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Verbindung aufnehmen: Ein Raum der Ausstellung.

© © Georg Lendorff / Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, Foto: Alexander Schippel

Umgang mit dem Tod: Ein kurzes Gastspiel nur ist unser Leben

Aufwändig inszeniert: Die Ausstellung „Un_endlich“ im Humboldt Forum bietet viel Raum für Selbsterfahrung.

Wie ist es zu sterben? Das erfahren Sie in der schwarzen Kabine. Wie denken ein Imam, eine Rabbinerin, ein Kriminalbiologe über den Tod, die Sterblichkeit? Sie verraten es, per Audio-Aufnahme, in einem der weißen Stoffzelte in Raum zwei. Und wie erleben Sterbebegleiter:innen aus verschiedenen Kulturen diesen immer gleichen, immer anderen Prozess? Davon berichten zwölf von ihnen auf Videobildschirmen, einfühlsam und doch sehr präzise.

Hören wir dem Tod zu, schauen wir ihm ins Gesicht: Die Ausstellung „Un_endlich: Leben mit dem Tod“ im Humboldt Forum versucht genau das. „Der Mensch ist vermutlich das einzige Wesen, das weiß, dass es sterben wird“, sagt Cornelia Winkler. „Aber viele scheuen die Auseinandersetzung damit und verdrängen das Thema.“

Man weiß nie, was einen triggern wird.

Cornelia Winkler, Guide

Die 44-Jährige führt regelmäßig Gruppen durch die Ausstellung, die wie ein Theaterstück inszeniert ist – sehr passend für Cornelia Winkler, die selbst aus der Theaterbranche kommt. Denn das Gastspiel, das unser Leben hier auf Erden ist, kann schnell zu Ende sein. Und was dann? Oder besser: was vorher?

Die Besucher wandeln, traumwandeln geradezu durch die fünf „Akte“, die aufwändig gestalteten Räume der Ausstellung. Hier können sie, auf Sterbebetten liegend, Fragen zu ihrem Verhältnis zum Tod beantworten; dort läuft ein Film, in dem eine Forensikerin die Geldbörse eines ertrunkenen Flüchtlings seziert.

In der „Leichenhalle“ wird gezeigt, was mit einem Leichnam passiert, eine Ansammlung von Präparaten mit ausgestorbenen Tierarten verdeutlicht, was Homo sapiens auf der Erde anrichtet: eine facettenreiche Schau, die mehr aufs Erleben, aufs Emotionale setzt als aufs Betrachten und Analysieren.

Kommt es vor, dass Besucher die Ausstellung vorzeitig verlassen, weil sie die Auseinandersetzung mit dem Thema nicht aushalten? Selten, sagt Cornelia Winkler. Aber: „Man weiß nie, was einen triggern wird.“ Verlusterfahrungen, die längst überwunden schienen, können wieder hochkommen.

Am Ende ihrer Führungen fragt Cornelia Winkler ihre Gäste, was sie empfinden. „Oft ist da ein großes Schweigen, weil die Menschen das alles erstmal verarbeiten müssen.“

Im Gästebuch sind jedenfalls ausschließlich lobende Worte zu finden. „Ich war noch nie so lange in einer so großartigen, zur Selbstreflexion anregenden Ausstellung!“, hat eine Besucherin geschrieben, von einer „großartigen Selbsterfahrung“ spricht eine andere. Das Bedürfnis, über unser Gastspiel und sein Ende nachzudenken, ist auf jeden Fall da.

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