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© Marius Bienias

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Interview mit Alastair Child: Chief Sustainability Officer bei Mars

„Nachhaltigkeit ist kein Nebenthema – sie sollte Wachstumstreiber sein“

Stand:

Herr Child, der Klimawandel stellt die globale Lebensmittelproduktion vor große Herausforderungen. Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage?

Die Auswirkungen des Klimawandels sind keine Zukunftsprognose mehr – sie sind Realität. Wir erleben Bodenerosion, Wasserknappheit an manchen Orten und Überschwemmungen an anderen, Schädlingsbefall, Verlust der Biodiversität und extreme Wetterereignisse, die die Stabilität unserer Ernährungssysteme gefährden. Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion müssen widerstandsfähiger werden, um den Landwirt*innen Sicherheit zu geben, ihre Lebensgrundlagen zu verbessern und die Versorgungskette für alle Beteiligten abzusichern. Die gute Nachricht ist: Viele dieser Auswirkungen lassen sich abmildern oder sogar rückgängig machen – wenn wir alle zusammenarbeiten und jetzt Veränderungen anstoßen.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei Mars in diesem Zusammenhang?

Bei Mars sind geschäftlicher Erfolg und unsere Unternehmenswerte eng miteinander verknüpft. Unsere Ressourcen sind kostbar. Effizienz hilft uns dabei, mehr zu erreichen und weniger zu verschwenden. Anders gesagt: Langfristiger Geschäftserfolg hängt von einem nachhaltigeren Geschäftsmodell ab, bei dem ein gesunder Planet und Menschen, die sich entfalten können, entscheidend sind, um entlang der Wertschöpfungskette Mehrwert zu schaffen. Das ist uns ein besonderes Anliegen  – Nachhaltigkeit ist für uns kein Nebenthema, sondern integraler Bestandteil unserer Unternehmensstrategie.

Wie sieht Ihre Nachhaltigkeitsstrategie konkret aus?

Unsere Strategie basiert auf drei zentralen Säulen. Erstens: Wir setzen uns für einen gesunden Planeten ein, indem wir Emissionen reduzieren, Ökosysteme schützen, Verpackungen entwickeln, die wiederverwendbar, recycelbar oder kompostierbar sind, und Wasser verantwortungsvoll managen. Zweitens investieren wir in Programme, die Menschen beim Überleben helfen und ihnen gleichzeitig ermöglichen, sich zu entfalten – indem wir Menschenrechte achten und weltweit positive Veränderungen vorantreiben. Drittens konzentrieren wir uns auf das Wohlbefinden von Menschen und Tieren, indem wir sichere Produkte entwickeln und verantwortungsvoll vermarkten.

Unser Ansatz ist langfristig ausgerichtet und hat den Anspruch,  kontinuierlich Wandel voranzutreiben und Jahr für Jahr messbare Fortschritte zu erzielen.

Alastair Child, Chief Sustainability Officer bei Mars

© Marius Bienias

Wie ist Nachhaltigkeit bei Mars finanziell verankert?

Ich bin überzeugt, dass langfristiger Geschäftserfolg ein nachhaltiges Geschäftsmodell erfordert, bei dem ein gesunder Planet und starke Gemeinschaften entscheidend sind – um Wert für uns, unsere Kund*innen, unsere Mitarbeitenden und die Gemeinschaften, in denen wir tätig sind, zu schaffen. Effizienter zu wirtschaften und gleichzeitig unseren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, ist für uns von großer Bedeutung.

Zur Verankerung dieser Überzeugung orientieren wir uns am „Mars Kompass“ – einem Set von Zielen für unsere Stakeholder. Er besteht aus vier Quadranten, die unsere langfristige Strategie leiten und unseren Fortschritt anhand finanzieller und nicht-finanzieller Kennzahlen messen. Ein Quadrant sind die positiven gesellschaftlichen Auswirkungen und unser Engagement für das Wohlergehen von Menschen, ihre Haustiere und dem Planeten. So wird Nachhaltigkeit auf allen Entscheidungsebenen im Unternehmen verankert – Erfolg bedeutet nicht nur Profit, sondern auch positiven Einfluss auf die Gesellschaft. Zudem haben rund 2.000 Führungskräfte bei Mars Nachhaltigkeitsziele in ihrer langfristigen variablen Vergütung integriert – ein klares Signal für die Bedeutung unserer Nachhaltigkeitsleistung.

Spielt Nachhaltigkeit auch bei Investitionen und Übernahmen eine Rolle?

Absolut. Die Bewertung der Umweltauswirkungen eines Unternehmens wird bei unserer M&A-Due-Diligence berücksichtigt, bevor wir ein Unternehmen übernehmen. – etwa durch Bewertung des CO₂-Fußabdrucks. Nachhaltigkeit ist auch Teil unseres sogenannten „Integrated Value Creation Plans“, was bedeutet, dass Nachhaltigkeitsaspekte in die Planung neuer Fabriken, Produktionslinien oder Produkte einfließen. In den letzten fünf Jahren haben wir über 1,5 Milliarden Euro in unser europäisches Produktionsnetzwerk investiert – mit dem Ziel, Standorte zu modernisieren, Produktionskapazitäten zu erhöhen und die Dekarbonisierung der Wertschöpfungskette voranzutreiben. Bis Ende 2026 planen wir weitere Investitionen von einer Milliarde Euro. Diese Mittel fließen in die Modernisierung unserer Anlagen, etwa durch neue Verpackungstechnologien wie recycelbare WHISKAS-Beutel oder innovative Kaugummiformate wie EXTRA Refreshers – mit dem Ziel, den CO2-Fußabdruck zu minimieren.

Wie sieht es mit der Energieversorgung Ihrer Produktionsstandorte aus?

Ein bedeutender Meilenstein auf unserem Weg zur Dekarbonisierung war die Umstellung aller zehn Mars-Snacking-Produktionsstandorte in Europa auf erneuerbare Energien. Diese Fabriken – in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Polen, den Niederlanden und Tschechien – produzieren jährlich rund 900.000 Tonnen beliebter Marken wie SNICKERS®, TWIX®, M&M’S®, SKITTLES® und ORBIT®/EXTRA®. Etwa 85 % dieser Produkte werden direkt in der Region konsumiert. Die Umstellung umfasst sowohl erneuerbaren Strom als auch Biomethan mit Herkunftsnachweisen gemäß europäischen Standards. Das Biomethan stammt ausschließlich aus Abfallstoffen und erfüllt strenge Nachhaltigkeitskriterien wie die ISCC-Zertifizierung. Unsere Eiscremefabrik in Steinbourg, Frankreich, war die erste Anlage, die vollständig mit erneuerbarem Strom betrieben wird und frei von fossilen Brennstoffen ist.

Viersen Luftaufnahme

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Welche Fortschritte haben Sie bereits erzielt?

Seit 2015 haben wir unsere absoluten Treibhausgasemissionen weltweit um über 16 % reduziert – und gleichzeitig unseren Umsatz um 69 % gesteigert. Anfang dieses Jahres haben wir eine neue Initiative gestartet, um den Übergang von fossilen Brennstoffen zu sauberer Energie zu beschleunigen – nicht nur für Mars-eigene Standorte, sondern für unsere gesamte Wertschöpfungskette, indem wir unseren gesamten Stromverbrauch auf den Markt für erneuerbare Energien bringen. Mit dieser „Renewable Acceleration“-Strategie könnte Mars weltweit rund drei Millionen Tonnen CO₂-Emissionen aus der gesamte Wertschöpfungskette einsparen – etwa 10 Prozent unseres derzeitigen Gesamt-Fußabdrucks.

Die größte Herausforderung liegt jedoch in der Landwirtschaft selbst: Emissionen sind komplex und entstehen auf Tausenden von Kleinbauernhöfen. Deshalb setzen wir auf Partnerschaften, die innovative landwirtschaftliche Praktiken und entwaldungsfreie Lieferketten fördern. Im Jahr 2024 haben wir die Zahl unserer Projekte für klimafreundlichere Landwirtschaft weltweit auf mehr als 60 erhöht, die 13 Anbaukulturen in 29 Ländern umfassen. Mars besitzt keine eigenen Farmen, arbeitet aber eng mit Partnern zusammen, um deren Energieeinsatz in den direkten Betriebsabläufen zu verringern und landwirtschaftliche Verfahren zu etablieren, die Böden regenerieren und Landwirt*innen helfen, ihre Betriebe zukunftssicherer zu machen. Ein Beispiel ist unser globales 47-Millionen-Dollar-Programm „Moo’ving Dairy Forward“, das Lösungen zur Reduzierung von Methanemissionen testet und skaliert – in Zusammenarbeit mit Landwirt*innen in wichtigen EU-Mitgliedsstaaten, darunter Deutschland.

Was sind Ihre kurzfristigen Prioritäten und Ihre langfristige Vision?

Kurzfristig wollen wir Jahr für Jahr messbare Fortschritte erzielen, um Schwung aufzubauen und andere zum Handeln zu motivieren. Langfristig strebt Mars, Incorporated an, seine Treibhausgasemissionen global bis 2030 um 50 % zu reduzieren und bis 2050 Netto-Null entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu erreichen – bezogen auf das Basisjahr 2015. Unser Ziel ist es, die absoluten Emissionen bis 2050 weltweit um 80 % zu senken und die verbleibende Menge an Treibhausgasen in 20250 durch hochwertige Emissionsgutschriften auszugleichen.

Was bedeutet Nachhaltigkeit für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens?

Die Wissenschaft ist eindeutig, die Auswirkungen sind spürbar und die Zeit drängt. Wir sind überzeugt, dass Marken, die gesellschaftliche Bedürfnisse adressieren, relevant bleiben. Mars zeigt, dass Nachhaltigkeit nicht nur möglich ist, sondern – wenn sie richtig umgesetzt wird – auch wirtschaftlich sinnvoll ist. Und wenn sie wirtschaftlich sinnvoll ist, kann sie skaliert und dauerhaft umgesetzt werden. Mars bleibt entschlossen, diesen Weg weiterzugehen.

Erfahren Sie zudem mehr über unseren Weg zu Netto-Null-Emissionen auf https://www.mars.com/de-de/news-and-stories/articles/klimaziele.

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