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Prozessbeginn vor dem Berliner Landgericht: Nachbarn deckten Missbrauch auf

Mit kleinen Geschenken sicherte er sich das Schweigen seiner Opfer. Eine Masche, die für den 54 Jahre alte Rollstuhlfahrer neun Jahre lang funktionierte. Dann wurden Nachbarn auf ihn aufmerksam. Nun steht Lothar Z. vor Gericht.

Der Mann galt als spendabler Kinderfreund. Er war Pate in einer Hilfseinrichtung und gab großzügig Geld. Lothar Z. nahm einen Jungendlichen aus schwierigen Verhältnissen mit Zustimmung des Jugendamtes bei sich auf und beschenkte Kinder, die mit seinen Hund ums Haus gingen. Neun Jahre war es ihm gelungen, sich das Schweigen von Opfern zu erkaufen. Nun sitzt der damalige Angestellte einer Berufsgenossenschaft als Sexualstraftäter vor dem Landgericht. Es geht um Missbrauch in 87 Fällen. Opfer waren drei zwölf bis 17 Jahre alte Jungen.

Er filmte seine Opfer

Als der 54-Jährige im Rollstuhl in den Gerichtssaal geschoben wurde, zog er sich die Kapuze seiner Jacke tief ins Gesicht. Im Mai 2013 war er in seiner Wohnung in Lankwitz festgenommen worden. Seine Wohnung glich einem Filmstudio. Es waren Kameras und Scheinwerfer aufgebaut. „Wir machen einen Film“, soll er Opfern erklärt haben. Die Jungen, die er beim Minigolf angelockt hatte, belohnte er mit Geld, Handys, Reisen. Was er von ihnen verlangte, wollte Z. nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit gestehen. Hinter verschlossenen Türen soll er alle angeklagten Taten zugegeben haben.

Es waren aufmerksame Nachbarn, die das Verfahren ins Rollen brachten. „Viele Jungen gingen bei dem Alleinstehenden ein und aus“, so ein 37-jähriger Zeuge. Gerüchte kursierten. „Aber so etwas konnte man sich nicht sich vorstellen.“ Nicht bei dem Rollstuhlfahrer, der sich als Beamter vorgestellt hatte. Bis ein Nachbar bei einem Besuch bei Lothar Z. die Kamera sah, die auf sein Bett gerichtet war.

Eines seiner Opfer packte aus

Zwei Nachbarn sprachen jenen Jungen an, der längere Zeit bei Z. gelebt hatte. Er sagte: „Es ist nichts passiert.“ Doch die Männer blieben skeptisch. Tatsächlich packte ein anderes Opfer ihnen gegenüber aus. Sie gingen mit ihm zur Polizei. Z. bestritt damals. Im Prozess änderte er seine Strategie. Bei einem Geständnis stellte das Gericht eine Strafe von maximal viereinhalb Jahren in Aussicht. Der Prozess geht am Dienstag weiter.

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