Arte-Doku über Österreichs Schuld: Sehnsucht nach Hitler

Eine Arte-Dokumentation rekapituliert Österreichs Mitschuld an NS-Verbrechen. Offiziell gilt Österreich als erste Beute von Hitlers größenwahnsinniger Einverleibung. Doch dieser Mythos dient auch der Täter-Opfer-Umkehr. Eine Arte-Dokumentation zeichnet nach, wie man in der Alpenrepublik die Nazis förmlich herbeisehnte. Eine Arte-Dokumentation rekapituliert Österreichs Mitschuld an NS-Verbrechen. 

In ihrem Film schlägt die französische Regisseurin Barbara Necek einen weiten Bogen von der Zerschlagung der K.u.K. Monarchie bis in die Gegenwart. Mit Franz Vranitzky bekannte sich 1991 erstmals ein Regierungschef zur Mitschuld Österreichs am Holocaust. Nicht umsonst lobte Hitler selbst die Hauptstadt seines Geburtslandes als „gründliche Schule meines Lebens“, wo er jene „Grundlagen meiner Weltanschauung erwarb, die ich nur noch ergänzen musste“.

Wir werden uns niemals dazu verstehen, einen Juden deshalb, weil er deutsch spricht, als Deutschen anzuerkennen.

Georg von Schönerer, Adolf Hitlers Vorbild, im Jahr 1883

Mit dem Einmarsch der Wehrmacht 1938 wurde „nie zuvor eine Besatzungsmacht mit so viel Begeisterung empfangen“. Über Nacht setzten Beamte Maßnahmen um, „für die Deutschland fünf Jahre gebraucht hat“. Schon 15 Tage nach dem Anschluss fand die erste Deportation nach Dachau statt. Das österreichische Lager Mauthausen „stand deutschen KZs in nichts nach“.

Viele Beispiele führen vor Augen, wie Österreich zum Labor für antisemitische Politik und zur Verfolgung und Deportation von Juden wurde. In der Ermordung geistig behinderter Kinder, die als „unwertes Leben“ galten, spiegelt sich die NS-Rassenideologie. Doch durch den Opfermythos wurde alles unter den Tisch gekehrt. Der berühmte Biologe Konrad Lorenz etwa erhielt den Nobelpreis – für seine Forschung untern Hakenkreuz. Die Dokumentation wird im Rahmen des Themenabends „Nazi-Erbe und Neuanfang“ ausgestrahlt. Zwei weitere Filme thematisieren die französische Résistance und die Entstehung der Europäischen Union.