zum Hauptinhalt
Der letzte Toast. Jahrzehntelang wurde auch in Deutschland auf den Geburtstag der Queen angestoßen. Die britische Botschafterin Jill Gallard sprach vor geladenen Gästen bei der «Queen’s Birthday Party» im Mai in ihrer Residenz, bei der auch das 70,. Thronjubiläum gefeiert wurde. 

© picture alliance/dpa

Britische Botschafterin erinnert sich an die Queen: „Ich war sehr ehrfürchtig – sie hat jede Woche Churchill getroffen“

Botschafterin Jill Gallard war in London, als Elizabeth II. starb. Im Interview spricht sie über die Queen – und wie das Mitgefühl in Berlin sie berührt.

Frau Botschafterin, wie haben Sie vom Tod Ihrer Königin erfahren?
Am Donnerstag war ich in London, um unseren neuen Außenminister zu treffen. Wir wussten schon, dass Ihre Majestät sehr krank war. Etwa 20 Minuten, bevor die Nachricht von ihrem Tod bekannt gegeben wurde, spannte sich ein großer Regenbogen zwischen dem Buckingham Palast und dem Außenministerium. Als die Menschen von ihrem Tod erfuhren, blieben sie buchstäblich auf der Straße stehen.  

Wie erleben Sie die Reaktionen der Berliner auf den Tod der Queen?
Die riesige Anteilnahme rührt mich sehr, mein ganzes Team ist davon berührt. So viele Blumen und Paddington Bären wurden niedergelegt vor der Botschaft. Ich bin runtergegangen und habe mit den Menschen geredet. 

Es gab so überraschend viele persönliche, so schöne Erinnerungen an Begegnungen mit ihr. Und es sind Menschen aus allen Altersklassen, die um sie trauern. Die Königin war unsere beste Botschafterin. Sie war so eine Inspiration. Auch viele Mitarbeiter haben sie persönlich erlebt, schließlich war sie allein fünfmal auf Staatsbesuch in Berlin.

Wie erklären Sie sich das Interesse der Queen an Berlin?
Es gab auch familiäre Verbindungen nach Deutschland. Aber die Queen war vor allem auch ein Symbol der Versöhnung. Sie wollte in eine bessere Zukunft sehen. Das war so, als sie nur 20 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1965 zu ihrem ersten Staatsbesuch hierherkam. Sie stand über der Politik, aber sie konnte die Menschen ansprechen, konnte wirkungsvolle positive Akzente setzen in den Beziehungen. Ähnliches habe ich auch in Irland erlebt.

Erinnern Sie sich selbst auch an persönliche Begegnungen?
Bevor ich 2011 Botschafterin in Lissabon wurde, hatte ich ein Gespräch mit der Königin. Das ist bei uns so üblich. Ich war sehr ehrfürchtig, musste die ganze Zeit daran denken, dass sie jede Woche einmal Winston Churchill getroffen hat. Es war ein gutes Gespräch, und ich war beeindruckt von ihrer Erfahrung und ihrer Weisheit. Aber ich habe auch das Zwinkern in ihren Augen gesehen. Vor meinem Einsatz in Berlin war ein solches Gespräch wegen Covid leider nicht möglich.

War das ihre allererste Begegnung?
Vorher habe ich schon mal für die Königin gesungen. Das muss 1991 gewesen sein, da war ich als Studentin in Edinburgh und sang im klassischen Chor der St. Giles Cathedral. Wir haben oft Werke von Bach und Mozart gesungen.

In anderen Ländern kam nach ihrem Tod auch Kritik auf.
Dies ist nicht die Woche, um über Politik zu sprechen. Dies ist für uns die Woche, um Respekt zu zollen für den 70 Jahre währenden öffentlichen Dienst der Königin.

Tragen sich die Berliner denn auch ins Kondolenzbuch ein?
Oh ja, in den ersten Tagen waren es schon über 1000. Die Kollegen in den Konsulaten und Honorarkonsulaten in Düsseldorf, München, Hamburg, Bremen und Frankfurt am Main haben ebenfalls Kondolenzbücher ausgelegt, teilweise mit lokalen Partnern wie den jeweiligen Rathäusern.

Auch der Bundespräsident ist am Freitag in die Botschaft gekommen und hat sich eingetragen. Das war sehr symbolisch für die engen Beziehungen. Man spürt die großen Emotionen, die dieser Tod ausgelöst hat. Viele Menschen schreiben eine ganze Seite oder mehr, weil sie so viele Erinnerungen haben. Manchmal müssen wir sie geradezu bremsen. Ich denke, wir werden noch mehr Kondolenzbücher brauchen.

Was passiert mit denen?
Die werden alle nach London geschickt und werden zweifellos eine große Quelle des Trostes sein für die königliche Familie.

Gab es hier noch weitere Zeichen des Gedenkens?
Es war ein wunderbarer Moment, am vergangenen Freitag das Brandenburger Tor in die Farben des Union Jack getaucht zu sehen. Am Sonntag hatten wir einen Gedenkgottesdienst in der St. George’s Kirche in Westend. Da haben wir zum ersten Mal die neue Variante der Nationalhymne gesungen: „God Save the King.“

Wann erwarten Sie König Charles III. zu seinem ersten Staatsbesuch?
Das weiß ich wirklich nicht. Er war erst 2019 und 2020 zu Besuch in Berlin, hat im Bundestag sogar auf Deutsch gesprochen. Er hat eine sehr gute Beziehung zu Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und freut sich, dass er am Montag auch nach London kommt.

Werden Sie beim Staatsbegräbnis am kommenden Montag dabei sein?
Nein, die Botschafter sind alle in ihren Botschaften. Hier werden wir eine Pause machen und die Trauerfeier am Fernseher verfolgen. Das wird ganz bestimmt kein normaler Arbeitstag sein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
false
showPaywallPiano:
false