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Darkroom-Mörder: Tod durch K.-o.-Tropfen

Drei Morde und zwei Mordversuche werden dem Grundschul-Referendar Dirk P. zur Last gelegt. Es ist aber unklar, ob er überhaupt verhandlungsfähig ist.

Er versteckte sein Gesicht hinter einer grünen Mappe, als Kameras vor Beginn des Prozesses auf ihn gerichtet waren: Dirk P., der mutmaßliche Serienmörder. Mit K.-o.-Tropfen soll er drei Männer vergiftet haben, die arglos mit ihm sprachen oder flirteten. Zwei weitere Opfer hätten überlebt. Es sei aus Habgier geschehen. Durch Raub von Geld und Kreditkarten habe er sich eine "nicht unerhebliche Einnahmequelle" erschließen wollen, verlas die Staatsanwältin am Freitag. Dirk P. schüttelte einmal zwar kurz den Kopf, doch zu einer Aussage kam es noch nicht. Ärzte müssen zunächst klären, ob der 38-Jährige verhandlungsfähig ist.

Der dunkelblonde Angeklagte in der Box hinter Panzerglas gilt als "psychisch stark belastet". Er kam kurz nach der Festnahme im Mai ins Haftkrankenhaus. Der mutmaßliche Dreifachmörder soll mehrfach versucht haben, sich das Leben zu nehmen. Im Saal wirkte er konzentriert, grüßte in Richtung eines Zuhörers, mustere die vier Nebenkläger und saß auch aufrecht, als die Anklägerin die unheimliche Serie auflistete.

Dirk P. fasste aus Sicht der Ermittler vor etwa einem Jahr den Entschluss, "eine unbekannte Vielzahl von Opfern" durch die heimliche Gabe einer Überdosis der Droge Liquid Ecstasy zu töten und zu berauben. Seine Attacken galten vor allem Männern aus der Schwulenszene. Im März bestellte der Grundschul-Referendar im Internet ein Reinigungsmittel, das auch als gefährliche Droge missbraucht wird. Eine 500-Milliliter-Flasche mit einem Gift, dessen "letale Dosierung ab etwa vier Milliliter bekannt ist", heißt es.

Der Mann ist gelernter Krankenpfleger und Rettungssanitäter. Er arbeitete bis 2006 in einer Klinik im Saarland, studierte dann in Berlin Grundschul-Pädagogik und war zuletzt Referendar. Am 26. April wurde er laut Anklage zum kaltblütigen Täter. Einem wie er schwulen Mann habe er in dessen Wohnung heimlich zwanzig Milliliter Gift ins Glas gekippt.

Kurz nach dem Tod des 34-Jährigen kaufte er mit dessen Kreditkarte ein Zugticket und fuhr zu seiner Familie. Am 5. Mai die zweite Tat, die ihn zum mutmaßlichen Darkroom-Mörder machte. In einem dunklen Raum in einer Schwulenkneipe in Friedrichshain betäubte er einen 32-Jährigen mit K.-o.-Tropfen im Bier. Nur zehn Minuten später gab er einem Passanten ein Schnapsfläschchen mit Gift. Für den 26-Jährigen gab es rechtzeitig Hilfe.

Im vierten Fall hatte ein Sex-Partner Glück, weil er am Schnaps nur nippte. Am 15. Mai soll Dirk P. schließlich einem 42-Jährigen eine Überdosis ins Wasserglas gekippt haben. Als er aufgrund von Videobildern gefasst worden war, gab er die Anschläge mit K.-o.-Tropfen zu, eine Tötungsabsicht aber bestritt der Angeklagte, der keine 500 Euro Beute machte. Der Prozess geht am 1. März weiter.

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