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Interview mit Stefan Sander (ROSSMANN) zu Diversity: : „Vielfalt ist ein auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit ausgelegter Prozess“
Stefan Sander aus der Geschäftsleitung HR, Revision & Unternehmenssicherheit erklärt die definierten Handlungsfelder und verschiedenen Angebote für mehr Vielfalt und Chancengleichheit
Stand:
Wie wichtig ist Diversity für unsere Gesellschaft?
Unsere Gesellschaft ist divers. Es ist unser aller Aufgabe, diese Diversität zu schützen. Wir können dies nicht allein denen überlassen, die Marginalisierung und Diskriminierung ausgesetzt sind. Wir alle – und vor allem auch wir als Arbeitgeber - stehen in der Verantwortung.
Welche Relevanz hat Diversity in Ihrem Unternehmen?
Diversity, Vielfalt, ist erst einmal nur ein Zustand – ein Zustand, der für uns in unserem Unternehmen eine sehr hohe Relevanz hat. Gleichzeitig brauchen wir aber mehr: Wir brauchen Chancengleichheit, sei es in Bezug auf Herkunft oder in Bezug auf Geschlecht, Alter, sexuelle Orientierung, körperliche und geistige Fähigkeiten, Religion oder Weltanschauung.
Wie schaffen wir es, unsere Mitarbeitenden individuell zu betrachten, mit ihnen gemeinsam individuelle Chancen zu definieren – und gleichzeitig die Interessen und die Gegebenheiten eines Wirtschaftsunternehmens zu berücksichtigen?
Für uns heißt das, diese Gegebenheiten kontinuierlich neu zu definieren, uns fortwährend zu fragen, wo und wie wir Möglichkeiten schaffen können, über die wir bisher noch nicht nachgedacht haben.
Was wurde bisher in Ihrem Unternehmen erreicht?
Vielleicht erst einmal vorweg: Vielfalt & Chancengleichheit ist nichts, was „mal so eben schnell“ erreicht wird. Es handelt sich hier um einen auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit hin ausgelegten Prozess, der ein Unternehmen als Ganzes in den Blick nimmt.
Wir haben uns daher in der ersten Phase bewusst dafür entschieden, den Blick nach innen zu richten, unsere Mitarbeitenden in den Mittelpunkt zu stellen. Wir haben sieben Handlungsfelder definiert, in denen wir verschiedenste Angebote schaffen.
Diese Angebote reichen von einzelnen Veranstaltungen über Workshops für Mitarbeitende und Führungskräfte bis hin zur Entwicklung umfassender Roadmaps für unseren Vertrieb und unsere Logistik. Immer mit dem Anspruch auch die Kolleg:innen zu erreichen, die keine dienstliche Email und weniger digitale Zugänge haben.
Von welchem Best Case können andere lernen?
Eines unserer Ziele ist es, ein gemeinsames Verständnis davon schaffen, was Vielfalt & Chancengleichheit für uns bei ROSSMANN bedeutet. Seit vergangenem Jahr absolvieren alle unsere Mitarbeitenden verpflichtend ein halbstündiges E-Training.
Wir sind dabei ganz bewusst einen neuen Weg gegangen und haben drei verschiedene Versionen konzipiert: für die Verwaltung, für unseren Vertrieb und für unsere Logistik. Dies ermöglichte uns, sowohl Inhalte als auch Darstellungsform auf die verschiedenen Bereiche zuzuschneiden.
Das E-Training für die Logistik wird zum Beispiel in einfacherer Sprache und in sechs anderen Sprachen angeboten. An der Erstellung beteiligt waren neben unseren Referentinnen Vielfalt & Chancengleichheit auch Kolleg:innen aus dem E-Learning und den verschiedenen Unternehmensbereichen.
Ergänzt werden die E-Trainings durch sogenannte Lernhappen, die sich intensiver mit einzelnen Diversity-Dimensionen beschäftigen. Diese Lernhappen haben im vergangenen Jahr dann auch den E-Learning Award des E-Learning Journals gewonnen.
Was ist für Sie die größte Herausforderung bei der Umsetzung von Diversity in Unternehmen?
Herausforderungen gibt es viele, deshalb hier auch eine Doppel-Antwort. Zum einen alle mitzudenken und mitzunehmen.
Wenn wir zum Pride Month Regenbogenfahnen an unsere Filialen hängen, dann müssen wir unsere Kolleg:innen vor Ort abholen und stärken. Was bedeutet die Regenbogenfahne? Warum möchten wir uns als Unternehmen dazu positionieren? Wie können unsere Mitarbeitenden reagieren, wenn sie Diskussionen oder gar Anfeindungen aufgrund dieser Fahnen ausgesetzt sind? Hier müssen wir uns die Frage stellen, wie genau wir diese Kolleg:innen mit ins Boot holen.
Authentisch zu bleiben, ist die zweite große Herausforderung. Natürlich kommunizieren wir Meilensteine unserer Diversity-Arbeit gerne nach außen. Gleichzeitig gibt es viele Aspekte, die für uns bei ROSSMANN so selbstverständlich sind, dass wir damit keine Werbung machen wollen: Dazu gehört zum Beispiel unser Engagement im Kontext Anti-Diskriminierung. Hier positionieren wir uns klar und haben bereits seit Jahren verpflichtende AGG-Schulungen und eine interne Beschwerdestelle.
Ein Blick in die Zukunft: Was ist das nächste große Thema für die Diversity-Arbeit?
Mit Sicherheit der Umgang mit KI. Zurecht stellen wir uns zunehmend auch ethische Fragen. Algorithmen können diskriminieren, Stereotype werden eher fortgeschrieben als aufgebrochen, dessen müssen wir uns bewusst sein. Wir müssen im Kontext der KI unsere eigene Reflexionsfähigkeit nicht nur beibehalten, sondern noch stärker einsetzen.