themen bewiesen.“

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Torsten Ruban-Zeh, Oberbürgermeister von Hoyerswerda und Gastgeber der Frühschicht ist den ganzen Tag im journalistischen Workshop des Tagesspiegel präsent. Er erklärt ausführlich die Herausforderungen des Strukturwandels für seine Stadt, er spricht über Geld, über Projekte, die auch den Schülerinnen und Schülern zugutekommen. Es wird eine spannende Fragerunde für ihn. Wie er das Konzept der Frühschicht findet? „Die Frühschicht ist für mich ein sehr gutes Konzept, weil es die Möglichkeit gibt, dass junge Menschen einfach Fragen stellen können und für uns Politiker die Möglichkeit gibt, von den jungen Menschen zu lernen. Für mich war das heute unwahrscheinlich ernüchternd. Wenn man mit euch spricht und ihr ehrlich sagt, vom Strukturwandel wisst ihr wenig, dann ist es unsere Aufgabe, mit euch besser ins Gespräch zu kommen. Und heute habe ich ganz klar mitgenommen, wir müssen unsere Medienarbeit um Instagram und TikTok erweitern.“ Auf die Frage, was macht die Lausitz für Rückkehrer interessant, hat er eine klare Antwort: „Die Lausitz ist eine Region, die noch nicht so richtig von allen erkannt wird. Sie ist so besonders, weil man sich hier entfalten kann, weil man hier Jobs für die Zukunft gestaltet. Das alles, was wir jetzt gemeinsam tun, machen wir, weil wir in der Region eine Enkeltauglichkeit wollen. Da können die Menschen sich gewiss sein, dass ihre Enkel eines Tages gut hier leben können. Und das macht die Lausitz aus.“
Nach den Interviews und einer wohlverdienten Mittagspause auf dem Gelände der Energiefabrik Kappenrode geht es in den Endspurt. Als die Jugendlichen ihre Ideen am Nachmittag vor der Jury präsentieren, ist das Staunen spürbar. Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow spricht von einem „wichtigen Signal für den Wissenschaftsstandort. Die Region wird blühen“. Staatssekretärin Barbara Meyer lobt „die Ernsthaftigkeit, mit der hier gearbeitet wurde“. Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh zeigt sich sichtlich bewegt: „Ich sehe hier nicht nur Zukunftsideen – ich sehe die Zukunft selbst.“
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Auch Prof. Dr. Christian Stegmann vom Deutschen Zentrum für Astrophysik ist beeindruckt: „Die Lausitz braucht junge Köpfe – und sie sind da.“ Die Jurymitglieder sind sich einig: Diese Frühschicht war mehr als ein Workshop – sie war ein Beweis für das Potenzial der jungen Generation in einer Region im Wandel.
Mit dem Format „Frühschicht“ der SAS, das gemeinsam mit den Kampagnen SPIN2030 und STUDY IN SAXONY des Sächsischen Wissenschaftsministeriums entwickelt wurde, sollen diese Stimmen künftig noch stärker gehört werden.
Ein Workshop wird keinen Strukturwandel umkehren. Aber er kann ihn verständlich machen, begreifbar und gestaltbar. Die „Frühschicht“ ist nicht nur ein Wortspiel. Sie ist ein Format, das Jugendlichen auf Augenhöhe begegnet, ihnen Raum gibt und Verantwortung zutraut. Es macht deutlich: Der Strukturwandel in der Lausitz ist nicht nur eine wirtschaftliche Herausforderung, sondern ein gesellschaftliches Projekt, das dort beginnt, wo junge Menschen sich einbringen dürfen und so den Wandel aktiv mitgestalten.
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