Eindrücke von der Britischen Botschaft: Zwischen Alltag und Trauer – Berlins Abschied von Queen Elizabeth II.
Berlin ist in Trauer über den Tod der Queen. Vor der Britischen Botschaft legen Menschen Blumen nieder und tragen sich ins Kondolenzbuch ein.
- Lisa Genzken
- Marius Ochs
| Update:
Die britische Königin Elizabeth II. ist im Alter von 96 Jahren gestorben. Das teilte der Buckingham-Palast am Donnerstagabend mit. Weltweit trauern Menschen – so auch in Berlin.
Vor der Britischen Botschaft versammeln sich am Freitag Berliner, Touristen aus Großbritannien und Briten, die in Berlin leben. Sie alle wollen der verstorbenen Königin die letzte Ehre erweisen. Die britische Flagge weht auf Halbmast, es werden Blumensträuße und Kerzen niedergelegt. Eine Frau bekreuzigt sich. Kurz darauf bricht ein Mann in Tränen aus.
Johnny Ball (24) zieht heute aus Durham in England nach Berlin - seine Mutter hilft ihm. Während ihn der Tod der Queen nicht schockiert hat, ist seine Mutter traurig. „Sie war eine Konstante in all dem Chaos der letzten Jahre“, sagt sie. „In das Kondolenzbuch schreibe ich, wie jetzt alles anders wird.“ An den neuen König Charles III. habe sie noch gar nicht gedacht – jetzt sei für sie die Zeit der Trauer.
Am Donnerstagabend gegen 21 Uhr hatte die Polizei den Bereich vor dem Eingang der Britischen Botschaft abgesperrt. Immer mehr Menschen halten mittlerweile am Freitag vor der Botschaft an, um Blumen und Kerzen abzulegen. Die meisten gehen danach direkt weiter. Viele sind auf dem Weg zur Arbeit oder machen einen kurzen Stopp in ihrer Pause.
Zwischen Trauernden, die auf der Wilhelmstraße vor der Botschaft stehen bleiben und Fahrradfahrenden kommt es häufiger fast zu Zusammenstößen. Fahrradklingeln sind in der eher andächtigen Stille zu hören. Die Polizei hat deshalb mittlerweile die mobilen Absperrungen verschoben.
Vor der Britischen Botschaft liegt ein Kondolenzbuch aus. Trauerende können sich heute noch bis 16 Uhr, dieses Wochenende jeweils von 11 bis 15 Uhr, kommende Woche von Montag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr und von Samstag bis Montag, 19. September dann noch einmal von 11 bis 15 Uhr eintragen.
Der Berliner Senat hat wegen des Todes der britischen Königin Elisabeth II. am Freitag Trauerbeflaggung an den Senatsverwaltungen und Rathäusern der Bezirke angeordnet. Die Fahnen werden auf Halbmast gesetzt und Banner mit Trauerflor versehen, teilte die Senatsinnenverwaltung mit. Für den Tag der offiziellen Trauerfeierlichkeiten und der Beerdigung am 19. September ist eine berlinweite Trauerbeflaggung geplant.
Rückblick: Trauerbekundungen am Donnerstagabend
Trauerende fanden sich auch am Donnerstagabend schon vor der Botschaft ein. Kerzen brannten – an einem Kranz sind der Union Jack und die deutsche Flagge gemeinsam angebunden. Immer wieder weinten Menschen leise. Manche liefen aber auch vorbei und fragten: „Ist jemand gestorben?“
Liane Voß ist mit ihrer Familie so schnell wie möglich zur Botschaft gefahren, nachdem sie vom Tod der Königin erfahren hat. „Die Queen war eine faszinierende Frau“ sagt sie. „War – das fühlt sich komisch an.“
Auch Stefanie und Ferdinand aus Berlin sind vor Ort. Sie stoßen auf die verstorbene Queen und den neuen König Charles III. an. Mit Gin, dem Lieblingsgetränk der Königsfamilie. Beide sind beeindruckt, dass die Queen am Dienstag noch Liz Truss empfangen hat.
Tony P. lehnt an einer Säule gegenüber der Britischen Botschaft. Er möchte nicht fotografiert werden, weil er weint. „It’s like losing your grandmother“, sagt der 44-jährige Brite. Es sei, als verliere man seine Oma. Er hat auch Blumen abgelegt. Sein Freund tröstet ihn.
Franziska Giffey (SPD), Berlins Regierende Bürgermeisterin, hat ihre Trauer über den Tod der Queen ebenfalls am Donnerstag zum Ausdruck gebracht. „Die Queen begleitete uns ein ganzes Leben lang, sie war schon zu Lebzeiten eine Legende“, sagte Giffey laut einer Mitteilung der Senatskanzlei Berlin am Abend.
„Es war die Kraft ihrer großartigen Persönlichkeit, die uns Berlinerinnen und Berliner immer wieder fasziniert hat.“ Weiter hieß es von Giffey: „Wir trauern mit der Familie Windsor, der britischen Nation und besonders mit allen Britinnen und Briten, die in unserer Stadt leben.“ (mit dpa, AFP)
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