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Künstliche Intelligenz: ist eine Chance für Europa
Im Rahmen des AI Days von Meta ist Naila Murray zu Besuch in Deutschland. Sie ist Director Research beim FAIR Team (Fundamental AI Research) von Meta und Expertin für die Chancen und Herausforderungen im Bereich Künstliche Intelligenz. – Von Naila Murray
Stand:
Künstliche Intelligenz wird unsere Gesellschaft grundlegend verändern. Schon jetzt beeinflusst sie, wie wir kommunizieren und miteinander arbeiten. Doch der Transformationsprozess wird noch viel weiter greifen: Wissenschaft, Landwirtschaft, Arzneimittelforschung – die Anwendungsgebiete für KI sind vielfältig. Wenn wir das volle Potenzial von KI ausschöpfen, stehen uns vielversprechende Möglichkeiten für entscheidende Innovationen zur Verfügung.
Von einem offenen Ansatz profitieren alle
Diese Chancen können wir nur ergreifen, wenn wir zusammenarbeiten. Deswegen verfolgt Meta seit vielen Jahren einen offenen Ansatz im Bereich KI. Das FAIR Team veröffentlicht regelmäßig seine Forschungsergebnisse und KI-Modelle wie das Large Language Model Llama, das als Open Source zur Verfügung gestellt wird. Der Open Source Ansatz ermöglicht es Entwickler*innen und Forscher*innen weltweit, das Modell zu nutzen, weiterzuentwickeln und zu adaptieren. Der offene Ansatz stellt eine verantwortungsvolle Entwicklung von KI sicher und ermöglicht es, dass alle – nicht nur Tech-Unternehmen – sich daran beteiligen können. Europa sollte in diesem Prozess eine Vorreiterrolle einnehmen.
Wegweisende europäische Entwicklungen
Es gibt bereits eine Reihe starker europäischer Akteure im KI-Bereich. Das französische Softwareunternehmen Mistral AI hat mehrere große Sprachmodelle veröffentlicht und frei zur Verfügung gestellt - insbesondere die Multilingualität dieser Modelle ist extrem spannend und wichtig für Europa. Ein weiteres Beispiel ist DeepMind, das in London gegründet wurde, inzwischen zu Google gehört und das Gebiet der KI-Programmierung grundlegend verändert. Von DeepMind stammt zum Beispiel das Computerprogramm AlphaGo, welches das komplexe Strategiespiel Go spielt. AlphaGo ist das erste Programm, das unter Turnierbedingungen einen professionellen Spieler schlagen konnte. Das Spiel des Programms gegen den Go-Profi Lee Sedol 2016, das AlphaGo gewann, gilt als Meilenstein im Bereich KI und maschinelles Lernen.
Meta setzt auf den Standort Europa
Auch Meta ist in Europa sehr aktiv und treibt die KI-Forschung hier aktiv voran - mit mehreren KI-Teams und verschiedenen Maßnahmen in Bildung, Wissenschaft und Wirtschaft. Meta hat zum Beispiel mehrere Partnerschaften mit wissenschaftlichen Einrichtungen in Europa. Dazu gehört ein Doktorandenprogramm an Universitäten in Großbritannien, Frankreich und Israel. Doktorand*innen aus den unterschiedlichsten Forschungsbereichen haben durch das Programm die Möglichkeit, mit Expert*innen aus Forschung und Industrie zusammenzuarbeiten und so ganz neue Einblicke zu erhalten. Wir möchten mit diesem Programm die nächste Generation von KI-Forscher*innen ausbilden und es macht unglaublich Spaß zu sehen, wie engagiert diese Doktorand*innen sind und wie sie an Herausforderungen herangehen.
Vor kurzem hat Meta zudem gemeinsam mit den Unternehmen Hugging Face und Scaleway ein AI Accelerator-Programm für europäische Startups angekündigt. Damit sollen Startups gefördert werden, die Open Foundation Modelle in ihre Produkte integrieren wollen. Ziel ist es, das europäische KI-Ökosystem mit einer neuen Welle der Innovation auszubauen. Es gibt so viele Startups in Europa, die großartige Ideen haben, was sich mit KI schaffen lässt. Jedoch fehlt es an der nötigen Erfahrung mit Foundation Models, um es auch umzusetzen. Es erfordert viel Know-how und viele Fehlversuche, um ein Foundation Model für den eigenen Anwendungsfall zu modifizieren. Das Accelerator-Programm soll Startups genau dabei unterstützen. Auch einige unserer Doktorand*innen sind daran beteiligt und agieren als Mentor*innen – oft waren sie es, die jene Modelle entwickelt haben, die die Startups jetzt nutzen können.
Wo die KI an ihre Grenzen stößt
Im Bereich KI gibt es noch viel zu erforschen und ich freue mich, dass es in Europa so viele Menschen und Unternehmen gibt, die sich diesem Bereich widmen und sein Potenzial erkannt haben. Wir stehen an vielen Stellen noch ganz am Anfang. So sehen wir die Modelle gelegentlich Fehler machen, die nicht einmal einem Kind nicht passiert wären. Das liegt daran, dass KI das nötige logische Denken fehlt. Wenn ich eine KI frage, wie ich von A nach B komme, kann sie mir sehr wahrscheinlich eine Antwort geben. Doch wie ist sie auf diese Antwort gekommen und ist das wirklich die richtige Antwort? KI lernt ganz anders als ein Mensch, der Erfahrung aus der Interaktion mit Freund*innen und Familie und mit seiner Umgebung zieht. Eine KI tut das nicht, sie lernt für sich allein. Ihr fehlt das logische Denken in Bezug auf Kultur, soziale Gegebenheiten und mentale Zustände. Diese Art von logischem Denken ist bisher noch kaum erforscht. Doch wenn wir in der Zukunft möchten, dass KI mit Menschen und der Umwelt proaktiv interagiert, dann ist das ein wichtiges Forschungsfeld, in dem Europa vorangehen sollte.