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Schule: Der sterngewordene Traum

Das perfekte Coupé: Beim Mercedes-CL durften die Ingenieure ungebremst zeigen, was sie so drauf haben

Eine Fingercam bringt es überraschend deutlich an den Tag: Dieses Fahrwerk ist allererste Klasse. Noch ein paar Minuten zuvor hatte die kleine Kamera, montiert an einer Großraumlimousine derselben Marke, auf nicht gerade ebener Fahrbahn nur unbrauchbare Wackelbilder geliefert. Doch nun, auf dem Kotflügel mit dem glitzernden V12-Logo befestigt, ist alles anders. Denn selbst wenn die von der Optik erfassten Räder auf rauer Straße kräftig tanzen – die Karosserie bleibt absolut ruhig und damit auch das Bild, das sie während der Fahrt aufnahm.

Das Federungssystem Active Body Control (ABC) in seiner nunmehr dritten Generation bügelt alles weg, lässt das fast 2,2 Tonnen schwere Coupé souverän und ohne jedes Vibrieren über die Straße gleiten. Trotz flotten Tempos fahren wir mit minimaler Seitenneigung fast aufrecht durch die Kurven – und genießen das aus vollen Zügen. Denn so wie der neue Mercedes CL 600, der uns dieses Fahrvergnügen beschert, schwebt derzeit kein anderes Auto – selbst Fliegen ist oft sehr viel weniger komfortabel.

Der Aufwand für so viel Fahrkomfort allerdings ist hoch, sehr hoch. Und das spiegelt sich natürlich auch im Preis. Mindestens 149 640 Euro muss man für den Erwerb des CL 600 übrig haben. Selbst wer sich mit nur acht Zylindern bescheidet, wird beim CL 500 mit mindestens 105 850 Euro noch sechsstellig zur Kasse gebeten. Dafür allerdings ist der CL auch, wie es uns Hans-Dieter Multhaupt als Entwicklungsleiter für S-, SLCL-Klasse und Maybach erklärt, „seit Generationen unser Meisterstück in Exklusivität und Perfektion, ein Granturismo und sportlicher Reisewagen, in dem Komfort und Fahrspaß aufs Beste kombiniert sind.“

Dieses Auto setzt Maßstäbe. Und das nicht nur bei der Fahrkultur. Denn ob Design, Ausstattung, Triebstrang, Sicherheit: Mehr Sterne, als sie der neue CL in jeder dieser Disziplinen erreicht, sind derzeit nicht zu vergeben. Denn im Unterschied zu den in Großserien produzierten und manchmal verblüffend preiswerten Millionensellern, bei denen Controller mit extrem spitzem Bleistift um den letzten Cent bei den Produktionskosten kämpfen, ticken die Uhren bei derart exklusiven Autos ein wenig anders.

Hier haben Entwickler, Designer und Ingenieure die seltene Chance zu zeigen, was beim Automobilbau heute möglich ist. Und das macht die Fahrzeuge der neuen CL-Klasse zu Innovationsträgern und Trendsettern. Schon in den Vorgängermodellen des CL wurden viele heute allgemein verfügbare Techniken vorbereitet, wie zum Beispiel ABS und ESP, die inzwischen zum Serienstandard geworden sind. Zu den technischen Highlights in der neuen CL-Klasse gehört die sogenannte Pre-Safe-Bremse. Hier geht Mercedes-Benz bei der Verknüpfung von aktiver und passiver Sicherheit einen großen Schritt voran. Konnten Autos mit Pre-Safe bislang schon gewissermaßen reflexartig auf einen drohenden Unfall reagieren und ihre Sicherheitssysteme aktivieren, greift nun die Bremse erstmals autonom ins Geschehen ein. Denn auch wenn der Fahrer eine unfallträchtige Situation nicht oder noch nicht erkennt, wird die Bremse von sich aus aktiv und verzögert das Fahrzeug. Bislang ist das nur eine Teilbremsung – aber bei Nutzfahrzeugen ist man mit dem soeben in Hannover vorgestellten Active Brake Assist (Notbremsassistent) für schwere Lkw schon einen Schritt weiter; hier wird bereits eine Vollbremsung ausgelöst.

Für den Fahralltag hilfreich, insbesondere für staugeplagte Langstreckenfahrer, ist die weiterentwickelte Distronic Plus. Ihr Regelbereich reicht nun von 0 bis 200 km/h. Nähert man sich mit ihr einem Stau, dann bremst sie das Fahrzeug nun bis zum Halt am Stauende automatisch ab. Und sie beschleunigt wieder bis zum Wunschtempo, sobald es die Verkehrslage erlaubt; ein perfekter Stauassistent also.

Doch ob Intelligent Light System, Nachtsicht-Assistent oder Parkassistent: Die neue CL-Klasse setzt sich nicht nur technisch an die Spitze, sondern auch beim Design. Denn unverkennbar deutet sich hier mit dem Wechselspiel markanter Linien und ruhiger Flächen der Trend zu einem neuen Purismus im Mercedes-Design an, das dabei dem grundsätzlichen Credo treu bleibt – „ein Mercedes muss immer aussehen wie ein Mercedes“. Wo immer wir mit diesem Auto auftauchen, zieht es mit seiner eleganten Linie, der großen Panorama-Heckscheibe und der gestreckten Seitenlinie ohne B-Säule die Blicke magisch auf sich. Die Front zeigt unverkennbare Sportwagenelemente, und der zentrale große Stern, der Lamellenkühler und die kleiner gewordenen Scheinwerfer signalisieren deutlicher als bisher, dass man es mit einem kraftvollen Auto zu tun hat.

Dessen Leistungspotenzial ist beachtlich. Denn beide Motoren im CL haben spürbar zugelegt. Bereits der V8 mit nun 285 kW (388 PS) lässt den CL 500 in nur 5,4 Sekunden auf Tempo 100 spurten. Besonders beeindruckend dabei ist, wie der V12 mit seinen 380 kW (517 PS) und dem bereits bei 1900/min verfügbaren und bis 3500 auf diesem Niveau bleibenden bulligen Drehmoment von 830 Nm zur Sache geht. Denn nach nur 4,6 Sekunden erreicht das doch recht schwere 5,07 m lange Coupé mit einer verblüffenden Leichtigkeit und überraschend leise Tempo 100 und lässt selbst Hochleistungssportler alt aussehen. Und wann immer man während der Fahrt das Gaspedal antippt, der Motor ist bei den ersten Probefahrten spontan und kraftvoll da.

Es ist ein Genuss, diese souveräne Leistungsentfaltung und den exzellenten Fahrkomfort in der Clubatmosphäre des mit edlem Holz, feinem Leder und allem denkbaren Komfort ausgestatteten CL-Interieur zu erleben. Und es verblüfft, wie schnell wir uns im CL mit seinen trotz der unendlichen Funktionsvielfalt nur wenigen Bedienelementen zurechtfinden. Zugegeben, um Comand in allen Funktionen zu erfassen, muss man sich schon ein wenig einarbeiten. Aber die wichtigsten Funktionen sind für den Zugriff des Fahrers direkt verfügbar. Ein Traum von einem Auto, eines mit trotz vieler S-Klasse-Anklänge sehr eigenem Stil – schön, dass wenigstens Träumen nichts kostet.

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