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Seit elf Monaten steht der ehemalige Chef der Berliner Treberhilfe, Harald Ehlert, vor Gericht.

© dpa

Zu viel Maserati, zu wenig Steuern: Bewährungsstrafe für Ex-Chef der Treberhilfe

Der Dienst-Maserati brachte den Ex-Treberhilfechef Harald Ehlert ins Schleudern. Nun gab es in Berlin den Schuldspruch für den Sozialunternehmer.

Wegen Steuerhinterziehung verhängten die Richter ein Jahr Haft auf Bewährung gegen den Ex-Treberhilfechef Harald Ehlert. Ehlert habe gegenüber dem Finanzamt falsche Angaben über den knapp 140 000 Euro teuren Maserati gemacht, den er als Geschäftsführer fuhr. Er habe das Auto auch privat genutzt, hieß es im Urteil. Zudem habe Ehlert verschwiegen, dass ihm mit einem „explosiv motorisierten“ BMW X5 ein zweiter Dienstwagen zur Verfügung stand. Wäre dem Fiskus das bekannt gewesen, hätte die Treberhilfe den Status Gemeinnützigkeit und damit verbundene Steuerbefreiungen verloren.

Ehlert hörte das Urteil nach elfmonatiger Verhandlung kopfschüttelnd. Er hatte sich vor zwei Monaten als Angeklagter krank gemeldet. Der Prozess trat auf der Stelle. Bis die Richter am Montag entschieden: Er sei zumindest reisefähig. Man habe ihn in Caputh gesehen, bezogen sich die Richter auf eine Zeugin. Er fahre mit dem Taxi zur ambulanten Behandlung, er fehle im Prozess eigenmächtig.

Die Richter berieten gerade über das Urteil, als der 52-jährige Sozialunternehmer plötzlich im Saal 500 des Moabiter Kriminalgerichts auftauchte. Wieder ging es in die Beweisaufnahme. Hochrot im Gesicht begann Ehlert mit dem Schlusswort für den Angeklagten. Wieder wetterte er gegen die Anklage, die ihn kriminalisiert habe. Er sei ein erfolgreicher Sozialunternehmer gewesen. Ein Maserati als Dienstwagen sei nicht unangemessen gewesen, er habe wohl "gegen Vorurteile verstoßen". Dem Fiskus habe er keinerlei Tatsachen verheimlicht, es habe mit dem Maserati keine Privatfahrten gegeben.

Der studierte Pädagoge mit Faible für luxuriöse Fahrzeuge hatte den Maserati 2007 für die Treberhilfe als Firmenwagen angeschafft. Das Finanzamt habe beanstandet, dass der Luxuswagen keine angemessene Mittelverwendung sei, hieß es im Urteil. Ohne den Status Gemeinnützigkeit wären für 2007 und 2008 rund 570 000 Euro Gewerbe- und Körperschaftssteuern fällig geworden, so das Gericht. Ehlert sei der vollendeten und versuchten Steuerhinterziehung schuldig.

Die Treberhilfe begann Ende der 80er Jahre als Obdachlosenprojekt. Sie holte gescheiterte Menschen von der Straße, kümmerte sich um Jugendliche und Familien in Not. Ehlert kaufte Immobilien und eröffnete Wohnprojekte. Seine Treberhilfe betreute bis zu 3500 Menschen. Dann hielt ein Polizeiradar den Maserati in Mecklenburg fest. Weitere bizarre Umstände wurden bekannt: Ehlert als Mieter einer Dienstvilla am See und mit mehr als 300 000 Euro Jahresgehalt.

Die Richter rechneten aber strafmildernd an, „dass der Angeklagte nicht aus Gewinnstreben für sich, sondern für soziale Zwecke handelte“. Die Anklage hatte ein Jahr und zwei Monate Haft auf Bewährung verlangt, der Verteidiger Freispruch. Ehlert kündigte bereits Revision gegen das Urteil an: „Der Bundesgerichtshof wird entscheiden.“

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