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Stadt & Bau: Was bringen die 2030er?: Fünf Expert:innen über die Zukunft von Regionen, Städten und Gebäuden.
Berlin vor 30 Jahren: Mega-Baustellen in Mitte, kaum Radwege, dafür röhrende Dieselbusse, und massenweise unsanierte Altbauten, oft mit Kohleheizung. Grüne Oasen wie der Gleisdreieckpark waren noch Zukunftsmusik – und der Strom für die berüchtigten Techno-Parties stammte aus Stein- und Braunkohle.
Stand:
Es hat sich ordentlich was verändert in diesen 30 Jahren: Für Architektur und Stadtplanung ist Berlin in dieser Zeit geradezu zum Reallabor geworden. Ein Unternehmen, das diesen Wandel seit genau 30 Jahren begleitet, ist BURO HAPPOLD .
In Großbritannien gegründet, eröffnete das Bauingenieur- und Beratungsbüro 1995 eine Niederlassung in Berlin. Zur Feier des Jubiläums richtet BURO HAPPOLD den Blick allerdings nicht zurück, sondern nach vorn: Wie sehen die nächsten 30 Jahre aus, wie verändern sich Regionen, Städte, Quartiere und Gebäude?
In der Veranstaltungsreihe FUTUREPROOF brachte BURO HAPPOLD Expert:innen aus Politik, Wissenschaft und Planung zusammen, um diese Fragen zu diskutieren. An drei Abenden wurden Ideen und Forschungsergebnisse, Erfahrungen aus Politik und Praxis sowie Anregungen aus anderen Ländern geteilt. Einige davon stellen wir hier vor.
Quo vadis, Metropolregion?
Wie können wir Regionen zukunftssicher machen – und was bedeutet das überhaupt? Wo liegen künftige Herausforderungen und Chancen, und welche Rolle spielen Gemeinschaft, Industriestruktur und Anpassungsfähigkeit in diesem Zusammenhang?
„Wir sollten Wertschöpfungszusammenhänge neu konfigurieren – und nicht in Branchen, sondern in Missionen denken“
„Ich beschäftige mich seit mehr als 20 Jahren wissenschaftlich mit Metropolregionen. Oft werde ich gefragt, was eine gut funktionierende Metropolregion ausmacht – und ich nenne hier zumeist drei Grundpfeiler: Vernetzung, gleichwertige Lebensverhältnisse und Toleranz, die ein Zusammenleben auf Augenhöhe ermöglichen.
Wenn wir über die Zukunft von Metropolregionen nachdenken, sollten wir Wertschöpfungszusammenhänge neu konfigurieren. Wir sollten nicht entlang von üblichen Branchenlogiken, sondern entlang sinnstiftender gesellschaftlich übergreifender Challenges bzw. Missionen denken, etwa mit Blick auf den Klimawandel, die Wasserversorgung oder Bildung.
Was ich mir wünschen würde? Dass etwa Unternehmen aus der chemischen Industrie mit Firmen aus der Photovoltaik, landeseigenen Betrieben der Wasserwirtschaft und lokalen zivilen Bündnissen zusammenarbeiten und so Lösungen, etwa für die Mission Wasserversorgung von morgen erarbeiten. Eine dazugehörige missionsorientiere Wirtschafts- und Innovationspolitik für die Metropolregion Berlin-Brandenburg würde uns wirklich voranbringen.“

© Lech Suwala
„Klimaresilienz und Kreislaufwirtschaft werden in urbanen Regionen zum Game-Changer“
„Urbane Regionen sind dynamische Lebensräume, die Fortschritt und Innovation fördern, aber auch komplexe Aufgaben mit sich bringen. Berlin-Brandenburg hat großes Potenzial, aber auch hier gibt es Herausforderungen: Wohnungsnot, Klimawandel, eine alternde Infrastruktur und soziale Ungleichheit. Um all das zu bewältigen, braucht die Region ein mutiges, zukunftsorientiertes Narrativ.
Ein Schlagwort der Regionalplanung ist Klimaresilienz: Eine klimaresiliente Planung schützt Infrastruktur und Bevölkerung vor extremen Wetterereignissen, fördert nachhaltige Entwicklung und berücksichtigt die Bedürfnisse aller.
Ein weiteres ‚Buzzword‘ ist die Kreislaufwirtschaft: Produkte und Materialien werden so lange wie möglich verwendet, repariert, wiederverwendet und recycelt. Rund um die Kreislaufwirtschaft entstehen neue Geschäftsfelder – und damit neue Arbeitsplätze.“

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Die Zukunft im Kiez?
Wie sehen zukunftssichere und (klima-)resiliente Stadtteile aus? Wie lassen sich bestehende Quartiere verändern und weiterentwickeln?
„Der Stadtteil der Zukunft? Schauen Sie sich die Neue Mitte Tempelhof an!“
„Wenn wir uns Quartiere anschauen, müssen wir deren Zukunftsfähigkeit über den gesamten Lebenszyklus in den Blick nehmen. Es geht um ressourcenschonende, klimaangepasste und kreislauffähige Gebäude und Infrastrukturen, um nachhaltige und anpassungsfähige Ver- und Entsorgung, um erneuerbare Energiekonzepte, aber auch um die Grünflächen am und um das Gebäude, die zur Stärkung der Biodiversität beitragen.
Quartiere sollen innerhalb einer Nachbarschaft vielfältige Nutzungen ermöglichen. Belebte Erdgeschosszonen spielen hier eine wichtige Rolle. Wichtig ist auch, dass wir unterschiedliche Perspektiven, Generationen und Bedürfnisse berücksichtigen, etwa auch Kinder mitdenken.
Mit Blick auf Berlin finde ich das Quartier Neue Mitte Tempelhof interessant: Hier entsteht neuer Wohnraum, gleichzeitig werden die Klimaneutralitätsziele des Landes Berlin eingehalten. In innovativen Ansätzen haben wir Möglichkeiten der Wiederverwendung von Materialien und Bauteilen des Gebäudebestands entwickelt. Ein Kultur- und Bildungshaus und ein Stadtbad beleben das Quartier.“

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„Um klimaresiliente Quartiere zu planen, braucht es vielfältige Perspektiven“
„Dass sich Quartiere und Kommunen mit dem Thema Klimaanpassung beschäftigen, ist unausweichlich: Sie sind von Klimafolgen wie häufiger auftretenden und länger andauernden Hitzeextremen oder sich verändernden Niederschlagsmustern ganz unmittelbar betroffen. In Städten, wo viele Flächen versiegelt sind, kommt es zu Hitzeinseln, die auch nachts nicht ausreichend abkühlen. Gleichzeitig fehlt es oft an Sickerflächen zur Regenwasserrückhaltung.
Die Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams, wenn also Fachleute aus Stadt- und Landschaftsplanung, Klimatologie, Bauingenieurswesen, Energie- und Verkehrsplanung, Wasserwirtschaft oder Architektur an einem Strang ziehen, empfinde ich als sehr bereichernd. Ich erlebe tagtäglich: Vielfältige Perspektiven und Expertisen sind notwendig, um klimafreundliche und resiliente Quartiere zu ermöglichen.“

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Was muss sich beim Bauen ändern – und wie sehen Gebäude der Zukunft aus?
„Das Bürogebäude der Zukunft? CO2-neutral!“
„In meinem Arbeitsalltag geht es darum, zukunftsfähige Gebäude zu planen. Was das heißt? Es geht darum, dass ein Gebäude nicht nur funktionale, gestalterische und technische, sondern auch ökologische Kriterien erfüllen muss. Neben der Energie, die ein Gebäude im Betrieb verbraucht, sollte auch das Tragwerk ressourcenschonend sein und aus Materialien mit geringem ökologischem Fußabdruck bestehen. Eine lange Lebensdauer, Flexibilität und mögliche Rückbaubarkeit werden mitgedacht.
Vieles davon setzen wir schon heute um: Wir planen aktuell fünf Bürogebäude in Deutschland, alle sind Holz-Beton-Hybridgebäude. Wir sind hier Pioniere: Aus unserer Arbeit am EDGE Südkreuz, der heutigen Vattenfall-Zentrale, haben wir viel gelernt. Eine höhere Integration der unterschiedlichen Baugewerke ist erforderlich.
Auch anderswo in Berlin entstehen zukunftsfähige Gebäude: Im Anna-Lindh-Haus, das am Europaplatz entsteht, soll Holz sowie CO2-reduzierter Beton zum Einsatz kommen. Im Betrieb wird das Bürohaus CO2-neutral. Das Gebäude wird eine hohe Aufenthaltsqualität bieten – man wird dort gerne arbeiten.
Diese Beispiele zeigen, dass neuartige Lösungen möglich sind. Für eine breitere Anwendung braucht es den Mut etwas Neues zu probieren sowie stärkere Anreize. Das können z.B. Treibhausgasgrenzwerte für Gebäude sein, die nur durch innovative Ansätze erfüllt werden können. Dänemark macht es vor.“

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